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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erreichen, aber letztendlich war sie es, die den Graken jetzt zum endgültigen Triumph verhalf. Durch Ahelia hatten die Graken Millennia gefunden, und auch das Zweite Zömeterium. Jetzt schickten sie sich an, nach dem Ursprung des Tal-Telas zu greifen.
    »Wir bringen den Frieden«, grollte erneut die Stimme des Graken. Grargrerrs Auge starrte weiterhin, aber sein Blick galt Dominik. Tako versuchte, sich ganz auf die Erinnerungsbilder zu konzentrieren, die ihm Lowanda zeigten, jene Insel des Perlen-Archipels am Äquator von Meraklon, wo er einst, in einem anderen Leben, einige herrliche Tage mit seiner Familie verbracht hatte. Er sah einen Strand aus weißem Sand, an den türkisfarbene Wellen rollten. Er sah das üppige Grün der tropischen Vegetation, stellte sich die Bucht mit dem kleinen Haus vor …
    »Bald brechen wir mit unserer Brut auf«, fuhr Grargrerr fort. »Wir bringen sie zu den anderen Welten, die uns noch Widerstand leisten, und wenn wir alle ihre Bewohner unseren Träumen einverleibt haben, herrscht Frieden in dieser Galaxis.«
    »Es ist der Frieden des Todes«, erwiderte Ahelia, während Dominik flüsterte: »Das Bild muss noch deutlicher werden, Tako. Konzentrier dich! Ich schaffe es nicht allein.«
    »Es ist Frieden, und so lautete die Übereinkunft. Öffne jetzt das Tal-Telas für uns, wie es schon einmal geschah. Komm zu mir, Ahelia, Teil von mir. Bring uns zum Tal-Telas und öffne es.«
    Dominik trat einen Schritt vor …
    Tako konnte sich plötzlich wieder bewegen, fühlte warmen Sonnenschein und kühles Wasser an den Füßen. Er senkte den Blick und stellte fest, dass er auf dem weißen Strand von Lowanda stand; die Ausläufer der Wellen erreichten ihn.
    Hinter ihm kauerte Dominik im Sand und zitterte am ganzen Leib.
    Tako war mit einigen raschen Schritten bei ihm und zog ihn auf die Beine. Als er ihm in die Augen blickte, sah er dort nur den zum Mann gewordenen Jungen, nicht aber die Präsenz der Großmeisterin.
    »Lass uns zum Haus in der Bucht gehen«, sagte Dominik. Er klang sehr müde.
    Sie schritten über den Strand, langsam, als hätten sie Zeit genug, und vielleicht stimmte das. Tako fühlte, dass dieser Moment zeitlos war.
    »Was ist damals geschehen?«, fragte er und beobachtete Dominik. Schatten lagen auf dem Gesicht des jungen Mannes, trotz des Sonnenscheins, und er zitterte noch immer, schien in einer Kälte zu frösteln, die nur er spürte.
    »Ahelia sah die Muster in Gelmr«, sagte Dominik. Das Sprechen fiel ihm schwer, auch das Gehen – er schien am Ende seiner Kraft zu sein. »Sie betrachtete sie kurz nach Beginn des Grakenkriegs und beschloss zu handeln. Wie die anderen Großmeisterinnen war sie den Weg ohne Gefühl gegangen, von dem sie heute weiß, dass er falsch ist. Die Zeit der Schande lag noch nicht lange zurück, und vielleicht trübte das ihren Blick in Gelmr. Sie glaubte, stellvertretend für alle Tal-Telassi büßen zu müssen.«
    »Was ist die Zeit der Schande?«, fragte Tako.
    »Du wirst es gleich erfahren«, erwiderte Dominik. »Das Meta wird es dir zeigen.«
    Sie erreichten die Bucht mit dem kleinen, unauffälligen Gebäude zwischen den hohen Säulenbäumen.
    »Das Meta?«, wiederholte Tako.
    »Die andere Kraft des Tal-Telas«, sagte Dominik. »Sie zeigt die Wahrheit, die die Großmeisterinnen seit der Zeit der Schande vor der Schwesternschaft verborgen haben. Aber wir müssen die Wahrheit kennen, um aus unseren Fehlern zu lernen. Und wir brauchen das Meta für Kalia, für die elfte Stufe.«
    Dominik verharrte kurz. Er war völlig außer Atem, obwohl sie langsam gingen. Noch etwa dreißig Meter trennten sie von dem Haus, das eigentlich nicht an diesen Ort gehörte – es war nicht das Gebäude, in dem Tako mit Dalanna und Manuel gewohnt hatte. Aber inzwischen wirkte es vertraut, mit den seltsamen Linienmustern in den grauen Mauern und den beiden Türen, direkt nebeneinander und weiß wie der Sand. Wie beim ersten Mal war eine glatt und makellos, mit einem silbernen Knauf. Die andere hingegen wirkte uralt, und ihr Knauf war halb korrodiert.
    »Grargrerr war der erste Graken, der zu uns kam, und er holte sieben weitere, bevor wir das Portal schließen konnten«, sagte Dominik. Er atmete noch immer schwer, setzte sich aber wieder in Bewegung. Langsam und vorsichtig, wie ein müder Alter, näherte er sich dem Haus. Hinter ihnen wurde das Rauschen der Wellen leiser, als rückte das Meer fort. »Wir Tal-Telassi, meine ich.« Er schüttelte wie verwirrt den Kopf.

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