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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Unsterblichkeit genossen. Aber es waren vierzig wichtige Jahre. Als Joren starb … Ich dachte, dass alles seinen Sinn für mich verlor. Später begriff ich: Gerade jenen gegenüber, die ihr Leben verloren, sind wir verpflichtet, unser Leben so gut wie möglich zu leben.«
    Die Admiralin setzte sich wieder in Bewegung, schritt durch den Korridor zum Hangar, und Diamant folgte ihr, nachdenklich geworden.
    »Es gibt ein Geschöpf, das noch weitaus mehr gelitten hat als wir, ein Wesen, das noch immer leidet und schrecklicher Einsamkeit ausgesetzt ist«, sagte Leloa.
    Diamant verstand. »Xadelia.«
    »Ja. Sie ist die Mutter eines ganzen Volkes, oder eines großen Teils davon. Die Temporalen haben ihr mehr genommen als einen Partner oder eine gute Freundin. Sie nahmen ihr tausende von Kindern. Eine Vitalin wie sie ist daran gewöhnt, in einem engen sozialen Verbund zu leben, in ständigem Kontakt mit zahllosen Feyn. Und jetzt muss sie sich mit der Gesellschaft von nur drei Erntern begnügen. Ich glaube, es gibt niemanden, der sich auch nur annähernd so allein fühlt wie Xadelia. Und ich glaube, dass Sie sich gegenseitig helfen können.«
    Vor dem Hangarschott blieb die Admiralin erneut stehen und streckte die Hand aus. Diamant ergriff sie.
    »Xadelia ist wichtig für uns«, sagte Leloa. »Wir alle sind wichtig. Viel Glück, Diamant.« Das Sanfte verschwand aus ihrem Gesicht, und die kühle Strenge kehrte zurück.
    »Danke«, erwiderte Diamant.
    Das Schott vor ihr glitt beiseite, und mit dem nächsten Schritt begann Diamants fünfundsechzigster Einsatz für den Widerstand. Im Hangarschacht wartete ein K-Schiff, eines von der Art, deren Konfiguration sich beliebig verändern ließ. In einem der dunklen Segmente hatte sich eine Öffnung gebildet, und davor schwebte die einem Partussessel nachempfundene Vorrichtung, in der die Feyn-Vitalin ruhte. Die drei zarten Ernter schwebten daneben, in der für sie zu hohen Schwerkraft von Levitatoren getragen, und schlugen gelegentlich mit ihren silbernen Flügeln. Zwei Angehörige aus Hominx’ Abteilung steuerten den Partussessel auf die Öffnung im K-Schiff zu.
    Diamant trat zu ihnen, sah sie an und rang sich ein Lächeln ab. »Ich kümmere mich um sie.«
    Die beiden Menschen nickten knapp und gingen.
    Diamant wandte sich der Vitalin zu, und als sie in ihr so menschlich wirkendes Gesicht sah, fühlte sie sich von einer Trauer berührt, die ihren eigenen Kummer winzig erscheinen ließ. In den Augen bemerkte sie die unvergossenen Tränen einer Wehmut, die schwerer war als all jene Gefühle, von denen sie sich jemals belastet gefühlt hatte.
    Die Feyn öffnete den Mund, und zirpende Laute erklangen. Diamants Linguator übersetzt sofort.
    »Sie sind es«, sagte sie leise. »Diamant. Sie haben mich gerettet. Ihnen verdanke ich mein Leben.«
    »Ja. Von jetzt an werde ich mich persönlich um Sie kümmern«, sagte sie, und es waren nicht nur Worte, die ihre neue Aufgabe beschrieben. Sie kamen aus der Tiefe, und erstaunt stellte Diamant fest, dass sich etwas zu füllen begann, das bisher schrecklich leer geblieben war.
    Sie griff nach den Kontrollen des Partussessels, während die drei kleinen Ernter darüber hin und her flogen, dabei knarrende Laute von sich gaben, die der Linguator nicht übersetzte. Der symbiotische Umhang der Vitalin bewegte sich wellenförmig, und Diamant glaubte, eine gewisse Synchronizität mit den Lauten und Bewegungsmustern der drei viel kleineren Feyn zu erkennen.
    »Durch Sie hat mein Volk noch eine Chance«, sagte Xadelia sanft, als Diamant den Partussessel auf seinem Levitatorkissen ins K-Schiff steuerte. Vertraute, angenehme Desorientierung erwartete sie dort, und etwas in Diamant passte sich ihr instinktiv an.
    »Ich helfe Ihnen gern«, sagte sie und hörte erneut den wahren Klang ihrer Stimme. »Hat man Ihnen mitgeteilt, wohin die Reise geht? Sind Sie über die Hintergründe informiert?«
    »Ja, man hat mir alles erklärt«, erwiderte die Vitalin, während der Partussessel durch einen Korridor glitt, der in sich verdreht zu sein schien. »Ich werde versuchen, mich nützlich zu machen.«
    Ein in einen Direal gekleideter Akuhaschi kam ihnen entgegen. »Ich bin Mrlgrrd, der Pilot«, sagte er mit einem sonoren Bass, und es klang wie Mrilgrid. Er benutzte keinen Linguator. »Das Quartier ist vorbereitet, und wir sind startklar. Die Kampfgruppe von General Lukas hält sich draußen bereit.«
    Draußen. Nicht im All, sondern im Ozean der Zeit. Neuer Kummer regte

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