Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
du mich?«, fragte Tako und trat noch etwas näher an den Sessel.
Dominik sah zu ihm auf, mit seinem sehr intensiven Blick. »Ich bin konditioniert. Norene hat meine eigene Kraft dazu genutzt, als ich mich nicht wehren konnte. Ich brauche deine Hilfe. Allein schaffe ich es nicht.«
» Was schaffst du nicht allein?«
Aber Dominik versteifte sich plötzlich und senkte die Lider. Seine Hände blieben in den Sensormulden. »Die Augen und Ohren des Schiffes sehen und hören wieder, nach achttausend Jahren. Es sucht den Teil, der einst mit ihm verbunden war.«
Tako sah zu den Projektionsfeldern an den gewölbten Wänden und beobachtete die Kronn und Chtai. Funken sprangen von einem Emitter zu der Barriere und krochen wie lebende Wesen über das Schirmfeld, wie auf der Suche nach schwachen Stellen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie einige junge Schülerinnen der Tal-Telassi durch Teleportation verschwanden.
Einige Darstellungen an den Wänden des Pilotendoms zeigten, wie die Kronn und Chtai plötzlich zurückwichen. Ein schwarzer Dorn glitt dem Kantaki-Schiff entgegen, verbunden mit einem Aggregatknäuel. Ein gelbliches Glühen ging von den Energiefeldern aus, die Dorn und Aggregate trugen, und als die Entfernung zum Schutzfeld auf wenige Meter schrumpfte, kam es zu einem grellen Blitz, der für einen Sekundenbruchteil jähes Licht durch den Pilotendom schickte.
Tako drehte sich um die eigene Achse und ließ seinen Blick dabei über die zahlreichen Projektionsfelder schweifen. Welche Waffe auch immer die Kronn gegen das Kantaki-Schiff eingesetzt hatten: Das Schirmfeld hatte ihre Energie zur Wand der Kaverne reflektiert, in der jetzt ein großes Stück fehlte. Felsen waren herabgestürzt, und Tako stellte mit dunkler Zufriedenheit fest, dass sie mehrere Kronn und auch einen Chtai unter sich zermalmt hatten.
»Ich habe es gefunden!« Dominik öffnete die Augen wieder, löste eine Hand aus der Sensormulde und griff nach Takos Arm. »Fomion bringt uns zum Ursprung des Tal-Telas.«
Vor Tako löste sich der Pilotendom des Kantaki-Schiffes auf, und erneut fühlte er ein sonderbares Zerren an Geist und Körper, wie auch bei der Teleportation von der Akonda zum Planeten.
Doch als er tausende von Kilometern entfernt Gestalt und Substanz gewann, wusste er, dass eine Falle zugeschnappt war.
Als Tako wieder sah, fiel sein Blick nicht auf den dunklen Quader des Tal-Telas, sondern auf schwarzes, wachsendes Metall und die braunen Schlangenleiber eines Graken. Ein langsam pulsierender Strang löste sich aus dem zentralen Knäuel, tastete erst nach ihm und dann nach Dominik, der dicht neben ihm stand und sich offenbar ebenso wenig rühren konnte wie er. Kronn, Chtai und Geeta standen zu beiden Seiten des Graken, dessen Namen Tako kannte: Er wusste, dass er Grargrerr vor sich sah.
Heftigere Bewegung kam in das Knäuel. Einige der glatten, meterdicken Stränge wichen beiseite, und eine Öffnung entstand. In den Schatten darin schoben sich Lider nach rechts und links auseinander, und ein Auge starrte.
Tief in Tako erzitterte Myra, und er begriff, dass sie auf diesen Moment gewartet hatte.
Auf den Moment der Niederlage, der endgültigen Katastrophe?
Die Vitäen bewegten sich wie in einem sonderbaren Tanz, und die Stimme des Graken erklang.
»Du hast geglaubt, dich über unsere Vereinbarung hinwegsetzen zu können, Ahelia«, grollte Grargrerr. »Ich habe hier auf dich gewartet. Dein Weg musste dich hierher führen, zurück zu mir. Wir sind eins.«
Tako konnte den Kopf nicht drehen, sah aber aus dem Augenwinkel, wie sich Dominiks Lippen bewegten. »Hilf mir beim Bau der Welt, Tako. Konzentrier dich darauf. Denk an den weißen Strand und das türkisfarbene Meer.«
So lauteten die leisen Worte, die Takos Ohren erreichten. Gleichzeitig hörte er aber auch noch eine zweite, viel lautere Stimme, die ebenfalls von Dominik kam und durch den mentalen Äther hallte.
» Du hast mich verraten, Grargrerr«, erwiderte Ahelia. »Du hast mir damals Frieden versprochen. Frieden als Gegenleistung für mein Wissen und mein Selbst.«
Eine wichtige Erkenntnis bildete sich in Tako. Dominik trug nicht einfach nur ein Grakenfragment in sich, was bereits gefährlich genug war. Bei ihrer vierundzwanzigsten Inkarnation hatte sich die Großmeisterin Ahelia direkt mit einem Graken verbunden. Sie war zur einen Hälfte Mensch und zur anderen Graken. Damals, vor über tausend Jahren, mochte sie gehofft haben, mit ihrem Opfer den Frieden zu
Weitere Kostenlose Bücher