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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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eine Verständigung mit den Graken zu erzielen und Frieden mit ihnen zu schließen.« Die Stimme stammte vom Friedensforscher Cainu, einem Quinqu, aber es gab weitere, die in eine ähnliche Richtung zielten. »Vielleicht wären die Tal-Telassi und die Gegenträumer der Muarr imstande, einen geistigen Kontakt mit den Graken herzustellen. Wir könnten vorschlagen, ihnen einen Teil unser Träume zu überlassen. Jede Freiheit hat ihren Preis …«
    »Aber nicht diesen!«, erwiderte eine andere Datenstimme, die tausend und mehr Antworten enthielt. »Wollen Sie allen Ernstes vorschlagen, dass wir uns melken lassen?«
    Tako zog die Hand vom Datenservo zurück, und die Informationsflut fand ein abruptes Ende. Hunderte von Terabyte an Daten warteten im neuen Verbund von menschlichem Gehirn und tronischen Komponenten darauf, verarbeitet und sortiert zu werden. Tako empfand sie wie ein schweres geistiges Gewicht, das sich schnell verringerte. Während dieser mehrere Sekunden langen Übergangsphase verwirrte ihn seine erweiterte Wahrnehmung mit Bildern aus dem infraroten und ultravioletten Bereich sowie mit akustischen Mustern in Frequenzbereichen, die sich gewöhnlichen menschlichen Ohren nicht erschlossen. Bewusster Wille schuf einen Filter, der eine »normale« Perzeption ermöglichte.
    Tako sah in Dargos Multiplexlinsen und sagte leise: »Ich weiß genug.«
    »Ich schätze, dich erwartet trotzdem eine Überraschung, alter Freund«, erwiderte Dargeno ebenso leise. »So wie die meisten von uns, mich eingeschlossen. Ich weiß nur, dass es eine große Sache sein wird.«
    Mehr als zwei Stunden lang sprachen verschiedene Okomm-Mitglieder und Gesandte planetarer Regierungen zur Vollversammlung. Ihre Ausführungen zeichneten ein düsteres Bild von der allgemeinen Lage, ohne den von Tako bereits aufgenommenen Informationen wichtige Details hinzuzufügen.
    Schließlich trat jemand ins Redner-Oval, den Tako zum letzten Mal vor fünf Jahren in dieser Bastion gesehen hatte: Markant Vandenbeq. Wie damals trug er eine schiefergraue Kombination und einen Bion am Hals, das Quasihirn eines Enzelors. Aber das schmale Gesicht mit den wachen, intelligenten Augen zeigte keine Falten mehr – offenbar hatte sich Vandenbeq einer Revitalisierung unterzogen. Der drahtig gebaute Mann legte einen Infonauten auf das Rednerpult.
    »Verehrte Anwesende«, begann Vandenbeq, und seine Stimme ertönte überall im Saal mit gleicher Lautstärke, »die Ihnen vorliegenden Berichte und die Ausführungen meiner Vorredner dürften auch bei den Optimisten unter Ihnen keinen Zweifel mehr daran gelassen haben, dass wir den Krieg gegen die Graken nach elfhundert Jahren verloren haben.«
    Stille breitete sich im Saal aus. Ein mentaler Befehl von Tako genügte, um Vandenbeqs Gesicht heranzuholen. Der Markant sah sich ernst um, ließ seinen Blick über die Mitglieder des Oberkommandos und die übrigen Delegierten schweifen.
    »Rabada und die anderen Strategen sind sich einig: Wir haben keine Möglichkeit mehr, den Krieg zu gewinnen. Dazu wären wir selbst dann nicht imstande, wenn uns einwandfrei funktionierende Phasenübergangs-Interdiktoren zur Verfügung stünden. Es muss hier und heute ganz klar gesagt werden: Unsere endgültige Niederlage ist unabwendbar.«
    Wieder legte Vandenbeq eine kurze Pause ein, und seinen Worten folgte eine Stille, die noch profunder zu sein schien. Ein kurzer Blick ins infrarote Spektrum zeigte Tako gesteigerte physische Reaktionen. Herzen pumpten Blut schneller durch Adern; an bestimmten Körperstellen nahm die Temperatur zu.
    »Das Ende ist da«, sagte Markant Vandenbeq. »Wir stehen unmittelbar vor dem Untergang unserer Zivilisationen. Von dieser Erkenntnis müssen wir heute ausgehen, um die wichtigste Entscheidung seit vielen Jahrhunderten zu treffen. Die Frage lautet: Können wir das Überleben unserer Völker gewährleisten?«
    Vandenbeq berührte eine Schaltfläche des Infonauten, und die quasirealen Projektionsfelder über ihm in der Mitte des Saals wuchsen zu einem zusammen, das die Milchstraße zeigte. Deutlich waren die Kontaminationskorridore und Verlorenen Welten zu sehen.
    »Siebenhundertneun Planeten sind uns geblieben, von mehr als viertausend zu Beginn des Grakenkriegs«, sagte der Markant. Tako nahm zur Kenntnis, dass er keine rhetorischen Tricks anwandte. Er sprach ruhig, mit würdevollem Ernst, doch die Abwesenheit von Dramatik verlieh seinen Worten subtilen Nachdruck. »Und auch diese letzten freien Welten werden fallen,

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