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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Loanas besorgtes Gesicht. Eine halbe Sekunde später kehrte die Erinnerung zurück, und er hob ruckartig den Kopf.
    »Was ist passiert?«
    »Ich dachte, es geht mit dir zu Ende, Domi! Seit einer Viertelstunde versuche ich, dich zu wecken!«
    Dominik ließ den Kopf wieder sinken, hob die Hand zur Stirn und fühlte eine fiebrige Hitze, die langsam nachließ. »Ich habe … geträumt. Aber ich weiß nicht mehr, was.« Wirre Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei, ohne Einzelheiten preiszugeben. »Wie spät ist es?«
    Loana deutete auf die Anzeigen des Chrono-Servos. »In einer Stunde wird es hell. Und der Sturm ist weitergezogen.«
    Dominik richtete sich auf. »Hast du ebenfalls geschlafen?«
    »Ein bisschen. Bis du angefangen hast zu schreien.«
    »Ich habe geschrien?«
    »Erinnerst du dich an nichts?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Du warst wie besessen. Vielleicht …« Loana sprach nicht weiter.
    Dominik sah sie an. »Du glaubst, vielleicht einen Blick auf das geworfen zu haben, was in mir steckt?« Der heiße Schweiß an seinem Leib wurde zu kaltem, und er fröstelte. »Möglicherweise stimmt das sogar«, sagte er nachdenklich.
    Als er sich Loana zuwandte, bemerkte er erneut die Sorge in ihrem Gesicht. Und noch etwas anderes – Furcht?
    »Bitte hab keine Angst vor mir«, sagte er fast verzweifelt. Die Erinnerungen an Norene erwachten mit neuer Intensität, an ihr telepathisches Gespräch mit Zara, an das Fremde, das sich in ihm aufgebläht, seine Selbstkontrolle einfach beiseite gefegt hatte. Er betrachtete die Innenflächen seiner Hände, die Linien, die von den violett verfärbten Fingern ausgingen und sich in der Mitte des Handtellers trafen. »Ich brauche dich, Loa. Ich habe niemanden, nur dich.«
    Die Furcht verschwand aus ihren Augen und wich Wärme. Sie lächelte sogar, griff nach seiner Hand und drückte sie kurz. »Ich schätze, zurück kann ich jetzt nicht mehr.«
    Dominik erwiderte das Lächeln und drehte sich dann zu den Navigationskontrollen um. »Heute Nachmittag sind wir in der Hauptstadt und morgen vielleicht schon im All. Es wird alles gut, du wirst sehen.«
     
     
    Die Höchstgeschwindigkeit der nur für den Kurzstreckenverkehr vorgesehenen Transportkapsel betrug nicht einmal siebzig Stundenkilometer, und als sie Endiria erreichten, neigte sich der kurze, kalte Tag bereits wieder dem Ende entgegen. Dominik hatte die Kommunikationssysteme deaktiviert und auch dafür gesorgt, dass der einfache Datenservo keine automatischen Identifizierungssignale sendete. Er wusste nicht, ob die Tal-Telassi von Tarion nach der Transportkapsel suchten, aber er hielt es für besser, kein Risiko einzugehen.
    Endiria war viel größer als der Ort, in dem Dominik die letzten Jahre verbracht hatte. Die alte Stadt erstreckte sich zu beiden Seiten des Kalomak an den Hängen felsiger Hügel: funktionelle Bauten aus Stahlkeramik und Synthomasse, erstaunlich bunt mit vielen roten, blauen, grünen und gelben Tönen. Der breite Fluss zeigte sich nur während des kurzen Sommers; für den Rest des Jahres verbarg er sich unter einer dicken Eisschicht, ebenso wie das nahe Meer, das jetzt im Winter eine bizarre Landschaft aus Schneeverwehungen und ineinander verkeilten Eisschollen bildete. Als nach dem Fall Millennias die Tal-Telassi und ihre Haitari hierher gekommen waren, hatten sie Endiria um mindestens das Zehnfache vergrößert, und die alte Stadt zeigte sich jetzt in Form von bunten Klecksen in einem wohl geordneten urbanen Komplex aus Industrieanlagen und Wohnbereichen. Natürliche Höhlen unter den nahen Gletschern, die sich aus den Bergen in Richtung Meer schoben, waren erweitert worden, und zahlreiche Zyotenfarmen nutzten das warme Wasser der Thermen. Über den inneren Bereichen der Stadt herrschte reger Luftverkehr, vor allem in den Korridoren, die zum Raumhafen führten. Mehrere Schiffe standen dort, unter ihnen ein konischer Frachter der Taruf, der gerade entladen wurde.
    Dominik wollte vermeiden, von der Verkehrskontrolle erfasst zu werden, und deshalb steuerte er die Transportkapsel zu einem öffentlichen Hangar am Rand der Stadt, landete dort neben einigen für den planetaren Fernverkehr geeigneten Shuttles. Er überließ Loana den Vortritt, stieg nach ihr aus und reckte sich – zum ersten Mal seit Stunden konnte er sich wieder frei bewegen.
    Loana sah sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. »Und jetzt?«
    »Wir suchen uns ein Quartier für die Nacht. Ich bin noch immer ziemlich erledigt, und du hast

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