Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden. Wenn die Kronn uns orten, können wir ihnen nicht entrinnen.«
Dominik konzentrierte sich, ohne die Augen zu schließen. Er öffnete die Türen und Fenster seines Bewusstseins dem Tal-Telas, und die andere Kraft in ihm, der fremde Teil des eigenen Selbst, half ihm dabei, die Emotionen beiseite zu schieben, unter ihnen eine Loana geltende bleierne Trauer. Der Zugang selbst zu den hohen Stufen des Tal-Telas fiel ihm noch leichter als zuvor. Unterstützt durch die Kraft der Großmeisterin Myra 27 erweiterte er den Geist und tastete sich vor der Akonda durch die Transferschneise. Die von den Kronn-Schiffen ausgehenden Sondierungssignale waren wie durch eine lange Röhre kriechende Insekten, und Dominik lenkte sie vorsichtig beiseite, ohne sie zu berühren. In Iremia veränderte er die physischen und energetischen Strukturen in ihrer Nähe, sodass sie um die Akonda herumglitten.
Ein kurzes mentales Zerren deutete auf die Schockwelle hin, mit der das Schiff den interstellaren Transit beendete und die Transferschneise verließ. Weiter vorn schwebten fünf schwarze, unregelmäßig geformte Giganten im All, und hinter ihnen erstreckte sich das Asteroidenfeld, in dem die Schlacht um Millennia große Lücken hinterlassen hatte.
Es flackerte im All – Blitze gingen von den großen Stachelschiffen aus, zuckten an der Akonda vorbei und verschwanden in der Transferschneise.
»Die Kronn wissen, dass etwas aus der Schneise gekommen ist, aber offenbar orten sie uns nicht«, sagte Elisa.
Das Tal-Telas wies Dominik auf eine wichtige Veränderung vor dem Schiff hin. Mehrere Demolatoren näherten sich, und einer von ihnen flog genau auf die Akonda zu. Bevor er selbst reagieren konnte, fühlte er Myras Selbst in Iremia und sogar in Jomia, der zehnten Stufe. Der Raum selbst änderte die Struktur, wie durch ein starkes Krümmerfeld, und der Demolator strich nur wenige Meter entfernt an der Akonda vorbei.
Während Dominik noch im Tal-Telas weilte und die Akonda vor den Sensoren der Kronn verbarg, spürte er die Nähe der Großmeisterin Myra und sah eine Chance, die er instinktiv nutzte. In Delm teilte er sein Selbst, schickte einen autarken Gedanken in Myras mentalen Kosmos …
Er stand auf vertrautem weißen Sand, aber es gab kein Meer und auch keine Bucht mit einem Ferienhaus. Die üppige Vegetation des tropischen Walds fehlte. Gleißendes Licht kam von einem Himmel, der zu brennen schien, und es stammte nicht von einer Sonne, sondern von Dutzenden .
Direkt vor Dominik befanden sich zwei Türen, die eine neu, die andere alt und verwittert. Er sah diese Türen nicht zum ersten Mal, trat näher und versuchte, die zweite zu öffnen, die alte. Er wusste , dass sie nicht verriegelt war, aber der Knauf bewegte sich nicht in seiner Hand, so sehr er ihn auch zu drehen versuchte.
Es liegt an der Konditionierung.
Dominik wusste nicht, woher die Stimme kam, aus seinem Innern oder von Myra. Erneut wollte er den Knauf drehen, mit beiden Händen und seiner ganzen Kraft, aber das einzige Ergebnis seiner Bemühungen war ein dumpfes Knirschen.
Als er sich umdrehte, sah er das faltige Gesicht von Myra 27. »Bald«, sagte sie. »Wir müssen noch ein wenig Geduld haben. Es hat mehr als tausend Jahre gedauert, und wir brauchen unsere Kraft nicht nur für das Tal-Telas auf Millennia, sondern auch für Zara und die Meisterinnen. Es gilt, den letzten Widerstand zu überwinden.«
Dominik wusste, dass es keinen Sinn hatte, nach Einzelheiten zu fragen. Der autarke Gedanke in Delm kehrte in sein Bewusstsein zurück, das nach wie vor im Tal-Telas weilte. Myras Präsenz befand sich noch immer in der Nähe, und mit der gemeinsamen Kraft entdeckte er ein gefährliches Hindernis vor der Akonda .
»Eine Gravitationsfalle«, sagte er und nannte die Koordinaten.
Tako Karides wandte den aufmerksamen Blick von ihm ab und betätigte die Navigationskontrollen. Das Trichterschiff kroch durch die Reste des Asteroidenfelds und wich den Bereichen aus, wo während der Schlacht um Millennia geborstene Felsen und explodierte Fallen Trümmerwolken aus Gesteinsfragmenten bildeten. Die Krümmerfelder der Akonda hätten sie aufgelöst, und vielleicht wären die Kronn in der Lage gewesen, die dabei verursachten energetischen Emissionen zu orten.
Zeit verstrich, und Dominik fühlte die wachsende Anspannung des Mannes mit der Narbe. Er überlegte, was in ihm vor sich ging, und die Frage allein genügte, um ihn Gedanken und Gefühle
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