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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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humanoiden Taruf; er war sehr dürr, hatte einen gläsern wirkenden Körper, und im Gesicht fehlten Augen. Die Taruf orientierten sich mithilfe von Signalen, einer Mischung aus Ultraschall und Radar. Empfangen wurden diese Signale von pustelartigen Rezeptoren, die in Form eines Wulstbogens von der einen Seite des Kopfes zur anderen reichten, mitten durchs Gesicht.
    Die drei anderen Mitglieder der strategischen Gruppe waren ebenfalls Nichtmenschen, und Vandenbeq stellte sie nacheinander vor: den Quinqu Iri, der aussah wie ein fast zwei Meter großer Falter mit hauchzarten, bunt schillernden Flügeln; den Segmenter Nemes, dessen schwarzer Körper aus zahllosen käferartigen Insektenwesen bestand und der sich in humanoider Gestalt präsentierte; und den legendären Rabada, der als strategisches Genie galt. Der Methan atmende Ayro steckte in einer Ambientalblase, die in einem Levitationsfeld vor einem der sechs Sessel schwebte, und dichte Gasschwaden verwehrten den Blick auf ihn. Nur gelegentlich wurden dünne, knorpelartige Arme sichtbar, mehr nicht. Nach einem Gesicht hielt Tako vergeblich Ausschau. Auch Rabada hatte keinen großen Sieg über die Graken ermöglichen können, aber allein seinem strategischen Genie war es zu verdanken, dass die Kronn bei Gefechten im Valis-Sektor starke Verluste erlitten hatten und gezwungen gewesen waren, zu ihrem Helion-Stützpunkt bei der Sagittarius-Schneise zurückzukehren. Und das wiederum hatte den AFW erlaubt, zwei von einem Brutflug bedrohte Planeten zu schützen.
    Schließlich deutete Vandenbeq auf die Mulde mit dem Tisch. »Bitte nehmen Sie Platz, Keil Karides.«
    »Wir sehen uns später, Tako«, sagte Dargo und verließ den Raum.
    Iri und Nemes änderten die Konfiguration der Sessel und nahmen dann Platz. Vandenbeq blieb stehen. »Ehrenwerte Norene?«
    Die so jung wirkende Tal-Telassi richtete den kühlen Blick ihrer jadegrünen Augen auf Tako, der zu ihr aufsehen musste. »Was haben Sie von Myra erfahren?«
    »Was ich von ihr erfahren habe? Ich verstehe nicht ganz …«
    »Bestimmt haben Sie während des Einsatzes mit Myra 27 gesprochen. Was hat sie Ihnen gesagt?«
    Tako wandte sich an den stehenden Vandenbeq. »Ich habe einen rekordierten Bericht übermittelt, Markant.«
    »Der nicht vollständig ist«, sagte Norene kalt. »Es fehlen die Dinge, die Myra Ihnen anvertraut hat.«
    »Anvertraut? Das klingt so, als …«
    »Was hat sie Ihnen gesagt? Beantworten Sie meine Frage!«
    Tako spürte, wie sich Ärger in ihm zu regen begann. »Na schön. Wie Sie wollen, Ehrenwerte. Wir sind zu einer gefährlichen Mission aufgebrochen, mit dem Auftrag, eine Grakenbrut zu vernichten. Wir waren davon überzeugt, dass uns auf Kabäa ein Graken erwartete. Stattdessen befanden sich dort drei, und zwölf Stunden später traf ein vierter ein. Myra 27 sprach davon, dass sich ein Schwarm bilden würde, wie schon einmal, vor fast vierhundert Jahren bei den Ophiuchus-Riffen. Damals hat er angeblich aus acht Graken bestanden. In ihrer fünfundzwanzigsten Inkarnation bat Myra den Schwesternrat um die Möglichkeit, einen fatalen Traum gegen den Schwarm einzusetzen, doch der Rat lehnte ab. Später soll jener Schwarm neunundvierzig neue Sonnentunnel geöffnet haben.«
    Tako wandte den Blick von Norene 19 ab und sah Vandenbeq an.
    »Von all diesen Dingen hatte ich nichts gewusst, obwohl es sich um einen Einsatz mit hoher Priorität handelte. Warum hat man mich nicht informiert?«
    »Uns war nicht bekannt, dass sich auf Kabäa ein Schwarm bilden würde«, sagte der Segmenter Nemes. Die dunklen Komponenten seines Körpers knisterten leise, als sie sich bewegten. Die Stimme klang fast wie ein Röcheln.
    »Dadurch entsteht eine neue strategische Situation«, erklang eine künstliche Stimme, die von der Ambientalblase des Methanatmers kam. Der Quinqu schlug unruhig mit den großen bunten Flügeln, und der Taruf beugte sich besorgt in seinem Sessel vor.
    »Myra wusste es«, erwiderte Tako. »Ich frage mich, warum uns die Tal-Telassi nicht Bescheid gegeben haben.« Sein Blick kehrte zu Norene zurück.
    »Die Gründe für unsere Entscheidungen gehen Sie nichts an«, sagte Norene 19 eisig. »Was hat Ihnen Myra noch gesagt?«
    »Die Gründe für Ihre Entscheidungen gehen mich sehr wohl etwas an, wenn sie mich direkt betreffen.« Tako hörte die Schärfe in seiner Stimme und verbannte sie nicht daraus. »Ein Mitglied meiner Gruppe starb, der junge Bartolomeo. Und die beiden Späher auf Kabäa kamen ums Leben.

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