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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Raunen: Mehrere Stimmen flüsterten wortlos von Gefühlen und Empfindungen, kaum voneinander zu trennen. Und das Raunen veränderte sich, schien bestrebt zu sein, sich seinen eigenen Emotionen anzupassen.
    Das Taruf-Gerät war nicht nur ein Amplifikator, sondern erlaubte auch empathische Projektionen.
    Hoffnung entstand in Valdorian. Er ließ das Gerät sinken und steckte es ein. »Danke.«
    »Ich bringe Sie zur Tür.«
     
    Der Taruf blickte durch die breite Präsentationsscheibe hinaus und beobachtete, wie Valdorian in einen Levitatorwagen stieg und fortflog. Daraufhin drehte er sich um und gurrte: »Den Laden schließen.«
    Der mobile Servo zirpte bestätigend, aber der Taruf achtete gar nicht darauf, verließ den Ausstellungsraum und eilte durch den Korridor, der nur für einen Menschen »dunkel« war. Von einem Emissionsorgan ständig ausgesandte Ultraschall- und Radarsignale reflektierten von nahen und fernen Objekten, und der Rezeptorwulst verarbeitete die Echos zu einem räumlichen Bild, das dem Gehirn des Tarufs weitaus mehr Informationen vermittelte als reines visuelles »Sehen«.
    Seine hastigen Schritte führten ihn am Zugang des Zimmers mit den vielen Sicherheitsfächern vorbei zu einem anderen Raum, kleiner als der, in den er Valdorian geführt hatte, eigentlich nur eine Kammer. Mehrere energetische Siegel schirmten ihn ab, öffneten sich vor dem Taruf und schlossen sich hinter ihm, trennten ihn vollkommen von der Außenwelt – es gab keine Sondierungssignale, die die energetische Barriere durchdringen konnten.
    Ein Kontrollservo reagierte auf die Präsenz des Tarufs und aktivierte die autarke Energieversorgung. Mitten in dem kleinen Raum, der bis eben völlig dunkel gewesen war, entstand ein kleines, vages Licht und wuchs, dehnte sich immer mehr aus, bis es das Zimmer ganz füllte. Der Taruf sah es nicht, aber er fühlte es, wie eine sanfte Berührung, die ihn mit wilder Vorfreude erfüllte. Er begann zu zittern, zwang sich zur Ruhe.
    Auf menschliche Augen hätte das Licht seltsam kalt und irgendwie unwirklich gewirkt. Es war kein gewöhnliches Licht – es kam aus der Vergangenheit.
    Das vage Licht tastete über die Wände des Zimmers, über spiegelartige Segmente, die nicht von Tintiran stammten, sondern von der Taruf-Welt Ksid, aus der Gorikon-Anomalie im Tal der Stürme, weit entfernt von den großen Himmelsstädten. Sie waren Teil eines Zeitportals gewesen.
    Energiefäden krochen wie dünne Schlangen aus den Spiegeln, wanden sich mit leisem Knistern hin und her und glitten dorthin, wo das erste Licht entstanden war, in den Mittelpunkt der Kammer, wo inzwischen der Taruf stand. Er atmete schneller, als sich die glühenden Fäden in seinen wie gläsernen Leib bohrten, spürte dabei ein kurzes Brennen, das sich jedoch in seiner Aufregung verlor.
    Ein Teil seines Bewusstseins wirbelte durch die Äonen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er.
    Jemand hörte ihn im Null, in der Sphäre der Temporalen.
    »Berichte«, flüsterte eine Stimme, und der Taruf erkannte sie sofort. Sie gehörte Agorax und versprach Glück.
    Zwei große Augen, schwarz wie der Weltraum, blickten aus der Vergangenheit, in der sie seit dem verlorenen Krieg gefangen waren.
    »Er war hier«, brachte der Taruf aufgeregt hervor.
    »Er?«, raunte es tief unten im Abgrund der Ewigkeit.
    »Valdorian. Er kam wegen des Amplifikators, wie vorgesehen. Alles deutet darauf hin, dass die Entwicklungsmuster die gewünschte Struktur bekommen. Und er ahnt nichts.«
    »Das ist ausgezeichnet«, flüsterte Agorax. »Du hast eine Belohnung verdient.«
    Der Taruf empfing Ekstase.
     
     

Im Null
    Agorax nahm den Platz eines Observanten ein und ruhte am Ende des Beobachtungstunnels in einem Sicherheitsgerüst, das ihn vor dem Sog bewahrte. An diesem Ort, unmittelbar am Rand des Null, machte sich das Zerren des desintegrierenden Schildes bemerkbar, mit dem Kantaki und Feyn das Null umgeben hatten. Agorax blickte hinaus in das farblose Wabern, das jeden Eternen zerfetzt hätte, auch einen unsterblichen Säkularen. Er erinnerte sich an den temporalen Krieg, an dem er selbst teilgenommen hatte, an die direkte Kontrolle, die Suggestoren wie er auf Menschen und die Angehörigen anderer Völker ausgeübt hatten. Das war jetzt nicht mehr möglich. Durch Ritzen, Risse und Fugen mussten sie ihre Gedanken und Gefühle aus dieser tiefen Schlucht in der Zeit nach oben in die Zukunft schicken. Manchmal gelang es ihnen dadurch, hier ein Zeitquant zu ändern, damit dort

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