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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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die bewusste Absicht hinter dem Verlust von Wissen postulierten. Offenbar hatten sich tausende von Verschwörungstheoretikern auf diesem Gebiet ausgetobt und die verrücktesten Vermutungen angestellt: Sie reichten von gestürzten Schreckensregimen, die selbst die Erinnerungen an ihre Existenz auslöschten, bis hin zu Zeitmanipulationen, durch deren Paradoxa sich Wissen regelrecht verflüchtigt hatte. In den Bildern einer der Theorien, die von manipulierter Zeit ausgingen, sah Tako etwas, das vertraut erschien. Als er sich darauf konzentrierte, verschwand Elvin von seiner Seite – die KI schien der Ansicht zu sein, dass sie nicht mehr gebraucht wurde.
    Das Bild wuchs, bis es Takos ganze visuelle Wahrnehmung ausfüllte. Es zeigte ein humanoides Geschöpf, der Leib bedeckt von silbrigen, sich überlappenden Schuppen. Die langen Arme wiesen zwei Gelenke auf und endeten in Tentakelhänden. Der dünne, schuppenlose Hals trug einen Kopf, der aussah wie eine umgedrehte Pyramide. Große schwarze Augen dominierten in einem faltigen Gesicht, das nur schmale Schlitze dort aufwies, wo bei einem Menschen Mund und Nase gewesen wären.
    Der GK-Bion machte nicht nur Takos Gedanken klarer, sondern auch seine Erinnerungen. In aller Deutlichkeit erinnerte er sich an die Reste des Prachtsaals unter dem Graken in Tonkorra auf Kabäa, an die vielen quasirealen Bausteine, die eine Wand schmückten. In jener Darstellung hatte er ein solches Wesen gesehen.
    Es handelte sich um einen »Temporalen« oder »Eternen«, wie diese Geschöpfe auch genannt wurden.
    Takos Interesse war geweckt, und er konzentrierte sich nicht nur auf die Bilder, sondern auch auf die Stimmen der Datenströme. Eine Enttäuschung erwartete ihn. Offenbar wussten selbst die Zeitmanipulationstheoretiker nur sehr wenig über die Temporalen, worin mehrere von ihnen einen Beweis dafür sahen, dass die beiden Großen Lücken auf deren Aktivitäten zurückgingen: Angeblich hatten die Temporalen vor achttausend und dann noch einmal vor etwa eintausendzweihundert Jahren Wissen vernichtet, damit sie selbst und ihre Aktionen im Verborgenen blieben.
    Tako hielt solche Annahmen für absurd, lauschte den anderen Theorien und fand sie alle unbefriedigend. Nicht eine von ihnen bot glaubwürdige Erklärungen für den massiven Wissensverlust der beiden Großen Lücken an. Tako neigte zu der Auffassung, dass die Gründe dafür tatsächlich mit dem Wissen selbst verloren gegangen waren. Was die Temporalen-Darstellung im ehemaligen Prachtsaal unter Tonkorra betraf: In den Archiven von Millennia gab es nicht eine Information darüber.
    Eine Zeit lang schwebte er im Datenraum und überlegte, welchem Themengebiet er sich zuwenden sollte, während er auf Katyma wartete. Aber ein Teil von ihm, vielleicht vom Temporalen-Bild inspiriert, schien diese Frage bereits beantwortet zu haben. Weitere Erinnerungsbilder stiegen in ihm auf, nicht von den Höhlen unter dem Graken auf Kabäa, sondern Szenen des Grakentraums.
    Er sah sich selbst, wie er die lange Treppe der Terrassenstadt hochgestiegen war und begonnen hatte, die Stimmen der Menschen in ihr zu hören, was bedeutete, dass er zu einem Kontaminierten zu werden drohte. Seine Arme waren leer. Er hielt sie zunächst so, als trüge er jemanden, aber von Myra 27 war weit und breit nichts zu sehen. Als Tako sie sinken ließ, verschmolzen die beiden Perspektiven: Er sah sich nicht mehr von außen, sondern blickte aus dem eigenen Innern in die Welt der Erinnerungen. Etwas veranlasste ihn, den Kopf zu heben und zum Berg über der Stadt emporzusehen, dunkel wie ein Moloch, aber nicht gewölbt und rund, sondern zusammengesetzt aus zahllosen unterschiedlich geformten Teilen …
    Die Terrassenstadt und der schwarze Berg über ihr verschwanden, und dafür sah Tako Skizzen und Gemälde. Sie zeigten dunkle Giganten, die mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit durch den Transraum flogen und dabei die filigranen Geflechte von Transportblasen hinter sich herzogen, darin Frachtbehälter, Habitatmodule und interplanetare Raumschiffe von Völkern, die nicht selbst über die Technik der überlichtschnellen Raumfahrt verfügten. Schiffe der legendären Kantaki. Jene Riesen wiesen große Ähnlichkeit mit dem schwarzen Berg über der Terrassenstadt auf.
    Die Großen K. Ein Mythos. Oder vielleicht mehr? Was machte ein Kantaki-Schiff im Zentrum eines Grakentraums? Warum hatte Myra 27 es unbedingt erreichen wollen?
    Takos unwillkürliche Assoziationen riefen weitere

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