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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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vergessen?« Die pustelartigen Rezeptoren im Wulstbogen, der von der einen Seite des Kopfes zur anderen reichte, schienen fast so zu glühen wie der Diamant in Valdorians Hand. Ultraschall- und Radarsignale vermittelten dem Taruf ein »Bild« seiner Umgebung. »Womit kann ich Ihnen diesmal zu Diensten sein.«
    Die Idee fand zum ersten Mal Niederschlag in Worten. »Ist es möglich, die zwischen den beiden kognitiven Kristallen ausgetauschten empathischen Emanationen zu verstärken? Lässt sich auf diese Weise … Einfluss nehmen?«
    Der Taruf musterte ihn ohne Augen, und Valdorian empfand es als seltsam, in ein trotz des Wulstes leer wirkendes Gesicht zu sehen.
    »Möchten Sie empfangene oder gesendete empathische Signale verstärken?«, fragte der Taruf, und aus irgendeinem Grund war Valdorian sicher, dass der Händler wusste, worum es ihm ging.
    »Gesendete«, sagte er.
    Erneut zögerte der Taruf kurz. »Dachten Sie an … geistige Manipulation?«
    Valdorian griff in eine Tasche und holte eine dünne Karte hervor. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Ein Identer.«
    »Überprüfen Sie ihn.«
    Der sehr dürre und wie gläsern wirkende Taruf gab einen gurrenden Laut von sich, und sofort kam der mobile Servo herangeflogen. Die Libelle schlug mit ihren irisierenden pseudorealen Flügeln und richtete einen Sondierungsstrahl auf den Identer, den der Taruf dicht vor sie hielt. Ein Projektionsfeld bildete sich neben dem Servo, gefüllt mit Zeichen, die Valdorian nicht zu deuten wusste.
    »Ein neutraler Identer«, sagte der Taruf. »Mit fünfhunderttausend Transtel geladen. Ich … verstehe.« Er wiederholte den gurrenden Laut und fügte dann hinzu: »Ich möchte nicht gestört werden.« Und zu Valdorian: »Bitte begleiten Sie mich.«
    Sie verließen den Ausstellungsraum und gingen durch einen dunklen Korridor, in dem Valdorian kaum etwas sehen konnte. »Manchmal entwickeln sich Beziehungen nicht in die gewünschte Richtung«, sagte vor ihm der Taruf. »Abergläubische versuchen es noch heute mit Liebestränken. Aber es gibt wirkungsvollere Methoden.«
    Ein blasser Sondierungsstrahl strich über sie beide hinweg, und mit einem leisen Summen öffnete sich eine schmale Tür. Dahinter erstreckte sich ein mittelgroßer Raum, in dem es nur wenig heller war als im Korridor. Valdorians Augen hatten sich inzwischen an die Düsternis gewöhnt, und sein Blick glitt über Stahlkeramikwände mit hunderten von Sicherheitsfächern.
    Der Taruf trat in die Mitte des Raums. »Archiv«, sagte er.
    Direkt vor ihm bildete sich ein pseudoreales Darstellungsfeld, und die Schriftzeichen darin ähnelten denen, die Valdorian zuvor im Projektionsfeld des mobilen Servos gesehen hatte.
    »Mal sehen«, sagte der Taruf, und es erstaunte Valdorian, dass er von »sehen« sprach, obwohl ihm eine solche Wahrnehmung doch völlig fremd sein musste. Vielleicht gab es in InterLingua kein angemessenes sprachliches Äquivalent. »Ah, ja …« Wieder gab er gurrende Töne von sich, und es klickte leise – eines der Sicherheitsfächer öffnete sich. Der Taruf entnahm ihm einen kleinen Gegenstand, der wie ein Kom-Modul aussah, und hob ihn, damit Valdorian ihn sehen konnte.
    »Das ist ein empathischer Amplifikator von Ksid«, erklärte er. »Solche Geräte sind bei meinem Volk verboten. Was nicht bedeutet, dass kein Markt für sie existiert. Es gibt immer Personen, die gewissen Dingen ein wenig nachhelfen möchten. Ich empfehle Ihnen Diskretion.«
    Valdorian nickte. »Die gleiche Empfehlung richte ich an Sie.«
    »Oh, seien Sie unbesorgt. Meine Kunden sind mir viel zu wichtig.« Der Taruf hob noch einmal den neutralen Identer und ließ ihn dann in einer Tasche der Kleidung verschwinden, die seinen halb transparenten Körper an nur wenigen Stellen bedeckte.
    Valdorian nahm den kleinen Apparat entgegen, drehte ihn hin und her. »Wie funktioniert er?«
    »Er justiert sich automatisch auf die Emanationen des kognitiven Diamanten, den Sie bei sich tragen. Normalerweise handelt es sich dabei um sehr kleine Exemplare. Bei einem so großen wie dem Ihren dürfte es keine Justierungsprobleme geben. Wenn Sie sich dann auf die empathische Brücke zwischen den Zwillingskristallen konzentrieren, können Sie beim … Empfänger bestimmte Gefühle verstärken. Wenn Sie sich daran gewöhnt haben, fällt es Ihnen ganz leicht. Heben Sie den Amplifikator ans Ohr.«
    Valdorian kam der Aufforderung nach und hörte ein Rauschen, wie aus dem Inneren einer Muschel. Dann wurde aus dem Rauschen ein

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