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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte, aber trotzdem kam seine Nähe einer ständigen Bedrohung gleich. Dies war eine gute Gelegenheit, ihn endgültig loszuwerden. Sie musste nur das interstellare Schiff erreichen und starten, Ennawah und das Ormath-System allein verlassen.
    Aber sie hatte versprochen, zu ihm zurückzukehren, ihn nicht im Stich zu lassen. In dieser halben Sekunde sah sie noch einmal den Knaben auf Sarma, Augen und Mund zugenäht, Elektrodenstöpsel in den Ohren. Sie sah den angeblichen Diabolus, der für alles Schlechte und Böse verantwortlich gemacht wurde und doch nur ein unschuldiges Kind war.
    Und dann traf sie eine Entscheidung.
    Dominique sprang auf und lief los, verband Rupert in Elmeth mit einem Ort in unmittelbarer Nähe und teleportierte ihn.
    Er verschwand aus dem Licht der Suchscheinwerfer und materialisierte an ihrer Seite.
    »Lauf!«, rief Dominique ihm zu.
    Sie blickte nicht zurück, als sie durch den Schnee zum offenen Hangartor sprintete, beobachtete dabei aus dem Augenwinkel, wie Orbitalspringer und Transporter den Kurs änderten. Ihre Levitatorkissen glühten, als sie zum Hangar flogen.
    Dominique erreichte das Tor und stellte fest: Das entropische Gefälle existierte nach wie vor. Hier durfte sie die Kraft des Tal-Telas nicht mehr einsetzen.
    Sie lief weiter, vorbei an geborstener Stahlkeramik und zerfetzter Synthomasse. In der Dunkelheit vor ihr ragten die Konturen mehrerer kleiner Raumschiffe auf, und es fiel Dominique nicht schwer, das interstellare Schiff zu identifizieren: ein zwanzig Meter langer tropfenförmiger AFW-Kurier mit den roten militärischen Symbolen der Streitkräfte. Sie wusste, dass solche Schiffe nur leicht bewaffnet waren, dafür aber über ein leistungsstarkes Triebwerk verfügten; bei Raumschiffen dieser Klasse kam es vor allem auf Geschwindigkeit an.
    »Rupert …«
    Er war nicht an ihrer Seite.
    Dominique drehte sich um und sah ihn im Zugang des Hangars, wieder im Licht der Suchscheinwerfer. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, aber er hatte die Fäuste geballt, und das bot ihr Hinweis genug. Wenn sich sein Zorn dort entlud, beim entropischen Gefälle …
    » Rupert! «, rief Dominique, nicht mit der Kraft des Tal-Telas, aber so laut sie konnte und mit allem Nachdruck. » Komm hierher, sofort! «
    Er drehte sich um.
    » Komm! «
    Er trat einige Schritte vor, und Dominique lief zu ihm, nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Draußen setzten Orbitalspringer und Transporter zur Landung an. Noch immer heulten die Alarmsirenen, und es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sich die Innentür öffnete und Bewaffnete in den Hangar kamen.
    Die Luken des interstellaren Schiffes – es trug den Namen Hito – waren geschlossen. Dominique eilte zum Haupteinstieg in unmittelbarer Nähe der Pilotenkanzel. Dort gab es eine für den Notfall bestimmte mechanische Vorrichtung, mit der sich die Luke von außen öffnen ließ, aber der dortige Arretierungsbügel ließ sich nicht bewegen – er war mit einem internen Bolzen gesichert.
    Diesmal zögerte Dominique nicht, denn sie wusste, dass sie keine Zeit verlieren durfte. Sie öffnete ihr Selbst der dritten Stufe, Crama, und versuchte, die Kraft zu fokussieren und zu bündeln, stellte sie sich wie eine zusätzliche Hand vor, mit der sie durch den Ultrastahl des Rumpfes griff, Bolzen und Arretierung löste. Dominique achtete darauf, dass sich die Energie des Tal-Telas nur direkt vor ihr auswirkte. Sie spürte Widerstand, drückte etwas fester in Crama …
    Die Luke schwang auf, und in der Luftschleuse ging automatisch das Licht an.
    »Willkommen an Bord«, erklang die Stimme einer einfachen KI. »Ich stelle fest, dass kein Notfall vorliegt.«
    Dominique hatte sich während ihrer Ausbildung immer wieder in den Archiven von Millennia umgesehen, auch ohne Erlaubnis der Besatzer. Sie wusste mit KIs und Avatars umzugehen.
    »Fehlerhafte Situationsbewertung«, sagte sie, zog Rupert in die Luftschleuse und schloss die Außenluke. Das Heulen der Sirenen wurde zu einem Raunen, übertönt noch vom leisen Summen, mit dem das Innenschott beiseiteglitt. »Ein Graken nähert sich dem Planeten. Es besteht größte Gefahr. Ein Facettenschiff der Chtai ist bereits gelandet. Verifiziere.«
    Zusammen mit Rupert eilte sie zur Pilotenkanzel, in der nur die Kontrollen für die Basisfunktionen des Schiffes aktiviert waren. Dominique hatte noch nie ein Raumschiff geflogen und starrte ratlos auf die zentrale Konsole.
    »Die Präsenz eines Vitäen-Schiffes ist verifiziert.

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