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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Krümmern geschaffenen Gravitationsfallen, was fatale Kollisionen mit Felsen zur Folge hatte, deren Durchmesser von einigen hundert Metern bis zu mehreren hundert Kilometern reichte – kein Schirmfeld war stark genug, um mit so viel kinetischer Energie fertig zu werden. Tiefer im Innern des Systems gab es weitere Fallen, mit den Energieriffen der Kronn vergleichbar – sie waren nicht ganz so leistungsfähig, stellten aber ernste Hindernisse für den interplanetaren Raumschiffverkehr dar. Das vor der Akonda liegende Sonnensystem war gewissermaßen vermint, und um den vierten Planeten Millennia zu erreichen, musste man den sicheren Weg kennen. Norene 19 kannte ihn gewiss, hatte Tako aber nicht angeboten, ihn einzuweisen. Im QR-Feld beobachtete er ihr Schiff in der Ferne, wie es nach der Durchquerung des Asteroidenfelds wieder beschleunigte und den Innenbereichen des Sonnensystems entgegenfiel.
    Inmitten des quasirealen Felds öffnete sich ein Kommunikationsfenster und schob die Darstellungen nach rechts und links. Das faltige Gesicht eines Alten erschien vor Tako, eines der beiden Augen ein semiorganisches Objektiv – es erinnerte ihn an Dargos Multiplexlinsen –, das andere trüb und grau. »Ihr Transferkode wird bestätigt, Keil Karides. Ich bin Lotse Tzeta und bringe Sie nach Millennia.«
    Tako nickte. »Danke, Lotse. Elisa?«
    »Wir sind für den Empfang eines Gravitationsankers bereit.«
    Ein kleines, aus mehreren Modulkugeln zusammengesetztes Schiff erschien im QR-Feld, als sein Kraler die Ortungssignale nicht mehr vollständig absorbierte. An einer der Kugeln blitzte es auf, und Tako spürte eine leichte Vibration, als der G-Anker die Akonda berührte.
    »Kontakt«, meldete der Lotse. »Ich übernehme die Navigationskontrolle.«
    »Bestätigung.« Das Kommunikationsfenster verschwand, und Tako stand auf. Er hatte die letzten zehn Tage in der Hibernation verbracht und fühlte noch einen Rest von Benommenheit. »Ich sehe nach dem Jungen.«
    »Er ist gerade erwacht«, sagte Elisa.
    »Er ist wach ?«
    »Ja, und jetzt klettert er aus der Autarken Behandlungseinheit.«
    Tako hatte den Kontrollraum bereits verlassen und eilte durch den Korridor. Als er den Hibernationsraum erreichte, stand Dominik wie verloren neben der ABE, drehte sich langsam um die eigene Achse und nahm die Umgebung in sich auf.
    »Ich bin nicht mehr auf Kabäa«, sagte er, als er Tako im Eingang bemerkte. Seine Stimme klang seltsam ruhig, nicht unbedingt wie die eines Kinds.
    »Nein«, erwiderte Tako und trat vorsichtig näher. »Du befindest dich an Bord eines Raumschiffs, der Akonda .«
    Der Junge wandte sich ihm ganz zu. »Du bist der Mann, den ich im Grakentraum gesehen habe. Der Mann, der nicht in die Stadt gehörte.«
    Tako ging in die Hocke, um sich auf Augenhöhe mit Dominik zu befinden. »Ja, der bin ich. Wie geht es dir?«
    »Es geht mir … besser.« Das schmale, hohlwangige Gesicht des Jungen veränderte sich, wurde zu einer Grimasse des Schmerzes. »Ich habe versucht, sie alle zu schützen, die vielen Männer, Frauen und Kinder. Ich habe mir alle Mühe gegeben! Aber der Grakentraum war so stark, und ich konnte nicht immer aufpassen, manchmal musste ich ruhen, wenigstens für einige Sekunden. Dann griffen die Gedanken des Graken zu, und so füllte sich die Stadt unter dem schwarzen Berg immer mehr. Die anderen gaben mir zu essen und zu trinken, obwohl sie selbst so wenig hatten, aber ich wurde trotzdem schwächer, es war alles so anstrengend, ich konnte ihnen nicht helfen …«
    Tränen rollten dem Jungen über die Wangen, und er bebte am ganzen Leib. Tako schloss Dominik in die Arme und drückte ihn behutsam an sich. Für einige wenige Sekunden hatte er nach zwei langen Jahren das Gefühl, glücklich zu sein.
    »Sie sind tot, nicht wahr?«, fragte Dominik leise.
    Tako sah keinen Sinn darin zu lügen. »Ja. Ohne dich wären sie viel früher gestorben. Und du hast mich vor den Graken geschützt, mich und Rinna.«
    Der Junge wich ein wenig zurück. »Rinna?«
    »Eine junge Frau, die zusammen mit mir auf Kabäa war. Sie …«
    »Oh, ja«, sagte Dominik, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Tako, Feuer in seinen braunen Pupillen zu erkennen, eine Glut, die ihn an Norenes Augen erinnerte. »Ich sehe sie in deinen Erinnerungen.«
    »Du siehst … meine Erinnerungen?«, fragte Tako.
    Verlegenheit huschte durch das kindliche Gesicht. »Ich weiß, ich sollte das nicht tun, es ist den Leuten immer unangenehm. Sie möchten ihre

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