Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
sprungartiges Versetzen. Man nennt es auch …?«
    »Teleportation.« Dominik spürte, wie etwas mit ihm geschah. Der Schmerz schien der Auslöser zu sein, und er setzte etwas in Bewegung, das ihm nicht gefiel. In ihm wuchs die Bereitschaft, sich Norene zu fügen, damit dies – was auch immer dies war und bedeutete – schneller vorbeiging. Der Trotz wich aus ihm, obwohl er daran festzuhalten versuchte. Schmerz verbrannte ihn.
    »Und mehr als Teleportation, wie bei der Telepathie. Nenn mir die anderen fünf Stufen, Dominik.«
    »Ich würde die Hand gern zurückziehen, Ehrenwerte.«
    Norene beugte sich vor, und ihr Gesicht erschien in seinem verengten Blickfeld. Die Augen … Kleine Flammen schienen in ihnen zu lodern. »Gibst du auf, Dominik? Ist der Schmerz zu groß für dich? Der Schmerz verursacht von nichts?«
    Sie steckt dahinter! , rief eine Stimme in Dominik. Sie lässt dich leiden!
    »Die sechste Stufe heißt Fomion und verbindet die eigene Person mit fremden Orten.« Er sprach jetzt schneller, stand schweißgebadet im kühlen Raum und glaubte, von den Flammen in Norenes jadegrünen Augen verbrannt zu werden. »Die siebte Stufe Gelmr ermöglicht das Erkennen von Mustern, die achte namens Hilmia das Unterbinden von Gedanken, die neunte …«
    »Nicht so schnell. Was bedeutet Hilmia wirklich?«
    »Überlegene Kontrolle des Bewusstseins, des eigenen und auch eines fremden …«
    »Öffne die Hand in dem Quader, von dem du gedacht hast, dass er nichts enthält«, sagte Norene ruhig. »Sieh dir deine Fingerspitzen an. Sie sind violett, das Zeichen des Großmeisters. Großmeister zu sein bedeutet, die zehnte Stufe erreicht zu haben. Du trägst die Zeichen, aber kannst du dein Bewusstsein kontrollieren, von einem fremden ganz zu schweigen? Selbst Schmerz ist stärker als du. Du kannst ihn nicht aus dir vertreiben, oder? Einfacher Schmerz, geschaffen von nichts.«
    Die Pein wurde unerträglich, und Dominik handelte ohne bewusste Entscheidung: Er zog die Hand zurück. Er wollte sie zurückziehen, doch sie steckte in der Öffnung fest, ohne dass der Schmerz nachließ.
    »Die Hand!«, stieß er entsetzt hervor. »Ich kann sie nicht zurückziehen!«
    »Wie heißen die neunte und zehnte Stufe, Dominik?«
    »Iremia und Jomia! Meine Hand …«
    »Kannst du nicht einmal deinen eigenen Körper kontrollieren, Dominik? Sieh hin: Nichts hält deine Hand fest.«
    » Du hältst sie fest!«
    Norene wich ein wenig von ihm fort und hob kurz die Arme. »Ich halte nichts fest, Junge.«
    Dominik zog mit ganzer Kraft, während der Schmerz in ihm wütete. Er stemmte sich mit der anderen Hand gegen den Quader und zog, bis er glaubte, dass es ihm den Arm zerriss.
    »Dein Blick zu mir, Dominik!«, sagte Norene plötzlich in einem sonderbaren Tonfall, der ihn zwang, sofort zu reagieren. Er sah die Tal-Telassi an, und die Flammen in ihren Augen brannten sich durch einen Schleier aus Pein. » Spring! «
    Und Dominik sprang, aber nicht mit dem Körper, sondern mit dem Geist.
    Der Raum veränderte sich nicht. Die Wände blieben dunkel und unregelmäßig, ihre fünf Nischen voller Schatten. Und doch hatte Dominik das Gefühl, sich plötzlich an einem ganz anderen Ort zu befinden. Ruhe umgab und durchdrang ihn, füllte seine Lungen bei jedem Atemzug, pochte zusammen mit dem Herzen, floss in den Adern und begleitete jeden einzelnen Gedanken.
    »Der Schmerz ist ein Weg«, sagte Norene. »Ein beschwerlicher und gefährlicher, denn er hinterlässt Narben in der Seele. Sicherer ist der Weg des nicht von Emotionen belasteten Intellekts, dessen Vorzüge du jetzt sicher zu schätzen weißt.«
    Dominik zog die Hand aus der Öffnung des Quaders, der daraufhin wieder dunkel wurde. Der Schmerz war vollkommen verschwunden. »Dies ist das Zentrum?«
    »Du bist im Tal-Telas«, sagte Norene. »Von hier aus lassen sich die zehn Stufen erreichen.«
    »Wo sind sie?«
    Die Großmeisterin, eine von zwei, deutete auf die Nischen. »Die ersten fünf sind selbst für dich sichtbar, einen einfachen Schüler. Die anderen wirst du sehen, wenn es dir gelingt, deine Gefühle zu kontrollieren und dich von ihnen zu befreien.«
    Dominik glaubte fast zu schweben, als er sich von dem Quader abwandte und zu einer der Nischen ging. Während er sich ihr näherte, wich ein Teil der Ruhe von ihm, und die Schatten in der Nische schienen sich zu verdichten. Noch ein Schritt, schwerer als der letzte. Ein Widerstand stemmte sich seinen Bewegungen entgegen, auch dem Arm, als er ihn nach den

Weitere Kostenlose Bücher