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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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endeten sie am Eis des Gletschers, etwa hundert Meter über dem Ort. Vereinzelt zeigte sich mattes Licht zwischen den Gebäuden.
    »Wo sind wir hier?«
    »Dies ist Chrimmia«, sagte Dominik. »Wir sind hier zweitausend Kilometer von Empirion entfernt. Vom nächsten Graken trennen uns etwa fünfhundert Kilometer.«
    Und doch spürte Tako seine Präsenz, und auch die der anderen siebzig Graken auf Millennia. Wenn er sich auf sie konzentrierte, glaubte er, die dunklen Molochwurzeln zu sehen, die sich tief ins Eis und ins Felsgestein des Planeten gebohrt hatten – die von den Rezeptoren in seiner Synthohaut registrierte Kälte schien ihre Kälte zu sein. Ohne die mentale Abschirmung durch Myra 27 hätten die Graken sofort versucht, ihn in ihre Träume zu integrieren und sein Amarisk aufzunehmen.
    Tako wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als er am fernen Stadtrand eine Bewegung bemerkte. Er sah genauer hin und nutzte auch die anderen Spektralbereiche, aber die Schatten blieben unbewegt.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Dominik.
    »Ich dachte, ich hätte eine Bewegung gesehen«, sagte Tako. »Aber vielleicht habe ich mich getäuscht.«
    Der junge Mann, zu dem der Knabe geworden war, trat an seine Seite, und Tako bemerkte die Veränderung in seinen biometrischen Werten, als er die Kraft des Tal-Telas nutzte. »Was auch immer du gesehen hast …«, sagte er leise. »Ich glaube, es stellt keine Gefahr für uns dar.«
    Sie setzten den Weg durch das Lyzeum fort, und Tako hielt auch weiterhin den Annihilator schussbereit in der rechten Hand. Kälte, Stille und Dunkelheit begleiteten sie, während sie durch Flure und leere Räume gingen.
    »Nichts«, sagte Dominik nach einer Weile. Es klang enttäuscht. »Ich fühle nichts.«
    »Wohin könnten Zara und die anderen das Tal-Telas gebracht haben? Gibt es irgendwo auf Millennia einen Ort, der besonderen Schutz vor den Graken bietet?«
    »Keine Ahnung«, sagte Dominik. »Ich bin nicht lange genug auf diesem Planeten gewesen, um über solche Dinge Bescheid zu wissen.«
    Als sie das Lyzeum verließen und in die Düsternis zwischen den Gebäuden zurückkehrten, hatte Tako eine Idee. »Die Archive«, sagte er. »Vor zehn Jahren hat Katyma mich darauf hingewiesen, dass alle Städte des Wissens auf Millennia miteinander verbunden sind. Gehört auch Chrimmia dazu?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Wenn von hier aus ein Zugriff auf die Archive möglich ist …«, sagte Tako. »Vielleicht könnten wir dort einen Hinweis auf das Tal-Telas finden. Eine Spur, die nur für Tal-Telassi erkennbar ist, nicht aber für die Graken und ihre Vitäen.«
    Dominik nickte langsam, und in seinem Gesicht erschien neue Hoffnung. »Das ist nicht auszuschließen.« Er sah sich um und versuchte offenbar, sich zu orientieren. »Bis zum hiesigen Archiv ist es nicht weit. Es ist dem Lyzeum angeschlossen.« Er deutete dorthin, wo mehrere Leuchtkörper wie vom Himmel gefallene Sterne in der Dunkelheit glühten. »Dort.«
    Sie gingen durch einen Verkehrskorridor zwischen hohen Gebäuden. Hier und dort ragten Nadeltürme auf, aber es schwebten keine Leviplattformen vor ihren Eingängen. Diese Stadt schlief den Schlaf des Todes, von Stille umhüllt.
    Aber für Tako blieb es nicht völlig still. Die Mubek-Sensoren ermöglichten ihm eine akustische Wahrnehmung, die weit über die gewöhnlicher Ohren hinausging. Er hörte das leise Knacken des Eises, das sich über der Stadt erstreckte und langsam wanderte. Wie lange mochte es dauern, bis der Gletscher instabil wurde, bis ein Teil von ihm nachgab und auf die Gebäude stürzte, sie unter sich zermalmte? Er vernahm molekulares Flüstern, wo Materie unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt war, meistens dort, wo die Wärme der Thermen mit der Kälte des Gletschereises rang und den Kampf verlor. Und er sah: Selbst die tiefste Dunkelheit enthielt elektromagnetische Strahlung, die seine Nanosensoren für visuelle Wahrnehmung nutzen konnten, und sie zeigten ihm leere Wege, an einigen Stellen weitere Leichen, die meisten längst verwest.
    »Gibt es hier überhaupt keine Überlebenden?«, fragte Tako nach einer Weile.
    »In drei Tagen brechen die Graken auf«, erwiderte Dominik. »Ich nehme an, es bedeutet auch, dass es hier kaum mehr Amarisk für sie gibt.«
    Tako deutete auf die Lichter. »Die Energieversorgung funktioniert teilweise noch. Vielleicht gibt es Kontaminierte, die sich darum kümmern. Bist du in der Lage, ihre Präsenz zu … fühlen? Wenn wir Überlebende fänden

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