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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verschiedenen Spezies, unter ihnen ungewöhnlicherweise auch einige Horgh, auf deren Sprungtriebwerken die Krümmertechnik basierte.
    Miriam und Rinna gingen voraus, in Richtung der langen transparenten Wand, hinter der die Materiebrücke im All loderte, das »Feuerband«. Wenn sie an offenen Bereichen vorbeikamen, die nicht von einem Privatgaranten abgeschirmt waren, ertönte mehrmals Applaus, der den Malo-Zwillingen galt und den sowohl Miriam als auch Xandra sichtlich genossen.
    Sie fanden einen freien Platz direkt an der Panoramawand und setzten sich, woraufhin ein quasireales Projektionsfeld aus dem Tisch wuchs und zahlreiche Dienstleistungen anbot, von Anderswelten-Verbindungen über Kulinarisches bis hin zu philosophisch-spirituellen Beratungen.
    »Wir möchten was Leckeres«, sagte Miriam und wechselte einen kurzen Blick mit ihrer Schwester. »Eine Spezialität von Malo.«
    Rinna nahm neben Tako Platz, und er stellte vage fest, dass sie seine Nähe suchte. Es fiel ihm schwer, sich auf das Geschehen in seiner unmittelbaren Umgebung zu konzentrieren, auf den Wortwechsel der drei Frauen, eine Konversation, die hauptsächlich Rinna und Miriam betraf. Erst als es um die jüngsten Kampfeinsätze ging, nahm auch Xandra aktiv an dem Gespräch teil. Tako hielt sich zurück, gab einige Kommentare ab und beschränkte sich ansonsten auf die Rolle des Zuhörers. Er aß etwas Pikantes, dessen Namen er gleich wieder vergessen hatte, und hörte, wie die Malo-Zwillinge von den letzten Missionen der Legion berichteten. Rinna hing geradezu an den Lippen der beiden Schwestern.
    Vor allem dazu dienten die Mini-Mneme an Miriams und Xandras Schläfen: Sie sollten die Kämpfe aufzeichnen, an denen sie teilnahmen, jedes einzelne blutige Detail. Damit sie später alles noch einmal erleben konnten, ohne dabei auf irgendwelche Einzelheiten verzichten zu müssen.
    Tako kannte niemanden, der vom Krieg gegen die Graken noch besessener war als die Malo-Zwillinge und einige andere Angehörige der Legion von Cerbus. Er selbst nahm an diesem Krieg teil, konnte eine derartig martialische Denkweise aber nicht nachvollziehen. Für Miriam und Xandra gab es nur den Kampf; andere Dinge spielten in ihrem Leben keine Rolle. Sie schienen sich ständig beweisen zu müssen, besser zu sein als der Gegner und mit allen Herausforderungen fertig zu werden. Das war einer der Gründe, warum sie auf gefühlsdämpfende Bione verzichteten: um sich selbst und anderen zu zeigen, dass sie stärker waren als ein Grakentraum.
    Tako war kein Psychomechaniker, vermutete aber, dass ein verborgener Todeswunsch oder ein unverarbeiteter Minderwertigkeitskomplex hinter einem derartigen Verhalten steckte. Als Keil wusste er, wie gefährlich es sein konnte, wenn jemand mit solchen Neigungen zu einer Einsatzgruppe gehörte. Bisher hatte er Rinna davon abhalten können, in die irrationalen Fußstapfen der Malo-Zwillinge zu treten, aber die Ereignisse auf Kabäa bewiesen, wie sehr sie sich von Miriam und Xandra beeinflussen ließ. Der Krieg gegen die Graken ist weder ein Spiel noch ein aufregendes Abenteuer , dachte er müde und bitter. Er ist schmutzig, voller Schmerz, Leid und Tod. Und er verzeiht keine Fehler. Er verzeiht nicht, wenn jemand zu spät kommt.
    Tako stand auf. »Entschuldigt bitte, aber ich bin sehr müde. Ein anstrengender Einsatz liegt hinter mir, und die Sprunghibernation ersetzt keinen Schlaf.«
    Die Zwillinge nickten. Rinna wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und schwieg.
    Tako machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.
    Als er in »Manuels Zimmer« stand, wie er es nannte, konnte er sich nicht an den Weg erinnern, den er durch die Station genommen hatte. Irgendwie hatte er das Labyrinth aus Habitaten, Werften, Hangars, Generatorsälen, Krümmerwalzen, Megatronen, medizinischen Abteilungen, logistischen Zentren, Lagern, Ausrüstungssälen und Kommandomodulen durchquert, ohne all das bewusst registriert zu haben. Er hatte noch immer das seltsame Gefühl, dass sein Selbst zwischen widerstreitenden Gefühlen gefangen war, in einem Netz aus Gedanken und Emotionen, die sich ständig veränderten, ohne dass er ihnen Struktur und Ordnung geben konnte.
    Quasireale Bilder kreisten langsam um ihn, wie Planeten um eine Sonne. Wenn er den Blick auf eins von ihnen richtete, schwoll es an, drängte die anderen ein wenig beiseite und zeigte ihm Szenen aus der Vergangenheit. Er sah sich selbst und Dalanna, mit ihrem langen, lockigen braunen Haar, dessen

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