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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Primus wusste davon«, sagte Cordoban nach einer kurzen Pause, und seine Stimme war jetzt deutlich kühler. »Das Projekt geht allein auf meine Initiative zurück, und es gibt nur wenige Eingeweihte …«
    »Ich bin auf Kerberos gewesen, in meinem Universum«, sagte Valdorian, und er dachte: Aber ich habe mich dort gar nicht für den Metamorph interessiert. Agoron hat mich dort zum Omnivorkeim geführt und endgültig zum Sklaven gemacht. Er fragte sich, ob es auch in diesem Kosmos zwei Artefakte auf Kerberos gab, beide etwa zwanzig Millionen Jahre alt.
    Wieder schwieg Cordoban einige Sekunden lang und maß Valdorian dabei mit einem nachdenklichen Blick. »Die ersten Metamorphe sind einsatzbereit. Wir können mit der operativen Phase des Projekts Menschenmacht beginnen.«
    »Viktor?«
    Diesmal blieb Cordobans Gesicht ausdruckslos. »Ja. Wir bekommen auf einen Schlag die Kontrolle über die Blassen. Viktor wird die neuen Verträge unterzeichnen, die ich bereits vorbereitet habe, und anschließend stehen uns hunderte von Horgh-Schiffen zur Verfügung. Natürlich wird er nicht sofort ganz auf unsere Seite wechseln, das würde Verdacht erregen und auch die Kantaki verärgern – beides gilt es zu vermeiden. Mit der nach und nach erfolgenden Übernahme der Piloten gewinnen wir auch Kontrolle über die Kantaki-Raumfahrt.«
    Es konnte gelingen, wusste Valdorian. Es konnte tatsächlich gelingen. Aber was spielten solche Erfolge für eine Rolle, wenn sich jederzeit alles verändern konnte, wenn eine Zeitmanipulation der Temporalen die historische Struktur dieses Universums änderte, was dazu führte, dass es hier vielleicht nie ein Projekt Menschenmacht gegeben hatte? Nichts war stabil. Es gab keine Garantie dafür, dass die Dinge so blieben, wie sie jetzt waren. So sah Valdorian die Situation, aber er stand außerhalb dieser Welt, in der Cordoban sein ganzes Leben verbracht hatte.
    Und dann sah Valdorian noch etwas anderes. Eine ganz neue Gefahr, mit der er nicht gerechnet hatte.
    Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Cordoban wäre nicht Cordoban gewesen, wenn er die subtilen Veränderungen in Valdorians Gesicht nicht bemerkt und gedeutet hätte.
    »Wie nützlich können Sie mir sein, Primus?«, fragte der Stratege.
    »Sie wollen mich ebenfalls durch einen Metamorph ersetzen, nicht wahr? So wie Viktor.«
    Cordoban zögerte gerade lange genug, um den Zweifel nicht aus Valdorian zu verbannen. »Das wäre eine ungeheure Verschwendung von Ressourcen. Sie helfen mir bereits. Viktor nicht. Und es dauert ziemlich lange, einen Metamorph heranwachsen zu lassen. Wir brauchen sie für lohnendere Ziele.«
    Mit einem Ruck stand Cordoban auf. »Sie haben mir heute gute Dienste geleistet, und morgen empfangen wir Viktor. Bis dahin haben Sie sich etwas … Entspannung verdient.«
    »Entspannung?«
    »Ich habe eine Überraschung für Sie, Primus. Ihre Frau ist da.«
    »Meine Frau?« Valdorian erinnerte sich daran, von Lidia einen Hinweis gehört zu haben. Ihre Frau hat sich bestimmt sehr über Ihre Genesung gefreut, nicht wahr?
    »Und natürlich auch Ihr Sohn.«
     
    Die aus insgesamt sieben Zimmern bestehende Suite an Bord der Orbitalstation bot den Luxus, den Valdorian gewohnt war und dem er jetzt überhaupt keine Beachtung schenkte. Seine Aufmerksamkeit galt allein der hoch gewachsenen Frau, die gerade den zentralen Salon betreten hatte, in Begleitung eines Mannes, der kaum älter als zwanzig Standardjahre sein konnte und in dessen Augen … ein seltsames Funkeln lag. Er hatte Madeleine Kinta erwartet, doch diese Frau hier war nicht dunkelhaarig, sondern blond, und das lange Haar reichte ihr glatt bis zum verlängerten Rücken. Die großen blauen Augen dominierten ein Gesicht, in dem hohe Jochbeine auffielen. Es zeigten sich keine Falten in Augenwinkeln und Stirn, und die vollen Lippen deuteten ein Lächeln an, das freundlich wirken sollte, doch Valdorian erkannte es auf den ersten Blick als Teil einer Maske. Ich kenne nicht einmal ihren Namen, dachte er.
    »Wie schön!«, sagte die Frau mit falscher Freude und kam näher. Der junge Mann blieb ein wenig hinter ihr zurück. »Ich habe die Bilder gesehen und konnte es kaum glauben. Die letzte Resurrektion ist endlich erfolgreich gewesen.«
    Sie blieb dicht vor ihm stehen und wartete vielleicht darauf, dass er sie mit einem Kuss begrüßte. Doch Valdorian sah sie nur an.
    Die Frau zögerte zwei oder drei Sekunden und drehte sich dann halb um. »Sieh nur, Roland, deinem Vater

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