Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
zu sehen, wie zwei Herzen Blut und andere Körperflüssigkeiten durch Adersysteme pumpten. Der ebenfalls transparente Kopf enthielt ein komplex gefurchtes Gehirn, dessen Aktivität in dieser Phase über Gedeih und Verderb der Mission entschied. Das Suspensionsbad versorgte den Muarr mit Nährstoffen und verband ihn mit den Systemen des Schiffes.
Tako ging zum Platz des Kommandanten und sank in den Sessel. »Wie geht es Ihnen, Kao?«, fragte er und sah auf die Bio-Anzeigen, die ihm Bartolomeos Worte bestätigten. Mit dem Muarr war tatsächlich alles in Ordnung, zumindest in physischer Hinsicht.
Der Kom-Servo trug Takos Worte zu der im Suspensionsbad liegenden Gestalt.
»Es geht mir gut, Keil Karides«, ertönte eine synthetische Stimme. »Ich habe zu träumen begonnen. Die Graken sind nahe.«
»Dann sollten wir Sie besser nicht stören, Kao. Wir beginnen mit dem Anflug.«
»Alles Gute.«
Tako nickte, obwohl ihn der Muarr nicht sehen konnte. »Das wünsche ich auch Ihnen.«
»Alle Systeme funktionieren einwandfrei«, meldete Bartolomeo. Seine Finger huschten über die Kontrollen, und Tako hörte, wie sich die Stimme der Talamo erneut auf eine subtile Weise änderte. Aus dem Flüstern wurde ein Raunen, das fast besorgt zu klingen schien.
»Sondierungsaktivität?«
»Die Kronn lauschen und spähen wie immer«, sagte Rinna. »Bisher haben sie uns nicht bemerkt.«
»Was ist mit der Akonda ?«, fragte Tako.
Rinna sah auf die Anzeigen einer quasirealen Projektion. »Der Kraler fühlt sie im Detritusgürtel. Bisher ist er dem Feind verborgen geblieben.«
»Hoffentlich bleibt es dabei«, sagte Tako und rief die aktuellen Daten des Kralers ab. Der spezielle Bion bildete eine fünf Zentimeter dicke Schicht auf der Außenhülle der Talamo und absorbierte alle Ortungssignale. Das kleine Schiff blieb unsichtbar, solange er lebte, aber er konnte Vakuum und Strahlung nur einige Stunden aushalten, musste dann in ein Biotop zurückkehren, um sich zu regenerieren. Der Kraler schützte vor Ortung durch Sondierungssignale, und der Gegenträumer hielt die forschenden Gedanken der Graken von den Besatzungsmitgliedern des Schiffes fern.
Ohne die Bione an seinem Hals hätte Tako jetzt gespürt, wie die Spannung wuchs. Er betätigte die Schaltelemente der Kommandokonsole, und der Inhalt des fensterartigen Darstellungsbereichs veränderte sich. Ein Planet erschien, grün, blau und braun; hier und dort trug er die Schleier ausgedehnter Wolkenformationen. Kabäa, vierter Planet des Epsilon-Eridani-Systems, nur knapp elf Lichtjahre vom Sol-System und der Erde entfernt, auf der es keine Menschen mehr gab, nur noch Ruinen. Kabäa, vor fünfzig Jahren von den Graken übernommen, war das Ziel ihres Einsatzes.
»Entfernung dreihunderttausend Kilometer«, sagte Bartolomeo. »In einer Minute beginnt die erste Verzögerungsphase.«
Aus dem Augenwinkel sah Tako, wie sich Rinna versteifte. »Kronn!«
Ein Schatten schob sich vor den Planeten, eine Ansammlung hunderter unterschiedlich langer Stacheln, jeder von ihnen eine autonome Gefechtseinheit, schwarz wie die Nacht. Hier und dort blinkten Lichter wie blinzelnde Augen. Tako dachte an die Wesen an Bord des Stachelschiffes, an die erbarmungslosen Kronn, Soldaten der Graken. Er hatte noch immer Zugriff auf alle seine Erinnerungen, sah vor dem inneren Auge in einer schnellen Abfolge einzelner Bilder das Chaos auf Meraklon. Aber die Erinnerung löste keinen emotionalen Schock aus.
»Rinna? Barto?«, fragte Tako.
»Ortungsaktivität«, sagte Bartolomeo.
»Sind wir entdeckt?«
Eine kurze Pause.
»Nein.« Rinna schüttelte den Kopf. »Der Kraler absorbiert alle aktiven Signale. Aber er agiert an der Grenze seiner Belastbarkeit.«
»Noch dreißig Sekunden«, sagte Bartolomeo. »Was machen wir, Keil?«
Takos Gedanken rasten, ohne durcheinander zu geraten.
Er glaubte, mithilfe der Bione doppelt so schnell zu denken, mit einer Klarheit, die in diesem Ausmaß sonst nicht möglich war. Für gewöhnliche Ortungssignale blieb die Talamo unsichtbar, aber der Kraler konnte weder ihre Masse tarnen noch die energetische Aktivität. Wenn das Schiff seine Geschwindigkeit verringerte, kam es zu einer Gravitationsanomalie, viel kleiner als bei einem Überlichtsprung, aber sie ließ sich messen.
Rinna sprach das aus, was auch Tako durch den Kopf ging.
»Jetzt hängt alles davon ab, wie misstrauisch die Kronn sind.«
Hatten die Krieger der Graken Anlass zu der Vermutung, dass die AFW einen Einsatz auf
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