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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Korrigiere Situationsbewertung: Dies ist ein Notfall.«
    »Alle Luken verriegeln und starten«, sagte Dominique. »Weiche den anderen Schiffen in der Nähe des Planeten aus und flieg mit maximaler Beschleunigung zur nächsten Transferschneise.«
    Die Pilotenkanzel erwachte zum Leben. Virtuelle Kontrollen erschienen über und neben der zentralen Konsole. An den Wänden entstanden quasi- und pseudoreale Projektionsfelder. Eins von ihnen zeigte uniformierte Gestalten, die aus dem Orbitalspringer und dem Transporter kamen.
    Dominique hörte das charakteristische Brummen eines Krümmers. Die Hito stieg auf und schwebte von einem Levitatorkissen getragen aus dem Hangar, über die Uniformierten hinweg. Doch draußen, im Licht mehrerer Suchscheinwerfer und Levilampen, verharrte sie wieder.
    »Ich habe ein Prioritätssignal erhalten«, teilte die KI mit. »Das Schiff darf diese Station nicht verlassen.«
    Dominique blickte auf die dreidimensionalen Projektionen und stellte fest, dass sie sich ein ganzes Stück außerhalb des entropischen Gefälles befanden. Sie öffnete ihr Bewusstsein mehreren Stufen des Tal-Telas gleichzeitig und tastete nach der einfachen Künstlichen Intelligenz in den tronischen Systemen des Schiffes. Auf diese Weise hatte sie sich vor Jahren in den Archiven von Millennia umgesehen, als deren Benutzung streng reglementiert gewesen war. Sie hatte sich von den höher entwickelten KIs und ihren Avatars den Weg durch die Datenbanken zeigen lassen, ohne dass den überall präsenten Observanten und Kontrolleuren etwas aufgefallen war. Manchmal genügte es, eine schlichte Abfrage vorzutäuschen, doch bei den klügeren, erfahreneren Avatars, die bereits über ein Quasibewusstsein verfügten, das nicht nur auf komplexe Algorithmen zurückging, hatte sie Delm eingesetzt, um das Maschinendenken zu beeinflussen und in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken.
    Hier gewann sie den Eindruck, es mit einem Kind zu tun zu haben; die tronischen Systeme der KI waren vergleichsweise einfach strukturiert: eine Ansammlung von Impulsen, die neuronale Aktivität simulierten und sich auf die Ausübung bestimmter Grundfunktionen beschränkten. Neugier fehlte ebenso wie die Fähigkeit, Situationen außerhalb bestimmter Parameter zu bewerten. Das geistige Potenzial der Hito -KI lag weit unter der Schwelle, die aus Künstlichen Intelligenzen unabhängige Maschinenwesen mit anerkannten Persönlichkeitsrechten machte, wie etwa die Megatrone.
    Aber die Programmierung sah auch Gehorsam vor, und ein Prioritätssignal verlangte genau das.
    »Das Prioritätssignal ist gefälscht«, sagte Dominique und nahm vorsichtig Einfluss auf die einfachen Denkstrukturen der KI. Ohne ihre Erfahrungen in den Archiven von Millennia hätte sie vielleicht Minuten gebraucht, aber so genügten Sekunden. »Die Station befindet sich unter der Kontrolle der Graken-Vitäen, wie das Facettenschiff der Chtai zeigt. Ich habe wichtige Informationen für die Streitkräfte der Allianzen. Es gibt keine höhere Priorität.«
    »Verstanden«, antwortete die KI. Die Anzeigen der virtuellen Displays veränderten sich, und aus dem Brummen des Krümmers wurde ein Donnern. In den PR- und QR-Feldern war zu sehen, wie die Station, der Vulkan und dann auch Ennawah unter der Hito zurückblieben. »Ich nehme Kurs auf die nächste Transferschneise.«
    Dominique atmete erleichtert auf und trat mit dem stummen Rupert zur Tür der Pilotenkanzel. »Bereite die Hibernation vor. Zeig mir den Weg dorthin und gib mir Bescheid, wenn wir die Transferschneise erreichen. Dann nenne ich dir das Ziel für den Sprung.«
    »Bestätigung.«
    Ein grüner Punkt erschien vor Dominique und zeigte ihr den Weg durch den Korridor. Kurze Zeit später erreichte sie einen kleinen, in der Nähe des Krümmers gelegenen Raum mit insgesamt vier individuell anpassungsfähigen Ruheliegen. Dominique erklärte Rupert, was sie von ihm erwartete, und er kam ihren Aufforderung erstaunlich bereitwillig nach. Er zitterte noch immer ein wenig, und sein Blick huschte unstet umher.
    »Bald sind wir in Sicherheit«, sagte sie.
    Daraufhin sah er sie an und erwiderte mit sehr ernster Stimme: »Es gibt keine Sicherheit.«
    Dominique versuchte, möglichst zuversichtlich zu lächeln, als die medizinischen Servi die Verbindungen mit den Hibernationssystemen herstellten. Dann streckte sie sich selbst auf einer Liege aus und fühlte, wie Erschöpfung ihren Körper scheinbar schwerer werden ließ – sie hatte zu oft und zu

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