Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
Anzug wärmt nicht mehr richtig.«
»Wir sind fast da.«
Tako blieb neben dem Zugang eines Kapselschachts stehen, der zu einer subplanetaren Industrieanlage hinabführte, deren Maschinen seit einem halben Jahrhundert stillstanden. Die Energieversorgung funktionierte längst nicht mehr, und Sicherheitsservi hatten die Kapseln damals an den Schachtwänden verankert. Seitdem hatten sie sich nicht mehr bewegt. Bei einigen von ihnen standen die Türen offen – ein Hinweis darauf, dass Passagiere geborgen worden waren. Neben dem Schacht führte eine Treppe in die Tiefe, und Tako eilte die Stufen hinunter, hinein in eine Dunkelheit, die auch während des Tages finster blieb. Das Visier und seine Koordinatenanzeige wiesen ihm den Weg. Zusammen mit Rinna, die sich ohne präzise Sensordaten von ihm führen lassen musste, schritt er an den Türen von Quartieren vorbei, in denen seit vielen Jahren niemand mehr wohnte. Die meisten standen offen. Tako trat durch eine von ihnen, ging durch kleine, teilweise noch eingerichtete Räume und erreichte ein Zimmer, in dem die zertrümmerten Reste eines Bettes lagen, zwischen ihnen menschliche Knochen. Er schenkte ihnen keine Beachtung, verharrte vor der Rückwand und nahm eine kurze semiaktive Sondierung vor.
»Das Depot ist intakt«, sagte er und sendete ein niederenergetisches Signal. Ein leises Klicken belohnte ihn, und eine Öffnung bildete sich in der Wand, groß genug, dass er hindurchkriechen konnte. Als auch Rinna auf der anderen Seite war, aktivierte Tako erneut den Sender, und die Öffnung schloss sich wieder.
Es wurde hell.
Der Raum war nicht sehr groß, sechs oder sieben Quadratmeter, und das Licht stammte von einer einfachen Lampe an der Decke. Regale zogen sich an den Wänden entlang, und darin lagen Pakete. Tako sah auf den ersten Blick, dass die meisten von ihnen Proviant enthielten. Aber es gab auch welche mit Waffen, Sensoren, anderem Ausrüstungsmaterial und, ja, kompatiblen Energiepaketen. Er öffnete den entsprechenden Behälter, entnahm ihm mehrere EPs und drehte sich um.
Rinna war auf einen Stuhl gesunken und schien Mühe zu haben, die Augen offen zu halten. »Nicht nur die Sondierungssysteme meines Anzugs sind beeinträchtigt«, sagte sie müde. »Ich fürchte, auch die Stimulation funktioniert nicht mehr. Ich fühle die Nanowurzeln überhaupt nicht.«
Die biotelemetrischen Daten, die Tako von Rinna empfing, deuteten auf Erschöpfung hin. Er reichte ihr die Energiepakete, setzte dann den improvisierten Rucksack ab und untersuchte den Jungen. Seine Augen blieben geschlossen, aber die Lider zuckten gelegentlich. Stirn und Wangen fühlten sich kalt an, doch der Hals war fast heiß. Die Sensoren lieferten widersprüchliche Daten.
»Ich glaube, es geht ihm schlechter.« Tako schlang sich den Rucksack wieder auf den Rücken und versuchte dabei, zu heftige Bewegungen zu vermeiden. »Verlieren wir keine Zeit.« Er stattete seinen Kampfanzug mit neuen Energiepaketen aus und wandte sich dann der Tür zu.
»Wenigstens brauchen wir jetzt nicht mehr zu gehen«, sagte Rinna und stand auf. »Ich glaube, ich hätte es nicht zu Fuß bis zur Talamo geschafft.«
Mit der neuen Energie konnten sie es sich leisten, den vollen Tarnmodus der Kampfanzüge zu aktivieren. Die Levitatoren trugen sie über die Treppe nach oben, zurück in die dunkle Stadt. Mehr Schnee fiel aus den in der Nacht verborgenen Wolken, und kalter, böiger Wind wirbelte die Flocken durcheinander. Sie flogen in einer Höhe von mehreren Metern, und die Stabilisatoren verhinderten, dass sie von plötzlichen Windstößen an eine Wand geschleudert wurden. Das Visier projizierte Ortungsdaten in Takos Augen, wies ihn auf die vielen Schiffe über der Stadt hin. Die energetischen Emissionen der Levitatoren waren gering, aber sie ließen sich anmessen, wenn jemand danach Ausschau hielt. Vielleicht war die Ankunft des vierten Graken tatsächlich ein Glücksfall, denn normalerweise blieben die Kronn sehr wachsam, bis sie sicher sein konnten, dass alle Angehörigen einer gegnerischen Einsatzgruppe eliminiert oder gefangen waren.
Nach einer knappen halben Stunde erreichten sie das Stahlkeramikgebäude, in dem Yeni und Bentram auf sie gewartet hatten. Der Wind heulte über die offenen Flächen und gab dem Schnee keine Gelegenheit, auf dem Boden liegen zu bleiben. Rinna betrat das Gebäude, entkam damit zwar nicht der Kälte, wohl aber den Böen. Tako nahm eine passive Sondierung vor und gelangte zu dem Schluss, dass
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