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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sensibilität und ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Ihr nachdenklicher Blick sagte jetzt: Ich verstehe dich, Diamant. Du neigst dazu, dich gefährlichen Situationen auszusetzen, weil etwas in dir hofft, dadurch dir selbst und deinem Kummer zu entkommen. Aber man kann nicht vor sich selbst fliehen.
    Laut sagte sie: »Ihre Tapferkeit ehrt Sie, Diamant, aber ich habe Sie bereits für eine andere, noch wichtigere Mission vorgesehen – Ihr Einverständnis vorausgesetzt. General?«
    Es knisterte, als sich der Segmenter ein wenig vorbeugte. »Bevor wir Amyldema verloren, erhielten wir die temporalen Koordinaten des Vortex und der Akida.«
    Jähe Hoffnung leuchtete wie das Licht eines Sonnenaufgangs in Dutzenden von Gesichtern.
    »Leider waren sie nicht vollständig«, fuhr General Lukas fort. »Derzeit werden sie im Kastell ausgewertet. Die gerettete Vitalin der Feyn, Xadelia, könnte dabei helfen, sie zu vervollständigen. Wenn wir wissen, wo sich der Vortex der Temporalen und ihr Brutschiff befinden, wenn wir die eine Realitätslinie mit objektiver Zeit entdecken …«
    »So könnten wir mit einem massiven Schlag gegen die Temporalen das Blatt wenden«, sagte ein menschlicher Kognitor.
    »Das Blatt wenden?«, wiederholte der Segmenter. Admiral Leloa beugte sich zu ihm und erklärte die Bedeutung dieser Redewendung.
    »Ja«, bestätigte General Lukas.
    Wir schaffen es nie, alle Linien des Ozeans der Zeit miteinander zu verschmelzen und der manipulierten Realität ihren ursprünglichen Zustand zurückzugeben, dachte Diamant und war froh, dass es ihr gelang, diese Worte von Zunge und Lippen fern zu halten. Sie sah zur pseudorealen Kugel mit den Milliarden von bunten Fäden. Selbst wenn es gelang, die temporalen Koordinaten des Vortex und der Akida zu vervollständigen, selbst wenn ein Angriff und sogar ein Sieg möglich waren … Nur ein einziger Temporaler brauchte zu überleben und den richtigen Kausalitätspunkt zu finden, um alles ungeschehen zu machen. Es hat keinen Sinn, dachte Diamant niedergeschlagen. Was auch immer wir unternehmen … die Temporalen sind uns gegenüber im Vorteil. Sie haben den Krieg gewonnen, und es gelingt ihnen mit großem Erfolg, ihren Sieg zu verteidigen.
    Sie fühlte einen Blick, drehte den Kopf und stellte fest, dass sich der Segmenter ihr zugewandt hatte. Für ein oder zwei Sekunden befürchtete sie, ihren Gedanken laut ausgesprochen zu haben, aber ihr Mund war geschlossen geblieben – sie wollte sich nicht vorwerfen lassen, die Moral des Widerstands zu beeinträchtigen.
    Es fehlten noch immer Augen im »Gesicht« von General Lukas, aber Diamant spürte trotzdem, dass seine Aufmerksamkeit ihr galt.
    Welche Mission erwartet mich?, fragte sie sich plötzlich.
    »Ich kann verstehen, wenn einige von Ihnen nahe daran sind zu verzagen«, sagte der Segmenter. »Wir haben viele Rückschläge hinnehmen müssen, und Amyldema ist nur der letzte Punkt auf einer langen Liste. Aber bitte denken Sie daran: Wir sind die einzige Chance, die dieses Universum noch hat. Ohne unseren Widerstand ist alles verloren. Ich gehöre zu seinen Gründungsmitgliedern.« Eine knisternde Hand berührten die Kontrollen des Datenservos, und neben der pseudorealen Kugel entstand ein zweites Gebilde, ein Knäuel, wie Diamant es aus dem Transraum kannte, bestehend aus nicht mehr als vierzig oder fünfzig bunten Farben. »So war der Ozean der Zeit damals beschaffen, als der Widerstand begann. Mein Volk kennt keinen natürlichen Tod, nur periodische Erneuerung. Seit inzwischen fünfzehntausend Jahren meiner subjektiven Zeit kämpfe ich gegen die Temporalen und ihre Manipulationen, und während dieser Zeit musste ich erleben, wie die Situation immer schlechter wurde. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Ich höre erst dann auf zu hoffen, wenn die physische Integrität meines Selbstkollektivs zerstört wird. Oder wenn eine weitere Manipulation der Temporalen bewirkt, dass mein Volk nie existiert hat. Ich werde den Kampf fortsetzen, solange ich lebe.«
    Seine Stimme blieb unverändert, während er diese Worte sprach; er verlieh ihnen keinen besonderen emotionalen Nachdruck. Und doch fühlte sich Diamant tief in ihrem Inneren von ihnen berührt, zumal sie nach wie vor den Eindruck hatte, dass die Aufmerksamkeit des Segmenters vor allem ihr galt.
    »Selbst wenn wir alle Refugien aufgeben müssen, und sogar das Kastell …«, fügte General Lukas hinzu. »Bis zum Schluss, bis zum endgültigen Triumph der Temporalen,

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