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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte Ahelia die ersten achtzehn Jahre ihres vierundzwanzigsten Lebens in Form eines kleinen Splitters ihres wesentlich größeren Selbst verbracht, ohne Erinnerung an ihre dreiundzwanzig anderen Inkarnationen? Wieso war sie vor zehn Jahren auf Kabäa in eine so schwierige und gefährliche Situation geraten? Wenn ich nicht zur Stelle gewesen wäre und Dominik gerettet hätte … Was auch immer hinter dem damaligen Verschwinden der Ordensgründerin und dem großen Plan steckte, von dem Tako ein Teil war: Irgendetwas musste schief gegangen sein.
    Katyma 9, Teora 14 und die vier anderen Meisterinnen sahen ebenfalls zu Dominik auf, und wenn es noch Skepsis in ihnen gab, so verschwand sie jetzt, denn ein Blick in das Gesicht des jungen Mannes genügte, um zu erkennen: Er war viel mehr als vorher. Die Aura einer neuen, starken Persönlichkeit umgab ihn.
    Dominik hob die Hände, violett bis zu den Handgelenken. Dünne, ebenfalls violette Streifen gingen davon aus, reichten an den Unterarmen empor. Tako ahnte, dass die Veränderungen des Jungen, der eigentlich gar kein Junge war, mit dem vollen Erwachen von Ahelias Selbst noch kein Ende gefunden hatten.
    »Beginnen Sie damit, Fomion zu nutzen, Schwestern«, sagte Dominik, und auch seine Stimme klang anders. »Wir haben Zeit genug. Suchen Sie eine andere Zuflucht für diese Leute und leiten Sie den Transfer ein. Was Sie betrifft, Katyma: Ermöglichen Sie mir einen Kontakt mit Zara.«
    Tako beobachtete, wie Teora und die vier anderen Meisterinnen die Flüchtlinge in Gruppen einteilten, sich dann den Schwächsten unter ihnen zuwandten, sie an den Händen fassten und mit jeweils zwei von ihnen verschwanden. Nach einer knappen Minute kehrten die Tal-Telassi zurück und wirkten sehr erschöpft.
    Katyma stand auf dem Podium, neben dem Sessel des Piloten. Sie und Dominik sprachen leise miteinander, aber Tako hörte jedes einzelne Wort und selbst die geringsten Vibrationen in ihren Stimmen. Es lag nicht allein an den Nanosensoren in der Synthohaut, sondern auch und vor allem an Myras Präsenz in seinem Innern. Hören Sie mich? , fragte er, aber die Großmeisterin antwortete nicht. Tako fragte sich erneut, welche Rolle sie bei dem Jahrtausendplan spielte. Was auch immer ihre Absichten waren: Sie stand mit dem Tal-Telas in Verbindung, und das ermöglichte ihm, von Dingen Kenntnis zu erhalten, die ihm sonst verborgen geblieben wären.
    »Zara befindet sich im Siebten Zömeterium tief unter Talagga«, sagte Katyma. Sie sprach leise, aber Tako verstand sie ganz deutlich, und er wusste auch, dass Talagga eine kleine Stadt auf der anderen Seite des Planeten war. »Die Graken haben mehrere Meisterinnen unter ihre Kontrolle gebracht und dadurch teilweise Zugang zum Tal-Telas. Deshalb kommt eine gewöhnliche Kommunikation in Berm und Delm nicht infrage. Bei unseren Kontakten verwenden wir einen Tunnel in Iremia und einen speziellen Kode in Delm, den die Großmeisterin entwickelt hat …«
    »Ich weiß«, sagte Dominik. »Ich habe sie mit Norene sprechen hören.«
    »Das ist unmöglich!«, entfuhr es Katyma. »Ohne Wissen um den Delm-Kode kann kein derartiger Kontakt erfolgen!«
    »Das Tal-Telas ist größer, als Sie glauben«, erwiderte Dominik, und es klang fast traurig. »Viel größer. Stellen Sie den Kontakt her und überlassen Sie den Rest mir.«
    Katyma erhob keine Einwände und schloss die Augen. Tako spürte, wie sie sich konzentrierte, wie ihre Gedanken forteilten und in der Ferne, auf der anderen Seite von Millennia, ein fremdes Ich berührten und dabei den Weg wiesen.
    Katyma? Zu diesem Zeitpunkt ist kein Kontakt vorgesehen …
    Wo befindet sich der Ursprung des Tal-Telas? Ich brauche unverzüglich Zugang.
    Tako spürte sprachlose Verwunderung auf der anderen Seite der mentalen Verbindung. Und dann:
    Dominik?
    Ein kleiner Teil von mir ist Dominik, doch der wesentlich größere ist Ahelia. Wo hüten Sie das Tal-Telas?
    Informationen flossen hin und her, so schnell und komplex, dass Tako keine Einzelheiten empfing und nur einen vagen Eindruck davon gewann, worum es ging. Wieder »hörte« er den Begriff Zeit der Schande , und einmal war kurz von falscher Konditionierung die Rede.
    Dann verdichteten sich Argwohn und Ablehnung auf der anderen Seite des Planeten.
    Mörder! Du hast Norene umgebracht!
    »Mörder«, kam es von Katymas Lippen, so laut, dass die Flüchtlinge im Pilotendom sie hörten. »Er hat Norene umgebracht …«
    Tako spürte, wie seine Anspannung wuchs. Langsam trat er

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