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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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gleich aufbrechen.«
    Diamant und Esmeralda liefen wieder los und erreichten kurze Zeit später den Pilotendom. Ein dumpfes Summen lag in der Luft, und mehrere Akuhaschi saßen an den Konsolen. Pseudoreale Fenster an den hohen gewölbten Wänden zeigten den langen Zylinder des Nexus und die beiden jeweils mehr als eine Million Lichtjahre entfernten Galaxien.
    Diamant hastete die fünf Stufen zum Podium hoch, nahm dort in einem Sessel Platz, der seit vielen, vielen Jahren ihr Sessel war, und legte die Hände in die Sensormulden. Eindrücke strömten auf sie ein, ebenso herrlich vertraut wie die Veränderungen in den geometrischen Strukturen des Schiffes. Der Kantaki-Koloss wurde zu einer Erweiterung ihres physischen Selbst.
    Esmeralda trat neben sie.
    »Dies ist meine Welt«, sagte Diamant mehr zu sich selbst. »Und ich will nicht, dass sie manipuliert wird!«
    Das Kantaki-Schiff löste sich vom Zylinder des Nexus, glitt schwarz durch die Schwärze der Nacht, ohne Transportblase mit Passagierkapseln und Habitatmodulen. Diamant wartete, bis es sich weit genug von der Raumstationen zwischen den Galaxien entfernt hatte, öffnete dann die innere Tür ihrer Gabe, suchte in den Knäueln des Transraums nach einem geeigneten Faden und verband ihn mit Vater Grars Schiff.
    »Wir sind unterwegs nach Munghar«, seufzte sie.
    Vater Grar betrat die Brücke und näherte sich dem Pilotendom.
    »Jetzt haben wir Zeit für deine Geschichte«, sagte Esmeralda und hörte zusammen mit dem Kantaki zu.
     

8
Begegnungen
     
Indigo: Xandor, 19. Oktober 5521
     
    Die Sonne war hinter den Berggipfeln verschwunden, und die Schatten wurden länger im Tal, als Valdorian mit dem Levitatorwagen beim Haus am See landete. Cordoban war in Xandors Hauptstadt Fernandez geblieben, um dort seine strategischen Planungen für das Konsortium fortzusetzen, und Valdorian hielt es für ein Zeichen des Vertrauens, dass er nicht mitgekommen war.
    Als er ausstieg, tanzten erste Schneeflocken im auflebenden Wind, und Valdorian schloss seine dicke Jacke. Neben dem Levitatorwagen blieb er stehen, sah zu dem einfachen Gebäude am Hang und weiter unten zum Bootshaus am Ufer des Sees. Rauch kräuselte dort aus einem Schornstein, und das fand er seltsam; es bedeutete, dass jemand etwas verbrannte, um zu heizen, obwohl es wesentlich effizientere Methoden gab, Einfluss auf ambientale Temperaturen zu nehmen. Er befand sich jetzt zum ersten Mal an diesem Ort, und doch erschien er ihm fast vertraut – Lidia hatte ihm oft davon erzählt. Die Lidia meiner Welt, dachte er und fühlte sich von plötzlichem Zweifel heimgesucht. Diese Zeitlinie unterschied sich erheblich von seiner eigenen; vielleicht war auch die Lidia dieser Welt anders.
    Die Tür des Hauses öffnete sich, und Valdorians Zweifel verwandelte sich in ein sonderbares Kribbeln in der Magengrube, in ein jähes Gefühl der Leere, das ihn schwanken ließ. Dort stand sie …
    »Valdorian?«, rief sie.
    Er wandte sich vom Levitatorwagen ab, trat durch ein kleines Tor, ging dann die Stufen einer kurzen Treppe hoch, hielt den Blick dabei auf Lidia gerichtet. Sie sah genauso aus wie auf Mirror: das lange schwarze Haar offen und lockig, die Augen groß und grünblau, das Gesicht jung, täuschend jung – sie schien nicht älter als fünfundzwanzig oder dreißig zu sein.
    Und dann zeigte sich Überraschung in dem jungen, schönen Gesicht.
    »Es ist lange her«, sagte er und versuchte, das wilde Brodeln seiner Emotionen unter Kontrolle zu halten.
    »Sie sind … viel jünger, als ich dachte. Die letzten Bilder, die ich gesehen habe …«
    Lidia benutzte das bei den Magnaten gebräuchliche Sie, so wie damals. Beziehungsweise wie in der anderen Welt.
    »Eine Resurrektion«, sagte Valdorian. »Und endlich eine erfolgreiche. Ich bin nicht mehr krank.«
    Die Überraschung in Lidias Gesicht wich einem Lächeln, das ehrliche Freude zum Ausdruck brachte. Das finstere Wesen in Valdorians Seele fühlte sich verhöhnt und verspottet. Wenn sie ihm auf Mirror geholfen hätte, wäre Agoron nicht imstande gewesen, ihn zu manipulieren. Ihre Gleichgültigkeit ihm gegenüber hatte ihn zu einem Werkzeug und zu einem Gefangenen von Olkin gemacht. Er hasste sie!
    Aber es gab noch etwas anderes in ihm, unter dem Hass: bittere, bleischwere Melancholie, die Last eines vergeudeten Lebens, die mehr wog als ein Berg.
    »Aber Sie werden wieder krank, wenn Sie da im kalten Wind stehen bleiben. Kommen Sie herein, Dorian.«
    Die Kurzform seines Namens, von

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