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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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geschwächten Schild eines Kronn und zerfetzte einen Organbeutel und mehrere Knochen. Das Geschöpf sank zu Boden, nicht tot, nur verletzt, und andere Kronn sprangen darüber hinweg.
    »Zehn Sekunden!«, meldete Barto.
    »In den Tunnel«, sagte Tako, schlang beide Arme um Myra 27 und aktivierte mit einem Gedankenbefehl den Levitator des Kampfanzugs. Er stellte sich das Ziel vor, und einen Sekundenbruchteil später flog er dicht über den Boden zum Loch. Die Biotelemetrie zeigte ihm, dass der junge Bartolomeo ebenfalls zum Molochtunnel unterwegs war und Rinna und Yeni ihn bereits erreicht hatten. Die Kronn konzentrierten ihr Feuer auf die Stelle, an der sie sich eben noch befunden hatten; sie schienen nicht damit zu rechnen, dass der Moloch ihr Ziel war.
    »Tiefer in den Tunnel, Rinna«, sagte Tako und sah aus dem Augenwinkel, wie die Lider der greisen Tal-Telassi zitterten. Durch die Verbindung mit ihr krochen … Wahrnehmungen, die er nicht zu deuten wusste, vielleicht die Schatten von Traumbildern. »Weg vom MK-Wirkungsfeld. Maximale Kapazität der Krümmerfelder.«
    Beim Kronn-Dorn über dem Levitrans gleißte es, und Feuer ließ dicht hinter Tako den Regen verdampfen. Die Druckwelle traf seinen Rücken und schleuderte ihn an der Tunnelöffnung vorbei. Er prallte an die Gebäudewand dahinter; das Levitationsfeld absorbierte den größten Teil der kinetischen Energie, aber er verlor wertvolle Zeit.
    Das Visier zeigte ihm, wie Bartolomeo im Molochtunnel verschwand.
    Noch drei Sekunden.
    Kronn stiegen auf, suchten nach dem Ziel. Andere Grakensoldaten eilten über den Boden, indem sie ihre Knochenkörper veränderten und immer wieder neu zusammensetzten. Beim Dorn über dem Transporter glühte es; eine weitere Entladung stand unmittelbar bevor.
    Levitatorfelder richteten Tako und Myra auf, trugen sie zur dunklen Öffnung …
    Der Mikrokollapsar implodierte.
    Etwas packte Raum und Zeit, zerriss beides und presste die Fetzen zusammen. Hinter dem Transporter entstand etwas, das dunkler war als die Nacht, griff mit unsichtbaren Händen nach allen Dingen im Umkreis von fünfzig Metern, zog sie in die Länge und saugte sie auf. Der Levitrans verschwand in dem plötzlich entstandenen Gravitationsschlund, ebenso der Dorn über ihm und die Kronn. Luft schoss mit einem donnernden Knall ins Vakuum, das der Mikrokollapsar zurückließ, und um Tako herum heulte ein jäher Orkan. Levitatoren und Krümmerfeld verankerten ihn und die Tal-Telassi im Innern des dunklen Lochs an der Wand.
    Nach wenigen Sekunden ließ das Tosen nach. Hinter Tako existierte jetzt ein fünfzig Meter durchmessender Bereich absoluter Vernichtung. Wir haben eine deutliche Spur hinterlassen , dachte er, als er mit Myra tiefer in den Tunnel flog.
     
     
    Ein Gesicht schwebt in der Dunkelheit, lebendigen Glanz in den großen braunen Augen und ein unschuldiges Lächeln auf den Lippen. Das Gesicht eines sechsjährigen Jungen. Doch das Lächeln verschwindet, und Entsetzen kriecht in die weichen Züge … Warum bist du nicht früher gekommen? Warum hast du mich nicht gerettet?
     
     
    Tako versuchte, die Bilder aus seiner bewussten Wahrnehmung zu verdrängen, aber mit nur einem Bion gelang ihm das nicht.
     
     
    Warum hast du mich sterben lassen ?
     
     
    »Ich habe dich nicht … ich wollte nicht …«, sagte Tako leise. Wie durch feinen Dunst sah er Rinna und Barto, und der Navigationsservo ließ ihn neben ihnen landen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Rinna. »Deine biotelemetrischen Daten …«
    Tako blinzelte mehrmals, um die Bilder zu verscheuchen, aber sie entstanden nicht vor den Augen, sondern tief in seinem Innern, und dort gab es keine Lider.
     
     
    Ein anderes Gesicht gewinnt Konturen, ebenfalls mit großen, dunklen Augen und weichen Zügen. Es ist ein wenig älter, aber eindeutig das Gesicht eines Knaben. Haar so struppig wie Rinnas fällt ihm in die glatte Stirn. Der Glanz in den Augen ist ebenfalls lebendig, aber das Gesicht wirkt ernst, und es liegt kein Lächeln auf den Lippen. Der Junge hebt die Hand, und die Fingerspitzen, seine Fingerspitzen …
     
     
    »Ich sehe … Bilder«, sagte Tako. Das Sprechen fiel ihm schwer; die Zunge in seinem Mund fühlte sich wie ein Fremdkörper an. »Normaler Modus für die … Anzüge. Wir müssen Energie sparen.«
    Erst dann sah er die Frau mit dem grauen Gesicht, die auf dem Boden des dunklen Molochtunnels lag. Yenis Augen waren aus den Höhlen gequollen, ihr Blick gebrochen. Flecken in der

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