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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wogen der Farben wurde heftiger, wuchs dem Refugium entgegen …
    »Ist es zu einer weiteren Manipulation gekommen?«, fragte Diamant, während etwas in ihr zerfaserte, etwas, das sie während der vergangenen … Stunden? … festzuhalten versucht hatte. Das Chaos einer sich immer wieder verändernden Situation zerrte an ihrem Selbst, blies es auseinander wie Wind einen Haufen Sand, und die einzelnen mentalen Partikel, Gedanken und Gefühle, flogen fort, verloren sich im Durcheinander manipulierter und kontramanipulierter Realitäten. Diamant taumelte, hob die Hände und presste sie an die Schläfen …
    »Amyldema?«
    Sie dachte an den Avatar der Künstlichen Intelligenz, an die feenhafte weiße Frau, stellte sich vor, wie sie die Augen schloss, für immer … Verlorene Schönheit, zerstörte Ästhetik. Und dies alles ging auf Valdorian zurück. Dein Valdorian hat dies alles angerichtet. Sie schwankte erneut; es fiel ihr immer schwerer, das Gleichgewicht zu wahren. Die Farben des Ozeans der Zeit wogten jetzt direkt hinter den Fenstern und nicht mehr ein ganzes Stück vom Refugium entfernt. Rankenartige Erweiterungen des bunten Wallens streckten sich den Zylindern entgegen.
    Etwas hat diesen Ort erreicht, flüsterte eine Stimme in Diamant, eine fremde Stimme, die doch aus ihren eigenen Gedanken zu kommen schien. Das Refugium bot Sicherheit, bis ein Rettungsboot etwas hierher brachte …
    »Amyldema? Bist du das? Ich …« Diamant fiel auf den Boden, der die Kälte noch schneller aus ihr saugte als die Luft, blinzelte mehrmals und stand wieder auf. Ich werde verrückt, dachte sie, und Entsetzen flackerte in ihr auf, mit einer Flamme, die das zu verbrennen drohte, was noch an Stabilem in ihr existierte.
    Dein Valdorian hat dies alles angerichtet, erklang erneut die fremde innere Stimme. Und du hast den Feind hierher gebracht.
    Die Farben des Ozeans der Zeit kamen durch die Fenster. Bunte Ranken tasteten an den Wänden entlang, aber Diamant sah nicht sie, sondern den Vortex der Temporalen, das dem Rettungsboot entgegenrasende Gleißen, die Tür zum Transraum, und sie erinnerte sich an die Erschütterung, kurz bevor das Boot die Öffnung zum Transraum passiert hatte. »Wir haben etwas von den Temporalen nach Amyldema gebracht …«, stöhnte sie.
    Das Geräusch von Schritten veranlasste sie, den Kopf zu drehen.
    Aida kam aus dem Korridor, ein Datenmodul in der Hand. »Meine Güte, ich dachte schon, du wärst zusammen mit allen anderen verschwunden! Ich fürchte, wir haben es mit einer weiteren Zeitmanipulation der Temporalen zu tun. Wir …«
    »Nein.« Diamant schüttelte den Kopf, und ihr Selbst hielt sich am Anblick ihrer Schwester fest. »Nein, wir haben etwas hierher gebracht. Es kam zu einer Erschütterung, kurz bevor wir den Transraum erreichten, erinnerst du dich? Wir sind hierfür verantwortlich!«, betonte sie mit einer Geste, die der ganzen Station galt.
    »Selbst wenn das stimmt … Absicht steckt gewiss nicht dahinter. Komm, wir müssen zum Rettungsboot und fort von hier.«
    Diamant folgte ihrer Schwester durch den Korridor und fand es sonderbar, dass Aida die hinter ihnen wie Schlangen kriechenden bunten Ranken offenbar gar nicht bemerkte. Sie hob das Datenmodul. »Hier drin sind die temporalen Koordinaten des Vortex gespeichert. Diese Informationen müssen unbedingt das Zentrum des Widerstands erreichen.«
    »Amyldema …«, sagte Diamant mit schwerer Zunge. Benommenheit breitete sich in ihr aus. »Können wir ihr irgendwie helfen?«
    »Meinst du die Künstliche Intelligenz?«, fragte Aida, als sie die aus acht Elementen bestehende Tür eines Hangars öffnete. Darin ruhte das tropfenförmige Rettungsboot auf einem Levitatorkissen. »Sie ist nur ein Programm, weiter nichts.«
    Die Worte waren ohne jede Anteilnahme und verblüfften Diamant so sehr, dass sie im offenen Zugang stehen blieb. Hinter ihr krochen die rankenartigen Erweiterungen des Ozeans der Zeit durch einen spiralförmig gewundenen Korridor.
    »Wie … kannst du so etwas sagen?«, brachte Diamant hervor. Ihr Mund fühlte sich halb betäubt an.
    Die Luke des Rettungsboots klappte auf. »Komm!«, rief Aida.
    Aber … es war gar nicht Aida. Diamant sah sie an, die junge und doch so alte Frau, die vorgab ihre Schwester zu sein, und dann öffnete sie die anderen Augen, die des Geistes, und sah …
     … Haut – oder Kleidung – aus silbrigen, sich überlagernden Schuppen, die bei jeder Bewegung leise knisterten; lange, zweigelenkige Arme und

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