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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zu erreichen.
    Sie ist nur eine Legende. Nicht einmal wir Großmeisterinnen wissen, ob wirklich eine elfte Stufe existiert.
    Ahelia hat sie einmal erwähnt. Sie … Norene unterbrach sich und schlug die Augen auf.
    Dominik erschrak und zog den wandernden Teil seines Bewusstseins zurück. Einen Sekundenbruchteil später sah und hörte er wieder mit den Augen und Ohren seines Körpers, setzte sich mit jagendem Puls im Bett auf und rechnete jeden Augenblick damit, dass Norene bei ihm erschien. Fast eine ganze Stunde lang saß er da, die Decke bis zum Hals hochgezogen, und starrte im Schein der einen Lampe zur Tür, die jedoch geschlossen blieb.
    Als er sich schließlich hinlegte und schlief, träumte er von seiner gebauten Welt und dem Gebäude mit den beiden Türen, von denen er eine nicht öffnen konnte.

 
15. Tako Karides: Stählerne Helfer
     
    15. Mai 1119 ÄdeF
     
    »Das Problem besteht darin, dass sich die verschiedenen Gewebearten nicht mehr klar voneinander trennen lassen«, sagte die Medikerin. Ihre fast monotone Stimme und das seltsam schlaff wirkende Gesicht deuteten darauf hin, dass es sich um eine Lobotome handelte. »Das beschleunigte Wachstum der Nervenverbindungen wurde gestört, und dadurch kam es zu einer schlechten Anpassung der organischen Prothesen.«
    Tako Karides saß in einem Sessel des kleinen Zimmers, dicht neben dem Fenster, das einen weiten Blick über die endlose Industrielandschaft von Andabar gewährte. Doch derzeit galt seine Aufmerksamkeit nicht den kantigen Zweckbauten gewaltiger Produktionsanlagen und den zwischen ihnen aufragenden Verwaltungstürmen, sondern der Medikerin, die einen Infonauten in ihren schmalen Händen hielt und auf die Anzeigen blickte. Auf dem kleinen Schild am Kittelhemd stand: Iella. Für einige Sekunden fragte sich Tako, welches Leben sich hinter diesem Namen verbarg, welche Gründe für die Entscheidung ausschlaggebend waren, durch einen neurochirurgischen Eingriff alle Gefühle neutralisieren zu lassen. War es Iella ähnlich ergangen wie Orione? Hatte sie zu sehr Anteil genommen am Schicksal der ihr Anvertrauten? Hatte sie zu sehr gelitten?
    Die Medikerin hob den Blick von den Anzeigen des Infonauten, und mit seltsamer Deutlichkeit sah Tako die ersten Falten in ihrem nicht mehr ganz jungen Gesicht. Zeit verstrich, für sie alle, unerbittlich, und sie mussten zu viel davon dem Grakenkrieg widmen.
    Tako schob diese Gedanken beiseite. »Können die alten organischen Prothesen nicht durch neue ersetzt werden?«
    »Haben Sie mir nicht zugehört, Lanze Karides?«, erwiderte Iella mit einer Kühle, die unangenehme Erinnerungen an Norene weckte. »Das bionische Gewebe, mit dem Sie vor fünf Jahren auf Millennia behandelt worden sind, hat auch die Reste Ihres ursprünglichen Körpers durchdrungen. Für neue Prothesen müsste es vom ursprünglichen Gewebe getrennt werden, und das ist nicht mehr möglich.«
    Tako blickte auf die beiden feucht glänzenden, unterarmdicken Stränge aus Knorpel und Muskelgewebe, die im geöffneten Körperpanzer sichtbar waren und seine Beine darstellten. In den wie knorriges Holz wirkenden Gewebemassen zeigten sich an mehreren Stellen die schwarzen Flecken abgestorbener Zellverbände. Es sieht schrecklich aus , dachte er und fügte hinzu: Ich sehe schrecklich aus . Aber seine emotionale Reaktion darauf hielt sich in Grenzen; andere Dinge waren wichtiger. Wenn er etwas an seinem neuen »Körper« hasste, dann war es dessen Schwäche .
    »Durch die Schockwelle des Sprungs ist es auf zellularer Ebene zu einer Destabilisierung gekommen«, fuhr die Medikerin fort. »Sie hat einige Zellkomplexe absterben lassen.«
    »Können Sie mich … reparieren?«
    »Wir haben bereits eine Regeneration eingeleitet. In einigen Tagen sollte sich das Gewebe wieder stabilisiert haben.« Iella deaktivierte ihren Infonauten, ging zur Tür und blieb dort noch einmal stehen. »Wenn Sie die organischen Prothesen nicht schonender behandeln, kommt es früher oder später zu einer Gewebekrise, die eine umfassende Gangränbildung nach sich ziehen könnte.« Ein wenig Bewegung kam in das sonst so ausdruckslose Gesicht der Lobotomen. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Lanze Karides: Verzichten Sie rechtzeitig auf die Reste Ihres ursprünglichen Körpers und lassen Sie Ihr Gehirn in einen Biok übertragen. Das ist langfristig Ihre einzige Chance. Es gibt praktisch keine Kontraindikationen mehr. Die Bioingenieure der Tal-Telassi haben die Technik fast bis zur Perfektion

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