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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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stärker. »Nein, ich schnappe nicht über.«
    »Wissen Verrückte, dass sie verrückt sind?«
    » Herzlichen Dank für dein Vertrauen.« Dominik hörte die Schärfe in seinen Worten und fügte hinzu: »Entschuldige, Loa. Ich habe es nicht so gemeint. Es ist nur …«
    Sie berührte ihn am Arm, zog die Hand dann wieder zurück. Die Sorge blieb in ihren großen blaugrünen Augen.
    »Es hat vor einigen Jahren begonnen, während der Pubertät«, sagte Dominik. »Die seltsame Unruhe, die mich manchmal überkam, eine Gereiztheit, für die ich keine Erklärung fand … Ich habe es auf die Hormone geschoben. Aber jetzt ist klar, dass mehr dahintersteckt. Sieh dir das an.«
    Er löste eine Hand von den Kontrollen und hielt sie so, dass Loana die Innenfläche sehen konnte. Ihre Augen wurden noch größer. Nicht nur die Fingerkuppen – Zeichen eines Großmeistertalents – waren violett. Die Verfärbung reichte bis zum zweiten Fingergelenk und von dort aus in Form von haardünnen Linien bis zur Mitte des Handtellers.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, hauchte Loana.
    »Vielleicht ist es ein Zeichen dafür, wie viel Kraft in mir steckt«, sagte Dominik. »Aber es ist nicht meine Kraft – oder nicht nur meine. Sie hat Norene getötet. Ich allein wäre dazu nicht imstande gewesen.«
    »Wollte sie dich wirklich umbringen?«
    »Ja«, erwiderte Dominik. Und dann schränkte er ein: »Ich weiß es nicht genau. Diese Möglichkeit war für den Fall vorgesehen, dass ich ›außer Kontrolle‹ gerate, und ich schätze, das Fremde in mir wollte kein Risiko eingehen.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie, und jeder von ihnen hing den eigenen Gedanken nach, während draußen die Stimme des Winds lauter und zorniger wurde. Dominik sah auf die Anzeigen und stellte fest, dass die Belastungsgrenze für die Stabilisatoren erreicht war.
    »Dies wird zu einem regelrechten Schneesturm«, sagte er. »Wir sollten besser an einer geschützten Stelle landen und dort abwarten, bis das Schlimmste vorbei ist.«
    Er schaltete die aktive Sondierung ein, und über den Kontrollen erschien ein quasireales Projektionsfeld, das ihm eine Miniaturversion der Umgebung zeigte. Die Transportkapsel flog über dem Rücken eines Gletschers, der in den letzten Jahren immer breiter und dicker geworden war. Die von den Tal-Telassi eingeleitete Klimaveränderung durch kontrollierte Vulkanausbrüche ließ die Temperaturen sinken, und dadurch entstanden Eispanzer wie auf Millennia.
    »Dort«, sagte Loana und zeigte auf einen schluchtartigen Einschnitt.
    Dominik nickte, steuerte die Kapsel in den schmalen, tiefen Riss im Eis und verankerte sie in einer Tiefe von etwa zehn Metern mit einem Gravitationsanker.
    Mehrere Minuten lauschten sie dem Heulen des Sturms, der Schnee über den Rücken des Gletschers fegte. Die Bordsysteme der Transportkapsel summten leise im Bereitschaftsmodus.
    »Man wird dich suchen«, sagte Loana schließlich.
    »Die Galaxis ist groß«, erwiderte Dominik, aber es klang dumm, selbst für die eigenen Ohren.
    »Dort draußen findet ein Krieg statt, falls du das vergessen haben solltest. Die Freien Völker ziehen sich in den Kernbereich zurück.«
    »Es wird uns gelingen, Kyrna zu verlassen und auf irgendeiner anderen Welt einen Platz für uns zu finden.« Dominik rutschte ein wenig zur Seite und suchte nach einer bequemeren Position.
    »Solange es Tal-Telassi gibt, werden sie nach dir suchen«, sagte Loana. Halb erschrocken fügte sie hinzu: »Und auch nach mir. Vielleicht halten sie mich für deine Komplizin!«
    »Wir finden einen Platz für uns, ganz bestimmt.« Dominik hob die Hand und strich Loana über die Wange. »Wir fangen ein neues Leben an, irgendwo. Und ich helfe dir, die einzelnen Stufen des Tal-Telas zu erreichen, wie versprochen.« Müdigkeit dämpfte den nervösen Aufruhr in ihm. In der vergangenen Nacht hatte er kaum geschlafen, und die Ereignisse im botanischen Garten und dann im Zimmer mit dem Quader hatten ihn viel Kraft gekostet. Er befand sich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr, und mit dem Nachlassen der Anspannung kam Erschöpfung. »Lass uns schlafen, Loa. Ich bin völlig fertig.« Er lächelte matt, als ihm die Augen zufielen. »Morgen ist der erste Tag unseres neuen Lebens.«
    Loana berührte ihn mit dem Zeigefinger an den Lippen und sagte etwas, das Dominik nicht mehr hörte – er war bereits eingeschlafen.
     
     
    Dominik erwachte, als ihn jemand immer heftiger an den Schultern rüttelte. Mühsam hob er schwere Lider und sah

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