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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf.
    Tako vollführte eine einladende Geste. »Ich schlage vor, dass wir uns im Speiseraum unterhalten …«
    Katyma schüttelte den Kopf, wodurch das silberne Haar wogte. »Nein, Keil Karides. Wir dürfen keine Zeit verlieren und müssen sofort handeln.«
    Tako musterte sie. »Was haben Sie vor?«
    »Ich glaube Ihnen, Keil Karides. Ich bin davon überzeugt, dass Norene 19 tatsächlich Ihre Erinnerungen manipuliert hat, um Sie als Mörder von Myra 27 erscheinen zu lassen. Ich weiß, dass sie zu allem bereit ist, um ihre Ziele zu erreichen. Wir müssen den Beweis dafür erbringen, dass Sie unschuldig sind, denn damit wird gleichzeitig Norenes Verstoß gegen die Maximen bewiesen.«
    »Beim Tribunal sind meine Erinnerungen untersucht worden«, sagte Tako. »Offenbar lassen sich die falschen nicht von den richtigen unterscheiden, denn sonst hätte man mich wohl kaum verurteilt.«
    Zwei oder drei Sekunden lang sah Katyma ihn so an, als hätte sie mehr von ihm erwartet, als wäre sie enttäuscht darüber, dass er die offensichtliche Lösung des Problems noch immer nicht erkannte.
    »Myra 27 und Sie waren nicht allein im Grakentraum, Keil Karides«, sagte Katyma.
    Plötzlich verstand Tako. »Dominik! Er befand sich ebenfalls im Grakentraum und weiß, welche Erinnerungen richtig sind und welche falsch.«
    »Ja«, bestätigte die Tal-Telassi. »Ich bringe Sie zu ihm.«

 
10. Schatten der Vergangenheit
       
    6. März 1114 ÄdeF
     
    Eigentlich begann Millennia erst hier, unter den Eisschilden.
    Das Halbdunkel blieb hinter Katyma und Tako zurück, als sie das Ende des Verbindungstunnels erreichten. Weiter vorn öffnete sich die eisige Masse des Gletschers, und Licht flutete ihnen aus einem riesigen Gewölbe entgegen. Tako hielt sich an der Brüstung der von Katyma gesteuerten Leviplatte fest, und sein Blick fiel auf ein wie wirr anmutendes Durcheinander aus Stegen, Brücken und Bögen, die in unterschiedlicher Höhe und auf mehreren Ebenen über die tief ineinander verschachtelten Gebäude weiter unten reichten. Stützelemente aus Stahlkeramik und Ultrastahl bildeten ein komplexes Gespinst, das sehr zart wirkte und doch dafür bestimmt war, enormen Belastungen standzuhalten. Lampenbündel hingen als künstliche Sonnen über diesem Teil von Empirion, tauchten die Stadt in helles, kaltes Licht. Links und rechts ragten die Sockel von zwei weißen Nadeltürmen auf, wirkten wie Säulen, die die Welt stützten. Katyma steuerte die Leviplatte am linken vorbei, so nahe, dass Tako Menschen und Angehörige anderer Völker hinter breiten Fenstern sehen konnte. Tausende von weiteren Leviplatten, große und kleine, surrten und schwirrten zwischen den Stützelementen und Stegen, über die Magnettransporter mit Fracht und Passagieren glitten.
    Katyma reduzierte die Geschwindigkeit ein wenig und überließ die Steuerung einem Navigationsservo, als sie sich dem Hauptverkehrsstrom hinzugesellten.
    Takos Unbehagen wuchs. Er fühlte mindestens eine Million Blicke auf sich ruhen.
    »Niemand wird Sie erkennen«, sagte die Tal-Telassi, die seine Gedanken und Empfindungen vielleicht nicht nur erriet. »Und Ihre individuellen Emanationen gehen in diesem mentalen Ozean unter. Norenes Spione könnten Sie nur dann identifizieren, wenn sie in unmittelbare Nähe gelangen. Und das werde ich zu verhindern wissen.«
    Tako trug einen Ganzkörperbion, der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Die Nanowurzeln hatten sich ihm erst vor kurzer Zeit in den Leib gebohrt – sie juckten noch – und unterdrückten den Atemreflex, da jetzt auf andere Weise Sauerstoff dem Blutkreislauf zugeführt wurde. Mund und Nase befanden sich unter dem graubraunen Gewebe, das ihn nicht nur vor einer Identifikation bewahrte, sondern auch vor der Kälte schützte.
    »Hat Norene Spione beauftragt, nach mir Ausschau zu halten?«, fragte er und spürte, dass die Luft, die er zum Sprechen brauchte, nicht aus den Lungen kam. In seiner Kehle brannte es kurz. »Rechnet sie damit, dass ich trotz des Urteils hierher komme?«
    »Norenes Spione haben es nicht auf Sie abgesehen, Keil Karides«, erwiderte Katyma in einem neutralen Tonfall. »Sie überschätzen Ihre Bedeutung für die Großmeisterin. Die Aktivität der Spione richtet sich vor allem auf uns.«
    Tako musterte sie durch die Augenmembran und stellte erleichtert fest, dass das Jucken allmählich nachließ. Er fühlte vom GK-Bion verursachte Veränderungen in Körper und Geist, konnte sie aber noch nicht genau bestimmen. Eigentlich

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