Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
besteht die Möglichkeit, dass wir den originären Manipulationspunkt finden.«
Diamant erinnerte sich an ihr Gespräch mit General Naifeh. »Xadelias Kausalitätssinn und die Netzechos der Feyn …«
»Ja«, bestätigte der Segmenter, während die neben ihm sitzende Leloa ziemlich ernst nickte. »Darum haben die Temporalen versucht, die Feyn zu eliminieren, und zwar in allen Zeitlinien. Aber es ist uns gelungen, eine Vitalin zu retten. Sie könnte uns nicht nur dabei helfen, die temporalen Koordinaten von Vortex und Brutschiff zu vervollständigen. Mit ihrer Hilfe sind wir vielleicht auch in der Lage, den originären Manipulationspunkt zu lokalisieren. Xadelia könnte uns die Möglichkeit geben, den Zeitkrieg rückgängig zu machen, den ursprünglichen Zustand der Realität wiederherzustellen und die Temporalen zu schlagen, bevor sie den Zeitkrieg führen und gewinnen können.«
»Das ist Ihre Mission, Diamant«, sagte Admiral Leloa. »Bringen Sie Xadelia zum Kastell. Wir wissen, dass es die Temporalen auf sie abgesehen haben. Halten Sie alle Gefahren von ihr fern. Das Zentrum des Kastells verfügt über die notwendigen Ressourcen, um das Potenzial der Vitalin voll zu nutzen, und dort ist sie sicher.«
»Warum ausgerechnet ich?«, fragte Diamant.
»Sie haben Xadelia gerettet«, antwortete Leloa. »Und die Vitalin bat ausdrücklich darum, von Ihnen begleitet zu werden.«
»Ich eskortiere Sie mit meiner Kampfgruppe«, sagte General Lukas.
»Wann brechen wir auf?«
»In zwei Ihrer Stunden.«
Das pseudoreale Fenster zeigte noch immer das All und nicht den Ozean der Zeit, als Diamant ihr Quartier verließ, zwei Räume, denen sie nie eine persönliche Note gegeben hatte. Sie sah kurz zurück und entdeckte keinen Hinweis darauf, dass die beiden Zimmer ihr Zuhause gewesen waren.
»Sie sind bestrebt, keine Spuren zu hinterlassen«, sagte jemand. »Warum?«
Diamant drehte den Kopf und sah Admiral Leloa im Gang, der durch den Habitatbereich des Refugiums Corrian führte. Sie zuckte mit den Schultern.
Leloa trat etwas näher, und in ihrem sonst so ernsten, abweisenden Gesicht erschien etwas Weiches und Sanftes. Die Strenge wich aus ihren Augen. »Werden Sie nicht zu einem Schatten, Diamant. Damit helfen Sie niemandem, am wenigsten sich selbst.«
»Wie meinen Sie das?«, erwiderte Diamant, hörte den defensiven Klang in ihrer Stimme und ärgerte sich darüber. Hinter ihr glitt die Tür des Quartiers mit einem leisen Summen zu. Alle ihre persönlichen Dinge – soweit sie diese Bezeichnung verdienten – fanden Platz in einem kleinen Rucksack, den sie bereits auf dem Rücken trug.
Leloa winkte. »Ich begleite Sie zum Hangar.«
Darauf hätte Diamant lieber verzichtet, aber sie wollte die Admiralin nicht brüskieren und nickte nur. Auf dem Weg durch die Korridore des Refugiums begegneten sie anderen Kognitoren und Logistikern. Leloa grüßte mehrmals, während Diamant still blieb.
»Das meine ich«, sagte Leloa nach einer Weile. »Seit Esmeraldas Tod gehen Sie keine persönlichen Beziehungen mehr ein. Sie verschließen sich immer mehr.«
»Fast zweihundert Jahre lang war sie meine beste Freundin«, sagte Diamant knapp und fühlte ein Echo des Schmerzes.
»Sie gehen keine neuen Bindungen ein – ganz gleich welcher Art –, weil Sie fürchten, erneut zu leiden, nicht wahr?«
Diamant wäre am liebsten schneller gegangen, um zu entkommen. Sie wollte nur in Ruhe gelassen werden. Sie erfüllte ihre Pflichten als Kognitorin und Kämpferin des Widerstands – genügte das nicht?
Admiral Leloa berührte sie am Arm und blieb stehen, was Diamant zwang, ebenfalls anzuhalten.
»Einsamkeit ist nicht die Lösung«, sagte sie mit mehr Anteilnahme, als Diamant bei ihr für möglich gehalten hätte. »Wir alle brauchen mehr im Leben als nur uns selbst.«
»Warum sagen Sie mir das?«
»Um Ihnen zu helfen. Sie glauben, eine Möglichkeit gefunden zu haben, dem Kummer zu entfliehen und sich vor weiteren Schmerzen zu schützen. Sie merken nicht, dass Sie sich selbst vergiften. Glauben Sie mir: Ich weiß, wovon ich rede.«
Diese Worte weckten Neugier in Diamant, und sie musterte die Admiralin mit neuem Interesse. Welche alten Wunden gab es in ihr?
»Ich habe vor einigen Jahren in einer gelben Linie meinen Partner verloren«, sagte Leloa leise, und für einige Sekunden glitt ihr Blick in die Ferne. »Und mit ihm vierzig Jahre meines Lebens.« Sie lächelte matt. »Ich bin keine Kantaki-Pilotin wie Sie. Ich habe nie relative
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