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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bedeuteten stabile, kaum manipulierte Zeit.
    Aber stammte dieser Hinweis wirklich von ihrer Schwester oder bereits von dem Temporalen, der sich ihrer Gestalt bedient hatte? Durfte sie ihm vertrauen? Gab es überhaupt noch irgendetwas, das ihr Vertrauen verdiente?
    Grüne und gelbe Ranken tasteten nach ihr, aber Diamant wich ihnen aus, entdeckte ein blaues Band und stieß sich von der Wand ab, schwebte dem blauen Glühen entgegen, berührte es …
    Der Temporale im Korridor dehnte sich und wurde immer länger, während Boden und Decke des Raums von Diamant zurückwichen, sich in den Farben des Ozeans der Zeit aufzulösen schienen. Blaues Glühen umhüllte sie, ersetzte bittere Kälte durch angenehme Wärme. Sie spürte, wie Dinge, für die sie keine Namen hatte, um sie herum in Bewegung gerieten, und sie selbst mit ihnen. Etwas berührte sie, den Teil ihres Selbst, der die Gabe enthielt, die sie zur Kantaki-Pilotin machte …
     
     
Blau
     
    Eine mentale Tür öffnete sich, und dahinter gab es eine Kraft, die ihr normalerweise gestattete, die Fäden zu sehen, die alle Objekte im Universum miteinander verbanden, und den richtigen für das Kantaki-Schiff auszusuchen, das sie durch den Transraum steuerte. Überrascht stellte Diamant fest, dass sich diese Kraft auch dazu verwenden ließ, innerhalb der Zeit- und Realitätslinien zu navigieren. Das Refugium und der Temporale darin blieben endgültig hinter ihr zurück, als sie durch das blaue Glühen flog, angezogen von etwas, das nach all dem Fremden mit Vertrautheit lockte.
    Konturen bildeten sich vor ihr … Dunkelheit öffnete sich im Blau, die Schwärze des Alls, darin die Feuerräder von Galaxien. Und zwischen zweien von ihnen, zwischen der Milchstraße und Andromeda, der mehrere Kilometer lange Zylinder eines Kantaki-Nexus.
    Diamant flog direkt darauf zu, und verblassendes blaues Licht umgab sie, als sie Wände passierte, ohne dass sich ihre Substanz als Hindernis erwies. Sie erreichte das Observatorium mit der transparenten Kuppel, und zwei Personen saßen dort in Sesseln, die sich langsam drehten, zwei Frauen, die jung wirkten, obwohl sie sehr alt waren, die eine blond, die andere mit lockigem schwarzen Haar …
    Diamant sah sich selbst …
    Und sie wusste, was geschehen würde, gleich, in den nächsten Sekunden. Esmeralda lebt. Und ich kann dafür sorgen, dass sie am Leben bleibt!
    Leicht wie eine Feder landete sie auf dem Boden des Observatoriums, zwischen den beiden sich drehenden Sesseln, doch die beiden Frauen, eine von ihnen sie selbst, bemerkten sie nicht. Etwas trennte sie von dieser Realität, von ihrer Welt. Diamant streckte die Hand aus, fühlte weichen Widerstand, ein Prickeln, das zu einem Kitzeln wurde …
    Der Rest des blauen Glühens verschwand, und Diamant fiel in sich selbst. Der auf dem Boden des Observatoriums stehende Körper bekam Masse und Geist, kehrte ganz in die Welt zurück, aus der er stammte.
    Sie ächzte leise, als ihre Knie unter dem plötzlichen Gewicht nachgaben, richtete sich sofort wieder auf und rief: »Schnell, weg von hier!«
    Esmeralda und die andere Diamant starrten sie verblüfft an.
    »Er wird gleich hier sein!«, stieß Diamant hervor und trat zum nächsten Sessel, in dem ein Fleisch gewordenes Spiegelbild von ihr saß. »Der Eliminator! Wir müssen fort sein, wenn er aus dem Riss tritt!«
    Sie ergriff die Hand der anderen Diamant, um sie aus dem Sessel zu ziehen …
    Ihr Ebenbild riss die Augen auf, schnappte nach Luft und … glitt in sie hinein. Zwei Körper wurden zu einem, zwei Selbstsphären zu … etwas mehr als einer. Neue Erfahrungen gesellten sich dem Leben hinzu, das sie bis zu diesem Tag gelebt hatte, Erinnerungen an das Durcheinander der kommenden Stunden, Bilder vom Ozean der Zeit und einer feenhaften Frau. Diese Diamant war mehr, als sie bisher gewesen war.
    Sie atmete tief durch, als in ihrem Inneren alles an den richtigen Platz rückte, und begegnete Esmeraldas Blick, die inzwischen aufgestanden war.
    »Was ich da gerade gesehen habe …«
    »Ich erkläre dir alles, später. Bis dahin muss ich dich bitten, mir einfach zu vertrauen. Komm!«
    Sie lief los und vergewisserte sich mit einem kurzen Blick über die Schulter, dass Esmeralda ihr tatsächlich folgte. Als sie die Tür erreichte, hörte sie ein Geräusch, wie von Polymerfolie, die ganz langsam zerriss. Zwischen den beiden Sesseln in der Mitte des Observatoriums entstand eine dünne vertikale Linie, berührte den Boden, wurde breiter …
    »Der

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