Kantaki 02 - Der Metamorph
Bühne dieser Konfrontation nichts zu suchen.
Lutor befand sich erst seit kurzer Zeit auf Kerberos, aber er glaubte sich dem Metamorph dicht auf den Fersen. Falls Raimon wirklich der Metamorph war. Vielleicht, mit ein wenig Glück, konnte er ihn noch an diesem Abend stellen.
Als er den Levitatorwagen nach unten lenkte, den oberen Flugkorridoren der Stadt entgegen, weckte eine aus dem Augenwinkel wahrgenommene Bewegung seine Aufmerksamkeit. Er drehte den Kopf, sah übers Riffmeer und den bunten Lichterreigen hinweg, der dort blinkte und glänzte, wo die künstliche Insel des Autokraten schwamm. Ein ganzes Stück hinter der Insel flirrte die Luft wie von großer Hitze, und ein großes schwarzes Etwas stieg auf, ein gewaltiges Objekt, das lebendig wirkte.
Lutor blinzelte verblüfft, und als er erneut hinsah, war das Etwas verschwunden.
Dafür existierte die Stadt unter ihm nicht mehr.
Ein viel größeres Delta mit nur wenigen Inseln breitete sich unten aus, im Licht einer Sonne, die wie aufgebläht am Himmel hing. Lutor starrte verblüfft in die Tiefe und sah nicht ein einziges Gebäude. Nirgends deutete etwas darauf hin, dass sich Menschen an diesem Ort aufhielten oder jemals aufgehalten hatten.
Vor ihm flackerte es rot, als alle Sicherheitssysteme des Levitatorwagens gleichzeitig Alarm gaben.
Die Nacht war zum Tag geworden, und die Sonne gleißte auf ein von Menschen völlig unberührtes Acherondelta hinab. Die Luft schien fast unbewegt zu sein, und doch wurde der Levitatorwagen plötzlich hin und her geworfen. Feine Risse bildeten sich in der Frontscheibe, und in der tragenden Struktur aus Stahlkeramik und Synthomasse knarrte und knackte es. Die Darstellungsfelder vor Lutor flackerten, aber die in ihnen angezeigten Daten ergaben überhaupt keinen Sinn. Die verschiedenen Servi des Levitatorwagens schienen oben und unten, links und rechts miteinander zu verwechseln. Er betätigte die manuellen Kontrollen…
… und stand plötzlich in dem Apartment, das NHD ihm zur Verfügung gestellt hatte. Jenseits der Fenster jagten giftgrüne und blutrote Wolken über einen brennenden Himmel. Lutor wich von diesem Anblick zurück, wandte sich der Tür zu, öffnete sie… und sah in einen schwarzen Schlund. Wind heulte, zerrte an ihm, wollte ihn in den Schlund reißen. Er hielt sich fest, kämpfte gegen das Zerren an und warf die Tür zu.
Jähe Stille herrschte, und in dieser Stille hörte er Worte, wie ein Flüstern aus der Ferne: Ich warte auf dich.
Ein Blinzeln, mehr nicht…
… und er saß wieder im Levitatorwagen. Nacht umgab ihn, unten glühten die Lichter der Stadt, und über dem Kontinentalwald flackerten Blitze. Wolken rissen auf, und das Licht eines Mondes fiel aufs Riffmeer, auf den schwarzen Schatten, der sich aus ihm erhob, wie ein Teil der Nacht, der beschlossen hatte, jedes Licht zu verschlucken.
Der Levitatorwagen fiel.
Lutors Hände huschten über die Kontrollen…
… Grau. Eine graue Welt erstreckte sich um ihn herum. Wo einst der Kontinentalwald gewuchert und geblüht hatte, ragten farblose Gerippe auf, und dort, wo sich die Stadt Chiron erstreckt hatte, bedeckte grauer Staub wie ein Leichentuch den Boden. Lutor setzte langsam einen Fuß vor den anderen, atmete heiße, trockene Luft, als er die kläglichen Reste von Stahlkeramikmauern betrachtete. Nichts regte sich in dieser sterilen, toten Umgebung; nicht einmal Insekten flogen.
»Dies ist nicht die Realität«, sagte er laut, und wie um sich selbst zu überzeugen. »Ich sitze in einem Levitatorwagen und…«
Abrupt blieb er stehen. Ich sitze in einem abstürzenden Levitatorwagen!
Aus irgendeinem Grund begann er zu laufen, als könnte er dadurch die räumliche und zeitliche Distanz zur ihm vertrauten Wirklichkeit verkürzen.
Ich warte auf dich.
Eine Stadt wie ein Lichtermeer, eingebettet in Dunkelheit. Und der Levitatorwagen stürzte ihr entgegen. Lutor gelang es, ihn abzufangen und das Levitationskissen zu stabilisieren, um Kollisionen mit Fahrzeugen in den oberen Verkehrskorridoren zu vermeiden. Er glaubte bereits, den Wagen wieder unter Kontrolle zu haben, als ihn etwas beiseite schleuderte, wie der Fausthieb eines Titanen…
Erneut stand er in dem alles umfassenden Grau, und sofort bemerkte Lutor zwei Unterschiede. Aus den Resten von Stahlkeramik waren vollständige Gebäude geworden, die allerdings uralt wirkten, leblos, seit langem verlassen. Und er war nicht mehr Lutor, sondern Kordun, der Krieger aus dem Nordland.
Das war völlig
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