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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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versorgt. Doch der Nexus diente auch und vor allem als Treffpunkt für die Kantaki, als eine Stätte sozialer Kontakte und Aktivitäten, über die Lidia kaum etwas wusste. Derartige Raumstationen gab es auch in den einzelnen Spiralarmen der Milchstraße, hatte sie von Floyd und anderen Piloten gehört, doch die meisten befanden sich im intergalaktischen Leerraum. Sie waren gewissermaßen Sprungbretter zu anderen Galaxien.
    »Lass uns zum Nachrichtenzentrum gehen«, schlug Floyd vor. »Vielleicht warten dort Mitteilungen auf uns.«
    Lidia nickte und wandte sich vom Panoramafenster ab. Sie schritten durch einen breiten Korridor, der ins Innere des Nexus führte und hell erleuchtet war, ein sicherer Hinweis darauf, dass er nur selten von den Kantaki benutzt wurde, die ein diffuses Halbdunkel bevorzugten. Auch hier kam es gelegentlich zu perspektivischen Verzerrungen, die darauf hinwiesen, dass der Zylinder innen größer war, als die äußeren Abmessungen vermuten ließen. Lidia hatte sich inzwischen längst daran gewöhnt und empfand dies nicht mehr als verwirrend.
    Mitteilungen konnten Kantaki-Piloten fast nur in einem solchen Nexus erreichen, denn sie waren ständig unterwegs, noch dazu abseits des Zeitstroms, in einer Dimension zwischen den Dimensionen. Wer einem Piloten eine Nachricht schicken wollte, wandte sich an ein Kommunikationszentrum der Akuhaschi, und von dort aus wurde die Mitteilung durch das spezielle Kom-Netz der Kantaki zu den Raumstationen weitergeleitet. Es spielte keine Rolle, welchen Nexus der Pilot, für den die Nachricht bestimmt war, erreichte. Sie wartete überall auf ihn, in jeder Raumstation, so als gäbe es zwischen ihnen Verbindungen, für die Zeit und Raum keine Rolle spielten.
    Nach einigen Dutzend Metern führte der Korridor in einen großen offenen Bereich mit zahllosen exotischen Pflanzen von Welten, deren Namen Lidia nicht einmal kannte. Die üppig gedeihende und aromatisch duftende Flora bildete mehr oder minder große Ansammlungen in einem Hohlraum, der nach Lidias Schätzungen mindestens fünfhundert Meter durchmaß. Grünen Inseln gleich schwebten sie in Sektionen mit variabler Schwerkraft, wie kleine Gärten in einer großen, dreidimensionalen Parkanlage. Künstliche Sonnen, jeweils mit einem Durchmesser von mehreren Metern, glitten auf programmierten Flugbahnen umher, spendeten Licht für die Pflanzen und die vielen Besucher des Parks.
    »Siehst du alles?«, fragte Lidia aus reiner Angewohnheit. An Bord von Mutter Krirs Schiff brauchte Floyd nicht einmal eine Sehhilfe; dort konnte er sich bestens orientieren. Und im Transraum sah er mehr, als ein gewöhnlicher Mensch jemals gesehen hätte. Doch in anderen Umgebungen gewann er nicht immer so gute Eindrücke von dem, was ihn umgab.
    »Ja«, erwiderte der alte Floyd. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug er einen lindgrünen Overall mit Kantaki-Symbolen an Brust und Schulter. Lidia hatte sich für eine bequeme Hose und einen Pulli entschieden. »Eine interessante Anlage.« Er reichte Lidia die Hand. »Komm.«
    Gemeinsam traten sie einen Schritt vor, stießen sich ab und flogen in einer Zone sehr geringer Schwerkraft empor. Sie kamen an einer künstlichen Sonne vorbei, die kurz verharrte, um sie passieren zu lassen, und Lidia spürte, dass nicht nur Licht von ihr ausging, sondern auch angenehme Wärme. Hier und dort sah sie einige meditierende Akuhaschi, aber die meisten Besucher dieses Bereichs waren Kantaki-Piloten und ihre Konfidenten. Lidia sah sich staunend um.
    Sie bemerkte nicht nur Menschen, sondern auch die Angehörigen anderer Völker, und manche von ihnen wirkten so fremdartig, dass sie ihren Blick gern länger auf sie gerichtet hätte, aber die Höflichkeit gebot, sie nicht anzustarren. Unter einem Baum, der sie an eine Strandkiefer erinnerte, sah sie sogar einen dreibeinigen Horgh. Nun, ein Horgh als Kantaki-Pilot hatte zweifellos Seltenheitswert.
    Mitten in der großen Parkkaverne gab es den größten Garten, und dort war die Schwerkraft hoch genug, damit sie über die Pfade schlendern konnten, die an blühenden Stauden und Blumenarrangements vorbeiführten. Kleine Plätze mit Sitzgelegenheiten nicht nur für Menschen luden zum Verweilen ein. Lidia atmete tief durch, genoss den würzigen Duft und fühlte sich wohl.
    Sie wanderten über einen der Wege, unter dem Blätterdach hoher Bäume, die dem Licht einer stationären künstlichen Sonne entgegenwuchsen. Als sie an einem der kleinen Ruheplätze vorbeikamen, erklang

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