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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Hände, die nicht mit Fingern ausgestattet waren, sondern mit kleinen Tentakeln; einen dünnen, knorrig wirkenden Hals, darauf einen Kopf, der aussah wie eine auf der Spitze stehende Pyramide; einen von seltsamen Faltenmustern umgebenen Nasenschlitz, den dünnen Strich eines Mundes und große, pechschwarze Augen.
    Diamant – diese Diamant – sah ein solches Geschöpf zum ersten Mal, und doch wusste etwas in ihr, worum es sich handelte: Dies war ein Temporaler.
    Die Benommenheit fiel von ihr ab. Sie wirbelte herum und lief los.
    »Was ist los mit dir?«, ertönte es hinter ihr. »Wohin willst du?«
    Es war die Stimme ihrer Schwester, aber davon ließ sich Diamant nicht täuschen. Sie lief durch das kalte, stille Refugium, eigentlich ohne Hoffnung, einen sicheren Ort zu finden, und als sie einmal, in einem Raum mit schiefem Boden, über die Schulter sah …
    Der Temporale versuchte nicht mehr, sich das Erscheinungsbild von Aida zu geben. Er verfolgte sie, in einer sonderbaren, springenden Gangart, und seine Schuppen raschelten wie vom Wind bewegtes welkes Laub. Während sie floh, ohne Ziel, ohne die Möglichkeit, das Refugium zu verlassen und dem Temporalen zu entkommen, fragte sie sich, ob das, was sie jetzt erlebte, wirklich stattfand, oder ob es sich um einen Traum handelte – oder vielleicht um einen Traum innerhalb eines Traums, um die wirren Visionen eines dem Wahnsinn anheim gefallenen Bewusstseins. Konnte sie den von ihren Sinnen übermittelten Informationen trauen, oder sah die Wirklichkeit – wenn es irgendwo noch so etwas wie eine Wirklichkeit gab – ganz anders aus?
    Sie verharrte vor einer dunklen, wie pockennarbig wirkenden Wand und stellte fest, dass sie in der Falle saß: Dieser Raum hatte nur einen Zugang: den, durch den sie hereingekommen war.
    Im Korridor blieb der Temporale stehen, eine silbrige Silhouette in den Schatten, seine Augen ein Teil der Dunkelheit, die durch das Refugium kroch, als die letzten energetischen Reserven zur Neige gingen. Die vor Jahrtausenden von den Tran-Tri erbaute Station starb, und mit ihr Amyldema.
    Und dies ist auch mein Ende, dachte Diamant mit einer Ruhe, die sie selbst überraschte. Nach dreihundert Jahren …
    Farbige Bänder glitten durch den langen Gang, glühten und schimmerten, und wieder schenkte ihnen der Temporale keine Beachtung – er schien sie gar nicht zu bemerken. »Schade«, sagte er mit Aidas Stimme, und für ein oder zwei Sekunden wurde er wieder zu der jungen Frau, die von sich behauptet hatte, fast eintausendeinhundert Jahre alt zu sein. »Mit deiner Hilfe hätten wir vielleicht noch andere Refugien entdeckt, möglicherweise sogar das Kastell …«
    Aber sie hat das Rettungsboot mit einem Faden des Transraums verbunden, dachte Diamant. Wäre ein Temporaler imstande, ein Kantaki-Schiff zu fliegen? Oder war Aida zu jenem Zeitpunkt noch meine Schwester?
    »Dies ist nicht real«, sagte ihr Mund. »Es ist ein … Traum.«
    »Glaubst du?« Der Temporale hob ein stabförmiges Objekt. Eine Waffe? »Dein Tod wird dir den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit zeigen.«
    Diamant wankte, aber diesmal war es kein innerer Balanceverlust, der ihr physisches Gleichgewicht gefährdete. Die künstliche Schwerkraft im Refugium erfuhr eine Veränderung, wodurch sich die Richtungen verschoben – Diamant fiel dorthin, wo für eine Sekunde »unten« war, und dadurch entging sie dem Etwas, das aus dem Stab des Temporalen kam: kein Blitz, keine energetische Entladung, sondern eine dünne Nadel, silbern wie die Schuppen.
    Die Schwerkraft verschwand, und Diamant schwebte.
    »Mehr kann ich dir … nicht helfen«, flüsterte es irgendwo. »Die Farben … wähl die richtige Farbe …«
    Amyldema. Die sterbende Amyldema … Und wieder reagierte etwas in Diamant, das mehr zu wissen schien als der Rest von ihr, und handelte, während sich ein anderer Teil fragte, ob sie hier, im Ozean der Zeit, mentale Fragmente ihrer Diamant-Äquivalente in den vielen Realitätslinien empfing. Stammte das Wissen, das sie handeln ließ, von einer anderen Diamant, vielleicht aus der Zukunft?
    Diamant schob die Fragen beiseite und stieß sich vom Boden ab, als der im Korridor schwebende Temporale erneut den Stab auf sie richtete, aber er war jetzt langsam, viel langsamer als sie, und es fiel ihr nicht schwer, der zweiten silbernen Nadel auszuweichen. Die bunten Bänder neigten sich ihr entgegen, lockten mit prächtig glänzenden Farben …
    Blau.
    Was hatte Aida gesagt? Die blauen Linien

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