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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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einigen von ihnen saßen Menschen, in anderen Wesen, die sie nie zuvor gesehen hatte.
    »Ich spüre eine Veränderung«, sang die kleine Amyldema vor Diamant. »Neue Daten treffen ein, aber sie passen nicht in die bisherigen Muster …«
    Gibt es das überhaupt, ein Muster?, fragte sich Diamant, die noch immer nach vertrauten Dingen suchte, an denen sie sich festhalten konnte. Dreihundert Jahre hatten ihre psychische Welt gefestigt, aber innerhalb kürzester Zeit waren all die Dinge verloren gegangen, die ihr Leben bestimmten. Nichts von dem, was sie erlebt und erfahren hatte, existierte mehr, und etwas in ihr, der zentrale Kern ihres Selbst, drohte verloren zu gehen. Sie verglich sich selbst mit einem Haus, das plötzlich sein Fundament verloren hatte, die Mauern wackelten, das Dach schaukelte …
    Diamant schnappte nach Luft, nahm ihre ganze innere Kraft zusammen und konzentrierte sich. Ihr Unterbewusstsein hatte einen Teil der Informationen aufgenommen, die die pseudorealen Darstellungen die ganze Zeit über zeigten, und jetzt stieg etwas davon in ihr auf.
    »Warum greifen die Eliminatoren nur Kognitoren an, in den meisten Fällen Kantaki-Piloten, aber nicht die Kantaki selbst?«, fragte sie und wusste gleichzeitig, dass sie sich mit den Fragen ablenken wollte. Sie wünschte sich die Rückkehr ihrer Schwester, von der sie sich Halt in dieser ihrer fremden Welt erhoffte, obwohl gerade Aida beziehungsweise Ilania ein Beispiel für die Fremdartigkeit der manipulierten Wirklichkeit bot. »Warum wussten die Kantaki in der Realität, aus der ich komme, nichts von den Manipulationen? Warum haben die Zeitwächter auf Munghar nichts bemerkt?«
    »Die Eliminatoren der Temporalen sind nicht imstande, sich innerhalb der Hyperdimension der Kantaki zu transferieren«, antwortete die feenhafte Frau mit ihrem melodischen Singsang. »Sie können sich nur in ihren peripheren Bereichen bewegen.« Eine zweite Schattenwelle schwappte durch die Infofenster, und diesmal beobachtete Diamant, wie hier und dort Darstellungen verschwanden. Eine namenlose Ruinenstadt auf einem namenlosen Planeten existierte plötzlich nicht mehr. »Eine neuerliche Veränderung, die nicht ins Muster passt …«
    Etwas knallte, so laut, als wäre es direkt neben Diamant zu einer Explosion gekommen, und instinktiv kniff sie die Augen zusammen. Der Sessel, in dem sie saß, löste sich auf, und sie fiel, nur wenige Zentimeter tief, auf etwas Hartes.
    Sie öffnete die Augen und fand sich in einem halbdunklen Gang wieder. Finsternis kroch heran, als weiter vorn das Glühen eines Leuchtelements verblasste, und das leise Knacken von Strukturelementen deutete auf schnell fallende Temperaturen hin. Diamant stand auf und stellte fest, dass ihr Atem zu einer grauen Fahne kondensierte.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    Kalte Stille umgab sie, und eine Düsternis, die keine Antworten bot. Diamant ging los, erst langsam, dann immer schneller, und nicht nur deshalb, um sich durch Bewegung zu wärmen – sie glaubte sich von Schatten verfolgt. Ihr Weg führte durch breite Gänge und schmale Passagen, durch Quartiere, technische Abteilungen und andere Bereiche, deren Zweck ihr verborgen blieb – mit ihrer Kombination aus verschiedenen geometrischen Formen wirkte die von den Tran-Tri erbaute Station manchmal sehr merkwürdig. Nirgends traf sie auf ein lebendes Wesen, aber sie fand auch keine Leichen. Außer ihr hielt sich niemand in der Station auf.
    »Hörst du mich?«
    Die Stimme war nur ein Hauch, wie das leise Flüstern des Winds.
    Diamant blieb stehen und drehte sich um die eigene Achse. Sie hatte das Ende eines der zylinderförmigen Elemente erreicht, aus denen das Refugium bestand, einen runden Raum mit großen Fenstern und semitransparenter Decke. Draußen wogten die Farben des Ozeans der Zeit.
    »Hörst du mich?« Etwas lauter diesmal, aber noch immer nur ein Raunen.
    Niemand war zu sehen. Diamant trat an eines der rautenförmigen Fenster heran, blickte nach draußen und hielt vergeblich nach Raumschiffen – oder Zeitschiffen? – an den Anlegestellen Ausschau.
    Allein, dachte sie. Ich bin ganz allein hier. So allein wie Amyldema all die Jahrtausende.
    »Amyldema?«, fragte sie.
    »Ja«, kam die leise Antwort. »Ich bin … schwach.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe keine … Daten.«
    Diamant fröstelte und schlang die Arme um sich. »Es ist kalt.«
    »Die Lebenserhaltungssysteme … funktionieren nicht mehr. Ich … sterbe.«
    Draußen geschah etwas. Das

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