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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Gewächse des botanischen Gartens, den Tamira 5 und einige andere Lehrerinnen des Lyzeums geschaffen hatten. Eine der natürlichen Höhlen unter der Stadt war dafür erweitert worden, und die Pflanzen – die vegetativen Lebensformen, verbesserte sich Dominik in Gedanken – wuchsen im Licht zahlreicher künstlicher Sonnen. Wärme und Wasser bezogen sie aus mehreren heißen Quellen. Sie gediehen prächtig; manche von ihnen ragten fast bis zur Decke empor. Ihre Farbenpracht erstaunte Dominik jedes Mal, wenn er diesen Ort besuchte. Es waren alle Farben des Spektrums präsent, und grün dominierte nur in bestimmten Bereichen. In anderen herrschten rote, gelbe oder blaue Töne vor. Die Pflanzen – mehr oder weniger autotrophe Lebewesen – stammten von Dutzenden Planeten, auch von einigen, die inzwischen zu den Verlorenen Welten zählten.
    »Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass Schönheit auch ohne Emotion existieren kann«, sagte Loana. »Immerhin haben Tal-Telassi diesen botanischen Garten eingerichtet.«
    Dominiks Besorgnis wuchs. Bei jedem Treffen mit Loana hoffte er, das Band zwischen ihnen fester zu knüpfen, aber sie schien bestrebt zu sein, auf Distanz zu gehen. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass Tamira 5 nicht völlig ohne Gefühle ist. Das hat sie beim Unterricht selbst gesagt. Sie wird es nie zur Meisterin bringen.«
    Die letzten Worte waren ein Fehler, das begriff er sofort. Loana duckte sich unter einem Bündel aus Luftwurzeln hinweg und blieb auf der anderen Seite am Ufer eines kleinen Tümpels mit blubbernden Gasblasen stehen. Dicht über dem warmen Wasser nahmen die rosaroten, wie Fleisch aussehenden Trichter einer betmondischen Anemone das Gas auf.
    »Wenn es Tamira 5 nicht zur Meisterin bringen kann, welche Chancen habe ich dann – bei all den Gefühlen für dich?«, fragte Loana.
    Die Worte trafen Dominik an einer Stelle, die immer schmerzte, manchmal mehr, manchmal weniger. Er trat ebenfalls zum Tümpel, strich Loana zaghaft übers Haar und umarmte sie dann. Sie blieb steif. »Du schaffst es, Loa, ich helfe dir dabei.«
    »Wie denn? Du bist noch nicht einmal Schüler der ersten Stufe!«
    »Offiziell nicht, aber was bedeutet das schon, in meinem Fall? Du weißt, wozu ich imstande bin. Ich kann dir zeigen, wie man die anderen Stufen des Tal-Telas erreicht. Du brauchst dich nicht von deinen Gefühlen zu trennen, um zu einer Tal-Telassi zu werden«, fügte Dominik hinzu, obwohl er nicht wusste, ob das stimmte. »Wir haben so oft darüber gesprochen, Loa. Denk an die vielen schönen Dinge, die wir haben, und sie alle bedeuten Gefühl. Willst du darauf verzichten?«
    Er streckte eine geistige Hand aus und berührte Loanas Bewusstsein so, wie er zuvor ihr Haar berührte hatte. Für einen Sekundenbruchteil gewann er dabei den Eindruck, noch etwas anderes zu berühren, etwas Kaltes. Er hob den Kopf und sah sich um, aber die dichte Vegetation versperrte ihm die Sicht. Es war mitten in der Nacht; um diese Zeit gab es normalerweise keine anderen Besucher im botanischen Garten.
    Dominik brach die Berührung ab und wandte sich einer Hedriata von Poseidon zu. Äußerlich hatte die Blume verblüffende Ähnlichkeit mit einer roten Rose; in ihrem Innern jedoch glänzten metallische fraktale Muster. »Wie könntest du die Schönheit dieser Blume ohne Gefühle bewundern, Loa? Schau sie dir an und genieß ihre Pracht.« Und nimm uns , flüsterten seine Gedanken an ihrem mentalen Ohr. Denk an all die schönen Stunden während der vergangenen fünf Jahre. Wir sind ein Paar. Für uns ist geteilte Schönheit doppelte Schönheit. Er fühlte, wie sich die andere Loana zu regen begann, und daraufhin fügte er hinzu: »Etwas Einzigartiges verbindet uns, etwas Kostbares. Willst du das einfach wegwerfen? Du kannst beides haben, Loa. Du kannst deine Gefühle behalten und die anderen Stufen erreichen.«
    »Nein, das kann sie nicht«, erklang eine kalte Stimme. »Du lügst, Dominik. Zeig ihr deine Lüge.«
    Dominik brauchte sich nicht umzudrehen, um festzustellen, von wem die Worte stammten. Norene stand hinter ihm, war dort von einem Augenblick zum anderen erschienen. Fomion: das Verbinden der eigenen Person mit fremden Orten.
    Etwas packte sein Selbst und stülpte es von innen nach außen, damit Gedanken sichtbar wurden, selbst für eine Schülerin der Tal-Telassi, die noch nicht Delm erreicht hatte. Und inmitten dieser Gedanken steckte der Zweifel daran, ob Loana es wirklich schaffen konnte, mit ihren Gefühlen zur

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