Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
waren. Er stieg aus dem Meer und gewann schnell an Höhe, sah die Stadt Chiron unter sich und hörte das Donnern der Triebwerke interplanetarer Kampfschiffe, seiner Schiffe, seiner Flotte, mit der er nach Kerberos gekommen war.
    // Transferenergie wird gesammelt. \\
    Wolkenfetzen strichen an Valdorian vorbei, und tief unten, im Blau des Riffmeers sah er einen goldenen Glanz. Etwas anderes, das zweite Artefakt – die Konziliantin, wusste er – stieg ebenfalls auf. Der Ozean begann zu brodeln, nicht von der Masse des goldenen Sterns gestört, sondern von den hyperdimensionalen Strudeln, die der Keim verursachte.
    Hohe Wellen bildeten sich, rollten der Millionenstadt an der Küste entgegen…
    Das schwarze All empfing etwas, das noch schwärzer war.
    »Finde den Weg«, sagte Olkin jenseits der Membran, der das Spiel vom runden Tisch mit den Spielern trennte. »Finde den Weg zum Null.«
    Erneut sah Valdorian mit Augen, die nicht ihm gehörten, und er betrachtete Muster, nicht im Raum, sondern in der Zeit. Muster, die sich in den Farben des Gerüstes wiederholten und auf bunte Schächte hinwiesen, die durch die Zeit reichten, durch temporale Kapillaren miteinander verbunden – jeder von ihnen führte in ein anderes Meer der Zeit, in ein anderes Kontinuum aus Epochen, linear und nichtlinear.
    Valdorian atmete tief durch und nahm eine Kraft in sich auf, die ihm ebenso wenig gehörte wie diese Augen und Ohren. Er griff nach der Transferenergie, und sie vermittelte ihm ein angenehmes Gefühl.
    Er lächelte – und erschrak über das Lächeln, denn etwas in ihm kam sich vor wie ein Sklave, der an den eigenen Ketten Gefallen fand.
    Der gelbe Stern folgte ihm durch die Atmosphäre des Planeten, und noch immer ging von ihm eine Kraft aus, die einen Kontakt mit ihm herzustellen versuchte. Sie ließ nach, als Dutzende von Hefok-Kanonen der Konziliantenkapsel destruktive Energie entgegenschleuderten. Die Strahlen erreichten den Stern nicht, ebenso wenig wie die Raketenschwärme, die wie zornige kosmische Hornissen durchs All rasten – vor dem gelben Stern gerieten sie in einen Entropiegraben und verschwanden.
    Die Konziliantenkapsel wurde schneller und näherte sich, schenkte den Kampfschiffen der Arsenalflotte, die auch weiterhin feuerten, keine Beachtung. Etwas streckte sich dem Keim entgegen und versuchte, ihn aufzuhalten. Valdorian fühlte, wie der externe Einfluss erneut zunahm, und gleichzeitig wuchs das Fremde in seinem Geist, dehnte sich zwischen seinen Gedanken aus und ergriff vollständig von ihnen Besitz; die externe Kraft konnte ihn nicht mehr erreichen. Ein Teil von ihm – ein Teil des Keims – löste sich und sprang dem gelben Stern entgegen, ohne im Entropiegraben zu verschwinden. Der Splitter setzte über ihn hinweg und traf die Kapsel, einen der siebzehn langen Dornen, der sich daraufhin verfärbte.
    Der gelbe Stern blieb hinter dem jungen Omnivor zurück.
    Valdorian freute sich über den Erfolg des Offensivums und fragte sich, ob es wirklich seine eigene Freude war. Er spürte das Warten der anderen Geschöpfe im Spiel, und Olkins Gesicht erschien am Himmel über seiner Spiel-Arena.
    »Finde den Weg«, wiederholte der Gnom. »Finde den Weg zum Null.«
    Der Planet Kerberos und die Blase, die das Hades-System vom Rest des Universums separierte, verschwanden. Finger berührten die Membran, die Finger von Jonathan, des Autokraten und der anderen Spieler, und die Kontakte veranlassten die übrigen Spielfiguren zu neuer Aktivität. Valdorian spürte, wie sie auf ihre eigene Art und Weise aktiv wurden, ohne dass er sie dabei beobachten konnte. Er fühlte auch, wie die Mobilität des Keims zunahm. Weitere Formen entstanden direkt vor Valdorian, die eine grün, die andere blutrot, und er drückte ihre glühenden Kontaktpunkte aneinander. Direkt über ihm öffnete sich ein karmesinroter Schacht, und der vordere Teil des Gerüstes ragte in ihn hinein, wies den Weg zum Ziel. Die Separationsblase wurde zu einem energetischen Katapult, das den Keim in den Tunnel durch die Zeit schleuderte.
    Triumph vibrierte durch die inneren Kosmen des jungen Omnivors, denn er war unterwegs und der Konziliantin entkommen.
    Durch fremde Augen und Ohren beobachtete Valdorian die Wände des Schachtes, durch den er fiel. Sie bestanden aus temporalen Kapillaren, die in verschiedene Epochen führten, geprägt von unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsmustern.
    Die von Valdorian zusammengesetzten geometrischen Formen wiesen den Weg. Eine tiefe

Weitere Kostenlose Bücher