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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihr ausgesprochen, war fast zu viel für ihn. Er blieb noch einige Sekunden lang stehen, atmete tief durch und trat an Lidia vorbei durch die Tür, nahm dabei ihren Geruch wahr. Sie hatte nie ein Parfüm benutzt, weder damals noch heute – ein Hinweis auf ihr nonkonformistisches Erbe. Dies war ein natürlicher Geruch, den Valdorian vor vielen, vielen Jahren in ihren Haaren eingeatmet hatte und mit dem sich viele Erinnerungen verbanden, manche süß und schön, die meisten bitter und schmerzhaft.
    »Das ist meine Mutter Carmellina.«
    Eine Frau mit grauem Haar näherte sich durch den Flur, etwa neunzig Jahre alt, eine ältere Version von Lidia. Trotz des großen Altersunterschieds war die Ähnlichkeit unübersehbar und fand vor allem Ausdruck in der Ausstrahlung: Beide Frauen zeichneten sich durch natürliche feminine Eleganz und eine klassische Schönheit aus, die selbst im Alter erhalten blieb.
    Carmellina Diaz, einst Pianistin in Fernandez, streckte die Hand aus. »Ich nenne Sie Valdorian, wenn Sie gestatten. Willkommen bei uns. Es freut mich, dass ich doch noch Gelegenheit bekomme, Sie kennen zu lernen.« Sie richtete einen fragenden Blick auf ihre Tochter, die die Tür schloss.
    »Er hat die Krankheit besiegt, Mutter.«
    »Oh, das freut mich. Als Cordoban um ein Treffen bat … Es klang so, als bliebe Ihnen nicht mehr viel Zeit.«
    Ihm blieb tatsächlich nicht mehr viel Zeit, dachte Valdorian und glaubte noch einmal zu spüren, wie sich seine Hände um den Hals des Greises schlossen und zudrückten. »Die Ärzte haben sich geirrt«, sagte er ruhig. »Zum Glück.«
    Sie gingen durch den Flur, und Valdorian konnte einen kurzen Blick in die Zimmer rechts und links werfen. Moderne Technik schien in diesem Haus völlig zu fehlen. Einige Möbel bestanden offenbar aus echtem Holz, und nirgends konnte er Synthomasse entdecken. Überall sah er schlichte Rustikalität, wie er es fast von Entsagern erwartet hätte und nicht unbedingt bei Nonkonformisten.
    In der Küche gab es zwar ein paar Geräte, aber nur für einige Basisfunktionen. Auf dem Tisch bemerkte Valdorian seltsame Dinge, und erst nach einigen Sekunden begriff er, dass es sich um echte, organische Lebensmittel handelte, um Gemüse und sogar Fleisch. Übelkeit stieg in ihm auf.
    »Mein Vater kommt gleich«, sagte Lidia. »Er sitzt noch unten im Bootshaus. Dort schreibt er am liebsten.«
    »Wenn ich Ihnen einen Aromakaffee anbieten darf …« Offenbar bemerkte Carmellina etwas in Valdorians Gesicht. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Haben Sie keine … Syntho-Maschine?«, fragte er und sah sich noch einmal in der Küche um.
    »Wir ziehen echte, natürliche Kost vor.« Carmellina füllte zwei Tassen mit einer dunklen, dampfenden Flüssigkeit und stellte sie auf ein Tablett, das sie ihrer Tochter reichte. »Macht es euch im Salon bequem. Ich komme hier auch allein zurecht.«
    Es erleichterte Valdorian, dem Anblick der organischen Lebensmittel auf dem Tisch zu entkommen, als er Lidia in den nahen Salon folgte, einen Raum mit einem Kamin, in dem ein Feuer brannte.
    »Ihnen muss dies alles sehr primitiv erscheinen«, sagte Lidia, nachdem sie einander gegenüber am Tisch Platz genommen hatten.
    Valdorian trank nur deshalb einen Schluck Aromakaffee, weil er seine Gedanken sammeln musste. »Dies ist eine fremde Welt für mich, das wissen Sie«, erwiderte er und wusste um die doppelte Bedeutung dieser Worte.
    »Die Schachbrett-Welt?«
    Valdorian fühlte sich von dieser Frage seltsam erleichtert, denn er erinnerte sich an das Gespräch mit der Lidia seiner Welt. Vor vielen, vielen Jahren hatten sie über die Möglichkeiten ihres zukünftigen Lebens gesprochen, darüber, entweder eine Schachfigur zu sein oder außerhalb des Schachbretts zu stehen und die Figuren zu bewegen. Dass diese Lidia darauf zurückkam, bedeutete vielleicht, dass sie sich nicht sehr von der Frau unterschied, die ihn … verraten und im Stich gelassen hatte. Der letzte Gedanke kam aus den dunklen Tiefen seines Selbst, begleitet von Zorn, und einmal mehr musste er sich stark beherrschen.
    Sekunden verstrichen, und das Schweigen dauerte an. Das Knistern des Feuers im Kamin schien lauter zu werden und sich über Valdorian lustig zu machen, der nach Worten suchte, emotional in eine Hilflosigkeit verstrickt, die ihn an seine ersten Begegnungen mit Lidia erinnerte, an ihre überraschende Selbstsicherheit ihm gegenüber.
    »Warum haben Sie nach all den Jahren Kontakt mit mir gesucht, Dorian?«
    Genau in

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