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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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in welchem Teil von Sapientia Sie sich befinden. Ich lasse Sie hier zurück und hole Dominik. Verlassen Sie die Pyramide nicht und denken Sie daran: Sie sind Tobar Dellan.«
    Tako kletterte von der Leviplattform, und Katyma wendete ohne ein weiteres Wort, flog durch den Korridor zurück. Er sah ihr kurz nach, drehte sich dann um und trat ans Geländer, blickte erst nach oben und dann in die Tiefe des Schachtes. Dieses Bauwerk beeindruckte durch seine Größe, und noch beeindruckender war der Gedanke, dass die Pyramide nur einen vergleichsweise kleinen Teil eines viel größeren Ganzen darstellte. Der Umfang des Wissens, der in den Archiven und mnemotechnischen Zentren von Millennia lagerte, ging weit über das menschliche Vorstellungsvermögen hinaus, und Tako begriff plötzlich, dass sich ihm eine einzigartige Chance bot: Während er auf Dominik und die Chance wartete, seine Unschuld zu beweisen, konnte er mithilfe des GK-Bionen einen Blick auf den Datenschatz der Tal-Telassi werfen.
    Er betrat den Saal, in dem es nicht ganz so hell war wie im Korridor. Für Tako spielten solche Dinge derzeit keine Rolle. Der Ganzkörperbion stimulierte seine Sinne und hätte ihn in die Lage versetzt, auch in völliger Dunkelheit sehen zu können.
    Der Boden bildete keine einheitliche Ebene, sondern war in unterschiedlich hohe und tiefe Flächen aufgeteilt, untereinander verbunden durch Treppen und Levitatorfelder. Überall gab es Sitzecken und frei konfigurierbare Einrichtungsgegenstände, die den Ruhebedürfnissen von Nonhumanoiden gerecht werden konnten. Hunderte von quasirealen Darstellungen glühten an den Zugriffspunkten. Energiewände und Akustikbarrieren garantierten dort Privatsphäre, wo sie gewünscht wurde, aber die meisten Besucher verzichteten auf solche Abschirmungen. Tako ging durch den Saal, auf der Suche nach einem freien Zugangspunkt, sah sich um und zählte innerhalb weniger Minuten mehr als dreißig verschiedene Spezies. Fischartige Geschöpfe trugen spezielle Schutzanzüge und hingen in Haltegerüsten, während ihre Gedanken durch die Datenwelten der Archive reisten. Noch exotischere Geschöpfe steckten in Ambientalblasen, die manchmal wie Perlmutt schimmerten. Die meisten humanoiden und auch einige der nonhumanoiden Besucher verwendeten Bione der einen oder anderen Art, einige auch biotronische Interface-Komponenten, die bei Abfragen einen höheren Datendurchsatz erlaubten. Ganzkörperbione wie den eigenen sah Tako nur wenige.
    Schließlich fand er einen freien Zugriffspunkt, nahm Platz und sah sich unauffällig um. Niemand schenkte ihm Beachtung, aber Tako bezweifelte, dass sich eventuelle Spione durch auffälliges Starren verraten hätten. Er blickte auf die Kontrollen, schob den Kodestift in den Scanner und identifizierte sich damit. Dann verband er den GK-Bion mit dem Bio-Servo des Zugriffspunkts.
    Von einem Augenblick zum anderen wurde es dunkel und still um ihn herum. Tako drehte den Kopf, sah aber nichts weiter als Finsternis.
    »Willkommen in Sapientia, Tobar Dellan«, kam eine Stimme aus der Schwärze. »Initialisierung läuft.«
    Ein seltsames Gefühl stellte sich ein: Takos Kopf schien zu wachsen, und mit ihm dehnte sich sein Bewusstsein aus. Es wurde zu einem mentalen Schwamm, bereit dazu, Informationen aufzusaugen.
    Jemand trat ihm aus der Dunkelheit entgegen, ein Mann, etwa hundertfünfzig, elegant und würdevoll. Aus sehr intelligent wirkenden grauen Augen sah er Tako an. »Ich bin Elvin«, sagte der KI-Avatar. »Zu Ihren Diensten.«
    Tako begriff, dass der GK-Bion eine weitaus bessere und direktere Verbindung mit den Archiven Millennias gestattete als alle anderen Methoden. Offenbar ermöglichte er unmittelbare Verbindungen zwischen gespeicherten Informationen und suchenden Gedanken. Tako konzentrierte sich auf etwas, und sofort spürte er virtuelle Bewegung. Er glitt an Elvin vorbei, zahllosen flüsternden Stimmen entgegen. In der Ferne wich das Schwarz einem Grau, in dem sich erste Farben abzeichneten.
    »Sie brauchen mich nur zu rufen, wenn Sie Hilfe brauchen«, sagte Elvin und verschwand hinter ihm.
    Die vielen Stimmen erwiesen sich als Datenströme, die Farbtupfer im Grau als Bilder, die ähnlich wie quasireale Darstellungen sowohl visuelle als auch taktile Informationen enthielten. Das Ergebnis: Ein Gedanke genügte, um von einer völlig real erscheinenden Welt – ob historischer, technischer, wissenschaftlicher oder philosophischer Natur – zur nächsten zu gelangen. Während Takos

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