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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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begriff, dass er gewissen Geschehnissen ihren Lauf lassen musste, wenn er weiterhin hoffen wollte, den Flug des Superschwarms zu verhindern. Leben gingen verloren, und jedes einzelne von ihnen war ein unersetzlicher Verlust, aber das größere Muster der Kausalität verlangte diese Opfer.
    Tako Karides griff nach seinem Arm und wollte ihn mit sich ziehen.
    »Die Flucht nach oben hat keinen Sinn«, sagte Dominik. »Katyma wird gleich zurückkehren, zusammen mit den anderen.«
    Der Mann mit der Narbe verharrte unschlüssig.
    Wieder donnerte es, lauter als zuvor, und es folgte eine so heftige Erschütterung, dass ein haarfeiner Riss im Fenster des Sarkophags direkt neben Dominik entstand. Er strich mit der Fingerkuppe darüber hinweg. »Dies habe ich gesehen, vor fünftausend Jahren. Diesen Riss hier.«
    Tako starrte ihn groß an, während weit oben, am Ende der langen Treppe, erste Stimmen erklangen.
    »Vor fünf Jahrtausenden habe ich Dinge gesehen, die die Ruhe unserer Ahnen stören würden«, fügte Dominik hinzu. »Damals habe ich die Umstände nicht verstanden, und ich wusste auch nichts vom Situationskontext. Jetzt ist alles viel klarer.«
    Er begriff auch, dass es nicht nur darum ging, den Flug des Superschwarms zu verhindern. Ihn erwartete auch noch eine andere Aufgabe.
    Katyma 9 kehrte mit wehendem silbrigen Haar zurück, und ihr Gesicht blieb eine emotionslose Maske, als sie sprach. Dominik hörte ihre Worte, während er dachte: Damals hielt ich den Weg ohne Gefühl für den richtigen. Gefühle können hinderlich sein, aber sie sind Teil unseres Wesens. Ohne sie sind wir nicht komplett. Auch dies muss sich ändern. Die Tal-Telassi müssen einen neuen Weg beschreiten. Es wird höchste Zeit.
    Katyma sprach noch immer, aber Dominik schenkte ihr keine Beachtung mehr. Er kannte das nächste Glied in der Ereigniskette und wusste, dass ihm noch ein wenig Zeit blieb, einige Sekunden – Zeit genug, um an Loana zu denken.
    Trauer erfüllte ihn, obgleich sein Leben als Dominik immer mehr in den Hintergrund rückte, denn es war winzig im Vergleich mit den anderen Leben, die er geführt hatte. Etwas ganz Besonderes hatte ihn mit Loa verbunden, etwas Einzigartiges und Kostbares. Er bedauerte zutiefst, dieses Leben nicht mit ihr teilen zu können, und die Gewissheit, ihr nie mehr in die Augen zu blicken, nie wieder ihr Lächeln zu sehen und nie wieder ihren Körper zu fühlen, verdoppelte das Gewicht der Trauer. Noch einmal betrachtete er die Muster in Gelmr und hielt in ihnen nach einer anderen Möglichkeit Ausschau, nach einer Alternative, obgleich er wusste, dass es keine gab. Die siebte Stufe des Tal-Telas bestätigte ihm: Er würde Millennia nicht wieder verlassen; sein persönlicher Weg, vierundzwanzig Leben lang, endete hier, unter den Eisschilden eines Planeten, auf dem vor acht Jahrtausenden menschliche Kantaki-Piloten Zuflucht gesucht hatten.
    Der Name, der seine wahre, größere Identität beschrieb, rückte fast in Reichweite. Es widerstrebte ihm plötzlich, danach zu greifen, denn er wusste: Wenn dieser Name sich ihm offenbarte, hörte er auf, Dominik zu sein.
    »Weisen Sie die Gardisten an, die Zugänge zu diesem Zömeterium zu sprengen, sobald alle Flüchtlinge hier sind«, wandte er sich an Katyma.
    Schülerinnen der Tal-Telassi erreichten die Galerie, begleitet von mehreren Lehrerinnen – Dominik erkannte zwei Mädchen aus dem Transporter wieder. Es folgten einige Haitari, die nicht versuchten, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. In ihren Gesichtern wetteiferten Entsetzen und Angst miteinander.
    Explosionen krachten, und Dominik glaubte, das wie zornig klingende Fauchen von Annihilatoren zu hören. Weitere Flüchtlinge kamen, unter ihnen eine zweite Meisterin. Dominik erkannte sie sofort wieder: Teora 14, Oberhaupt der Insurgenten, das bläuliche Haar wie vor zehn Jahren zu einem Zopf geflochten. Sie trug ebenfalls einen Kampfanzug, der genauso abgenutzt wirkte wie der von Katyma.
    »Wenn wir die Zugänge sprengen, sitzen wir hier unten fest«, sagte Katyma. »Es gibt keine anderen Ausgänge.«
    Diese Meisterinnen glauben, alt und erfahren zu sein , dachte Dominik. Aber im Vergleich zu mir sind sie kaum mehr als Kinder.
    »Die Sprengung gibt uns Zeit genug, ins Schiff zu gelangen«, sagte er.
    Katymas Blick glitt kurz zu dem schwarzen Riesen. »Ins Kantaki-Schiff? Seit damals hat sich keine Öffnung mehr in ihm gebildet. Seit fast achttausend Jahren ist niemand mehr an Bord gewesen.«
    Irrtum ,

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