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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sondierung gewinnen konnte, deuteten eher auf ein Koma hin. Er reagierte auf keine äußeren Reize, ließ sich nicht wecken. Mit den organischen Komponenten der Kampfanzüge konnten sie ihn weder ernähren noch seine physischen und psychischen Funktionen stimulieren, denn sie waren auf die biologischen Parameter von Erwachsenen justiert.
    Tako wusste nur, dass es dem Jungen schlecht ging und sie ihn so schnell wie möglich zur Talamo bringen mussten, um ihn dort in ein Suspensionsbad zu legen.
    Sie flogen durch einen weiteren vertikalen Schacht, vor vielen Jahren von archäologischen Maschinen gegraben. An seinem oberen Ende fanden sie etwas, das einst ein prächtiger Saal gewesen sein musste. Mehrere ziselierte Säulen stützten eine Decke, die an einer Stelle eingestürzt war und an zwei anderen von Molochwurzeln durchbohrt wurde. Die Bilder, die das Kreuzgratgewölbe einst geschmückt hatten, bestanden nur noch aus einzelnen Fragmenten, die keinen Sinn ergaben. Aber an der gegenüberliegenden Wand, hinter den Wurzeldornen, gab es weitere Bilder, und die waren vollständig erhalten. Tako und Rinna konnten sie mithilfe der elektromagnetischen Signale wahrnehmen, die von den Erkundungsservi und ihren eigenen Sensoren ausgingen. Die Objekte in ihrer Umgebung reflektierten sie ebenso, wie es bei den Photonen des Lichts der Fall gewesen wäre, und die Visiere formten aus den EM-Echos ein für menschliche Augen wahrnehmbares Bild.
    Tausende von quasirealen Bausteinen schufen eine Szene, die sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten ließ. Hunderte von Geschöpfen – Menschen und Angehörige anderer Völker – umringten eine Art Podium, auf dem ein Wesen stand, das Tako noch nie zuvor gesehen hatte. Es war humanoid, und die Haut (beziehungsweise die Kleidung) bestand aus silbrig glänzenden Schuppen, die sich gegenseitig überlappten. An einigen Stellen zeigten sich Verdickungen – Organe? – unter der Haut oder der Kleidung. Die Arme waren lang, wiesen zwei Gelenke auf und endeten in Händen, die nicht mit Fingern ausgestattet waren, sondern mit kleinen Tentakeln. Auch die Beine waren zweigelenkig. Auf dem dünnen Hals, knorrig wie ein alter Baum und nicht von silbernen Schuppen bedeckt, ruhte ein Kopf, der aussah wie eine auf der Spitze stehende Pyramide. Nase und Mund waren nur zwei schmale Striche, umgeben von seltsamen Faltenmustern. Die großen, schwarzen Augen dominierten im Gesicht.
    Die das Podium umgebenden Gestalten schienen dem Wesen zu huldigen, aber als Tako an dem Wandbild vorbeiging, kam es zu mehreren perspektivischen Wechseln, und er sah Furcht in den Gesichtern mancher Menschen.
    »Die Leute haben das Wesen verehrt und sich gleichzeitig vor ihm gefürchtet«, sagte er. »Kennst du die Spezies?«
    »Nein.« Rinna kramte unter einigen Werkzeugen und Geräten, die die Archäologen hier vor fünfzig und mehr Jahren zurückgelassen hatten. »Keine Energiepakete«, sagte sie enttäuscht. »Nicht einmal eine klitzekleine Kapsel.«
    Ein Grollen kam aus der Ferne, und der Boden des Raums vibrierte. Das Visier zeigte Tako von der Decke rieselnden Staub.
    Rinna trat durch den dunklen Raum. »Tako … Meine Energiereserven sind fast erschöpft. Selbst wenn ich die gesamte Restenergie verwende, funktioniert der Levitator nur noch einige Minuten. Anschließend kann mich der Anzug nicht einmal mehr wärmen, und die Temperatur liegt hier noch immer ein ganzes Stück unter dem Gefrierpunkt.«
    Du hast zu viel Energie auf mich übertragen , dachte Tako.
    Die Vibrationen wiederholten sich, und mit einem gedanklichen Befehl verlangte er Informationen. Das Visier projizierte ihm die Daten ins rechte Auge.
    »Es sind keine seismischen Aktivitäten«, sagte er. »Die Erschütterungen gehen auf … gravitationelle Störungen zurück.« Weitere Daten folgten; sie stammten nicht von den Sensoren, sondern von den Erkundungsservi. Rinna empfing sie ebenfalls.
    »Offenbar haben sie einen Weg nach oben gefunden.«
    »Ja«, bestätigte Tako. Er orientierte sich und sah auf der rechten Seite dort einen Spalt, wo sich Wand und Decke trafen. »Nach oben. Gib mir Bescheid, wenn deine Energiereserven nur noch für eine Minute reichen. Dann trage ich dich. Du brauchst die restliche Energie für die Basisfunktionen des Kampfanzugs.«
    Sie stiegen auf, flogen dicht hintereinander durch den Spalt und dann durch einen fast vertikal nach oben führenden Tunnel. Mehrmals mussten sie Wurzeldornen des Molochs ausweichen, die ihrer

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