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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Gedanken für sich behalten.« Dominik hob und senkte die schmalen Schultern. »Aber manchmal kann ich gar nicht anders. Manchmal wird das Flüstern der Gedanken immer lauter, und dann muss ich es hören, ob ich will oder nicht. Es liegt daran , sagen die Leute.« Er hob die Hände, zeigte die violetten Fingerspitzen. »Ich habe versucht, es abzuwaschen, aber es geht nicht.«
    Tako öffnete den Mund, um zu einer langen Erklärung anzusetzen, schloss ihn dann aber wieder, als er begriff, dass er Dominik damit überfordert hätte.
    »Hast du Hunger?«, fragte er.
    »Kannst du meine Gedanken hören?«, staunte der Junge.
    Tako lächelte und hob seine Hände. »Meine Fingerspitzen sind nicht verfärbt, siehst du? Ich habe nur geraten. Du hast viel hinter dir, und Essen gibt neue Kraft.«
    Dominik nickte. »Ja, ich habe Hunger.« Er blickte an sich herab. »Ich trage neue Sachen. Was ist geschehen?«
    »Die Kleidung hast du in der Bastion Airon bekommen.« Tako bot dem Jungen die Hand an. »Ich erzähle es dir auf dem Weg zum Speiseraum.«
    Hand in Hand gingen sie durch den Hauptkorridor der Akonda , und für Tako fühlte es sich herrlich an. Er versuchte, sich möglichst einfach auszudrücken, als er die Flucht von Kabäa schilderte, den Flug zur Bastion und Dominiks Behandlung im ZIB.
    Im Speiseraum ließ er sich von der Syntho-Maschine zwei Portionen einer nahrhaften Mahlzeit geben, und als sie sich an einem der Tische gegenübersaßen, beobachtete er den Jungen beim Essen. Dominik hielt sich nicht damit auf, vorsichtig zu probieren; er schaufelte das Essen in sich hinein, als ginge es darum, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu vertilgen. Dieses Gebaren verriet viel über die Bedingungen, unter denen er und die anderen auf Kabäa in den Gewölben unter dem Graken überlebt hatten. Tako aß langsam, und als Dominik enttäuscht von seinem leeren Teller aufsah, schob Tako den seinen über den Tisch. Der Junge zögerte.
    »Nur zu. Ich bin nicht annähernd so hungrig wie du.«
    Und Dominik langte erneut zu.
    Eine Zeit lang sah ihm Tako schweigend zu. »Was ist mit deinen Eltern?«, fragte er schließlich. »Erinnerst du dich an sie?«
    Der Junge zögerte kurz, bevor er die Gabel wieder in Bewegung setzte. »Nein«, sagte er mit halb vollem Mund. »Alle anderen Kinder hatten Eltern, nur ich nicht. Keinen Vater und keine Mutter.«
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht sind sie kurz nach meiner Geburt gestorben. Das hat mir Onkel Klas gesagt.«
    »Onkel Klas?«
    »Er hat sich um mich gekümmert, als ich klein war. Sein runzliges, bärtiges Gesicht gehört zu meinen frühesten Erinnerungen.«
    Tako musterte Dominik, während dieser sprach und sich gelegentlich unterbrach, um die Gabel in den Mund zu stecken. Wieder gewann seine Stimme dabei einen seltsamen Klang, der eigentlich nicht zu einem Jungen seines Alters passte.
    »Er gab mir von seinem Essen ab und erzählte mir Geschichten, und später, als ich größer war, habe ich ihm Geschichten erzählt, in seinen Gedanken, und da war er glücklich.«
    Du hast ihn mit deinen »Geschichten« vom Grakentraum abgeschirmt , dachte Tako. Er gewann etwas Freiheit zurück, so wie Yeni und Bentram durch die auf sie abgestimmten Bione.
    »Ja, das stimmt«, sagte Dominik so, als hätte Tako seine Gedanken laut ausgesprochen. »Der Traum tat ihm weh. Er nahm ihm etwas.«
    »Amarisk.«
    »Was ist das?«
    »Gute Frage.« Tako überlegte. »Die Kraft, die hinter unseren Gedanken steckt, vor allem hinter unseren Träumen. Religiöse Menschen sprechen in diesem Zusammenhang von der Seele. Die Graken ernähren sich davon. Amarisk lässt sie wachsen.«
    Dominik lauschte aufmerksam und hörte vermutlich mehr als nur die Worte. »Die Graken sind böse«, sagte er ernst. »Sie töten.«
    »Ja. Wir kämpfen gegen sie. Seit mehr als tausend Jahren.« Tako zeigte auf den zweiten Teller vor Dominik, der inzwischen ebenfalls leer war. »Möchtest du noch etwas?«
    Dominik ging nicht auf die Frage ein. »Alle sind tot«, sagte er mit hohl klingender Stimme. »Ich habe sie nicht schützen können.«
    Was Tako im Gesicht des Jungen sah, erinnerte ihn an das eigene Gefühl der Schuld. »Nicht du hast sie getötet, sondern die Graken.«
    »All die Menschen in den Höhlen … Sie haben mir vertraut.« Wieder glänzten Tränen in den Augen des Jungen.
    Tako versuchte, das Thema zu wechseln. »Als du mit Onkel Klas und den anderen gesprochen hast … Kannst du dich daran erinnern, ob sie dir jemals

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