Kantaki 02 - Der Metamorph
in den zweiten Stock, ohne dass ihn jemand anhielt, was vielleicht an seiner schlichten, unauffälligen Kleidung lag – er fiel nicht gern auf, hielt sich lieber zurück und beobachtete. Als er sich dem Büro des Großkommissars näherte, trat ihm ein kräftig gebauter Sekurito entgegen. »Sie wünschen?«
»Ich bin Edwald Emmerson, planetarer Direktor von NHD Kerberos«, sagte er ruhig. »Ich möchte zu Petrokos.«
Der Sekurito musterte ihn argwöhnisch. »Planetarer Direktor? Sie…«
»Bitte geben Sie dem Großkommissar Bescheid«, sagte Emmerson und verlieh seinen Worten diesmal eine gewisse Schärfe.
Der Mann trat durch die nahe Tür. Zehn Sekunden später kam er wieder zum Vorschein, von Petrokos in den Flur geschoben. »Kommen Sie herein, Emmerson. Ich habe Sie nicht erwartet. Wenn Sie sich angekündigt hätten…«
»Mein Kom-Servo funktionierte nicht.«
»Planetarer Direktor, wie? Man hat Sie befördert.«
»Ja. Und mein Vorgänger ist tot. Ihre Leute haben mich verständigt. Ich bin in Lorgards Wohnung gewesen, als es geschah.«
»Es«, wiederholte Petrokos und nahm hinter einem Schreibtisch Platz, über dem mindestens zehn unterschiedlich große pseudoreale Darstellungsbereiche leuchteten. Einige zeigten Einsatzorte der Sekuritos in der Stadt, andere die übermittelten Daten von Situationsbewertungen und Lageberichten.
Emmerson kannte Petrokos seit vielen Jahren und hielt ihn für eine Art Seelenbruder. Der große, bullige Mann mit dem dunklen krausen Haar und den tatzenartigen Händen war wie er selbst durch und durch Polizist, jemand, dem es in erster Linie um das Gesetz ging, um Ordnung und die Einhaltung von Regeln. Bei einem privaten Gespräch, das erst wenige Monate zurücklag, hatte sich Petrokos selbst als Bauarbeiter im Gerüst der Zivilisation beschrieben: Leute wie er achteten darauf, dass alles stabil blieb und nichts einstürzte.
»Was ist geschehen?«
Der Großkommissar lehnte sich zurück, breitete die Arme aus und ließ sie wieder sinken. »Ich habe keine Ahnung. Irgendetwas hat sich störend auf Levitatoren, Datenservi und andere technische Dinge ausgewirkt. Levitatorwagen sind abgestürzt. Es gab Tote, zum Glück nicht allzu viele, und viele, viele Verletzte. Manche Leute berichten von seltsamen Halluzinationen…«
Emmerson nickte und schilderte seine sonderbaren Erlebnisse in Lorgards Apartment.
Ein Sekurito kam mit Berichten herein und öffnete den Mund, aber Petrokos winkte ihn sofort wieder hinaus und berührte ein Schaltelement auf dem Schreibtisch. Die Tür schloss sich.
»Etwas Seltsames geschieht«, sagte Emmerson und fragte sich, ob es einen Zusammenhang mit dem Metamorph gab.
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Es treffen laufend Berichte ein. Sobald ich einen Überblick bekommen habe, gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Danke«, sagte Emmerson. »Aber ich bin nicht nur deshalb hier. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
»Wenn ich helfen kann…«
»Haben Sie von einem gewissen Lutor gehört?«
»Meinen Sie den Mann, der im Auftrag von Globaldirektor Turannen nach Kerberos gekommen ist?«
»Ja. War er hier?«
»Nein. Aber ich habe von ihm gehört. Arkan erwähnte ihn in seinen Berichten. Scheint ein ziemlich unsympathischer Bursche zu sein.«
»Gelinde gesagt. Ist Arkan in der Zitadelle?« Emmerson kannte jenen Sekurito: ein älterer Mann mit Erfahrung.
»Ja. Er stellt Nachforschungen in Hinsicht auf zwei seltsame Morde an. Ein gewisser Bruder Eklund und ein Junge namens Raimon scheinen irgendwie darin verwickelt zu sein. Dieser Lutor hat Arkan zu verstehen gegeben, dass er sich aus der Sache heraushalten soll. Wir sollen uns auf die Rolle von Beobachtern beschränken und ihn informieren, wenn wir etwas herausfinden, ansonsten aber alles ihm überlassen.« Petrokos fügte seinen Worten ein Schnaufen hinzu, das deutlich zu verstehen gab, was er von der Sache hielt.
»Finden Sie Bruder Eklund und den Jungen für mich. Geben Sie mir Bescheid, und informieren Sie Lutor erst später. Ich möchte vor ihm Zugriff auf die beiden haben.«
Das weckte Petrokos’ berufliches Interesse. »Was wissen Sie, Edwald? Worum geht es?«
»Es handelt sich um eine NHD-Angelegenheit.«
»Und Sie können oder wollen nicht darüber reden?«
»Nein. Tut mir Leid.«
»Es tut Ihnen nicht Leid, aber ich verstehe«, sagte Petrokos. »Na schön. Ich gebe eine Fahndungsanweisung heraus. Alles ganz diskret.«
»Danke.« Emmerson stand auf. »Ich möchte nicht noch mehr von Ihrer
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