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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verdient.«
    Norene 19 ging mit langen Schritten zur Tür. »Ich kehre nach Millennia zurück und nehme den Jungen mit.«
    »Nein!«, entfuhr es Tako.
    Die Tal-Telassi blieb einige Meter vor dem Ausgang stehen und drehte sich langsam um. »Nein?«, wiederholte sie. Es klang fast spöttisch.
    Aus Takos Ärger wurde Bestürzung. »Markant Vandenbeq, ich … fühle mich für den Jungen verantwortlich.«
    »Er ist etwas Besonderes. Das haben Sie in Ihrem Bericht betont.«
    Norene kam wieder näher und hob eine Hand. »Er hat violette Fingerspitzen, wie diese?«
    »Ja. Er war mit mir im Grakentraum und hat verhindert, dass ich ein Teil davon wurde. Während des Rückwegs schützte er uns besser als ein Gegenträumer vor der Grakenpräsenz.«
    »Sie sind dem Jungen im Grakentraum begegnet?«, fragte Norene. »Auch das fehlt in Ihrem Bericht!«
    Tako sah Vandenbeq an, und seine Augen riefen: Bitte!
    »Ich kenne Ihre persönliche Situation, Keil Karides«, sagte der Markant leise. »Ich weiß, welchen Verlust Sie vor zwei Jahren auf Meraklon erlitten haben. Ich kann mir vorstellen, dass zwischen Ihnen und dem Jungen eine besondere Beziehung entstanden ist.«
    »Solche Beziehungen spielen keine Rolle«, wandte Norene ein. »Ich …«
    Vandenbeq hob die Hand. »Bitte entschuldigen Sie, Ehrenwerte. Gewisse menschliche Dinge sind wichtig. Sie zu vergessen würde bedeuten, unsere menschliche Natur aufzugeben.«
    Norene hob den Kopf. »Wir Tal-Telassi haben bewiesen, wie gut man ohne emotionalen Ballast leben kann.«
    Tako sah immer noch Vandenbeq an und bemerkte in seinen wachen Augen überraschend viel Tiefe und Anteilnahme. Vielleicht hatte er diesen Mann zunächst falsch eingeschätzt.
    »Mag sein, Ehrenwerte«, sagte Vandenbeq, ohne den Blick von Tako abzuwenden. »Aber wir sind keine Tal-Telassi, sondern nur einfache Menschen. Und manche Erlebnisse hinterlassen in uns Wunden, die sich nur langsam und manchmal nie schließen. Während der Junge hier in Airon behandelt wird, können Sie sich um ihn kümmern, Keil Karides.«
    »Danke!«
    »Ehrenwerte Norene …« Der Markant drehte sich zu ihr um. »Eine endgültige Entscheidung wird getroffen, wenn es dem Jungen besser geht. Ich empfehle Ihnen, so lange in der Bastion zu bleiben.«
    Norene 19 nickte knapp und ging wortlos hinaus.
    »Keil Karides …« Der Segmenter Nemes trat knisternd näher. »Vielleicht sollten Sie Ihrem Bericht die noch fehlenden Einzelheiten hinzufügen. Jeder kleine Hinweis könnte nützlich sein.«
    »Natürlich.« Tako verließ den Konferenzraum, und Erleichterung begleitete ihn auf dem Weg zu seinem Quartier.

 
7. Neue Wege
       
    22. Februar 1114 ÄdeF
     
    Der Junge lag in einem transparenten, gebärmutterartigen Organ, das mit einem Medo-Tron verbunden war, seinen Kreislauf stabilisierte und den Körper mit allen notwendigen Dingen versorgte.
    »Sein Zustand hat sich stabilisiert«, sagte Medikerin Orione. »Sie haben ihn rechtzeitig hierher gebracht, Keil Karides.«
    Rechtzeitig , dachte Tako, und neue Erleichterung durchströmte ihn.
    Orione berührte ihn am Arm. »Ich erinnere mich daran, was Gefühle bedeuten, und ich kann mir vorstellen, was Sie empfinden. Diesmal wird alles gut.«
    Er wandte den Blick vom Jungen ab und sah die haarlose Lobotome an, die den großen medizinischen Komplex von Airon leitete. Seit der neurochirurgischen Neutralisierung aller Emotionen vor wenigen Jahren wirkte das fleckige Gesicht der gut hundert Jahre alten Frau seltsam schlaff, wie eine schlecht sitzende Maske, und ihre grauen Augen schienen sich ein wenig getrübt zu haben. Der kahle Schädel glänzte im Licht der Leuchtkörper in der Decke.
    »Ist es jetzt leichter für Sie?«, fragte Tako und wunderte sich darüber, dass er diese Worte ausgerechnet unter den gegenwärtigen Umständen aussprach.
    »Sehen Sie sich um, Keil Karides«, sagte Orione, und Tako kam der Aufforderung nach. Das ZIB, das Zentrum für intensive Behandlung, enthielt mehr als zweihundert Plätze für Prioritätstherapie, durch quasireale Raumteiler und sterilisierende Kraftfelder voneinander getrennt. Hier wurden die Patienten behandelt, die in einer normal ausgestatteten medizinischen Station kaum eine Überlebenschance gehabt hätten. Die meisten von ihnen waren Kriegsverletzte und in einem ähnlich schlimmen Zustand wie Dargo Dargeno nach dem Chorius-Desaster. Ihre Reste ruhten in MFBs, in Multifunktionsbionen, die regenerierbare Teile des Körpers erneuerten und andere neu wachsen

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