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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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spielten sie auch keine Rolle; ihm ging es in erster Linie darum, nicht erkannt zu werden.
    »Ich nehme an, mit ›uns‹ meinen sie die Innovatoren und Insurgenten«, sagte er.
    Katyma richtete einen nachdenklichen Blick auf ihn. »Es ist erstaunlich, dass Sie davon wissen.«
    Die Leviplatte flog unter einer Brücke hindurch, auf der mehrere Haitari unterwegs waren. Auf der anderen Seite wölbte sich ein Stützelement aus Ultrastahl der hohen Eisdecke des Gletschers entgegen.
    »Ich weiß, dass es bei Ihnen einen Konflikt gibt«, sagte Tako. Seine Stimme klang anders, dumpfer. »Myra 27 scheint daran beteiligt gewesen zu sein, denn Norene wollte schon in der Bastion Airon unbedingt von mir wissen, ob sie mir irgendetwas anvertraut hat.«
    »Hat sie das?«, fragte Katyma.
    »Wollen Sie ebenfalls mein Gedächtnis sondieren? Vielleicht nützt es Ihnen gar nichts. Möglicherweise wimmelt es dort von falschen Erinnerungen.«
    »Ich bin für eine Revision der Maximen«, sagte die Tal-Telassi langsam. »Sie sind fünftausend Jahre alt und sollten den Veränderungen angepasst werden, zu denen es im Lauf der Zeit gekommen ist. Aber an einigen Prinzipien muss unbedingt festgehalten werden, und dazu gehört die Unverletzlichkeit der geistigen Privatsphäre.«
    »Norene hat dagegen verstoßen.«
    »Das werden wir mithilfe des Jungen beweisen.«
    »Es geht Ihnen gar nicht um mich, oder?«, fragte Tako. »Sie wollen mich benutzen, um Norenes Einfluss einzudämmen. Ich bin ein Mittel zum Zweck.«
    »Für einen gewöhnlichen Menschen«, sagte Katyma langsam und maß ihn dabei mit einem wachsamen Blick, »sind Sie erstaunlich klug, Keil Karides.«
    Das Jucken hatte inzwischen ganz nachgelassen, und ein wohliges Empfinden breitete sich in Tako aus. Das Denken fiel ihm leichter, als stießen seine Gedanken auf weniger mentalen Widerstand.
    »Worum auch immer es bei Ihrem internen Konflikt geht, es ist mir gleichgültig«, sagte er. »Mich interessiert allein der Junge. Ich möchte die Möglichkeit bekommen, auf Millennia zu bleiben und mich um ihn zu kümmern.«
    »Wir werden Ihre Unschuld beweisen«, sagte Katyma schlicht, wandte sich den Navigationskontrollen zu und übernahm wieder selbst die Steuerung.
    Die Gebäude unter ihnen wichen einem lang gestreckten See, dessen Wasser so silbern glänzte wie Katymas Haar. Sie verließen den Hauptverkehrsstrom, und ihre Leviplatte glitt in einer Höhe von einigen Dutzend Metern über den See hinweg. Wenn Tako sich auf ihn konzentrierte, sah er nicht nur das silbrige Glitzern, sondern konnte auch Temperatur und chemische Zusammensetzung des Wassers wahrnehmen. Der GK-Bion erweiterte offenbar seine Sinne.
    Am Ende des Sees strebten Felsen und Gletschereis wieder aufeinander zu. Die Höhle wurde schmaler, die Abstände zwischen den niedrigeren Gebäuden wuchsen, und Tako bemerkte die ersten runden Glasbauten öffentlicher Bäder, über heißen Quellen errichtet. Kurz darauf erreichten sie einen niederenergetischen Vorhang, der eine Temperaturschwelle markierte und dessen farbliche Kodierung darauf hinwies, dass der Aufenthalt jenseits davon ein gewisses Statuskreditminimum erforderte. Diese Einschränkung galt für Katyma 9 natürlich nicht, und für die Begleiter einer Tal-Telassi ebenso wenig.
    Hinter dem matt glühenden Vorhang wurde es kälter, und das Eis des Gletschers fiel zu dem felsigen Boden ab, in dem sich eine tiefe Schlucht öffnete. Weitaus weniger Leviplatten und Flugkapseln waren hier unterwegs; sie kamen meist aus Tunneln rechts und links in den Felswänden.
    »Wohin bringen Sie mich?« Tako sah sich neugierig um, bemerkte unten ockerfarbene Gebäude, die sich an die Hänge der Schlucht schmiegten. Katyma flog über sie hinweg und erhöhte die Geschwindigkeit. In der Ferne, dort, wo die Schlucht breiter wurde, ragten mehrere pyramidenartige Bauten auf. Als sie sich näherten, sah Tako neben ihnen zahlreiche lang gestreckte, von heißen Dampfwolken erfüllte Glashäuser: Zyotenfarmen.
    Er rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als Katyma sagte: »Dominik befindet sich in Haltalla, unserem wichtigsten Lyzeum. Dort sollen seine Fähigkeiten geprüft und ausgebildet werden. Nur Angehörige des Ordens und Schülerinnen dürfen sich an jenem Ort aufhalten.«
    »Und jetzt auch ein erster Schüler.«
    »Ja. Nicht einmal als Großmeisterin wäre ich imstande, Sie dorthin mitzunehmen. Sie werden dort auf mich und Dominik warten.« Katyma deutete nach vorn, auf die Gebäude, die

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