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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zuversichtliches Lächeln ab und begann damit, den Hang hinabzuklettern, im Sichtschutz von Felsen, wo das möglich war. Sie blieb wachsam in Alma und Berm, wich Sensoren aus und erreichte schließlich die Stelle, die sie zuvor ausgewählt hatte. Dort fiel der Hang noch steiler ab: Es ging fast senkrecht in die Tiefe, bis hinab zum zugefrorenen Kratersee mit den Förder- und Zapfanlagen. Klettern war in jenem Bereich nur mit spezieller Ausrüstung oder Levitatoren möglich.
    Der Wind wurde stärker, hob seine Stimme, und Dominique verstand es fast wie eine Aufforderung.
    Sie stieß sich ab und sprang.
    Das Flüstern des Winds verwandelte sich in ein wildes Fauchen, als Dominique in die Tiefe stürzte, dem Eis des Kratersees tief unten entgegen. Sie drehte sich um die eigene Achse, bewegte Arme und Beine, um den Flug zu stabilisieren. Sie hatte sich mit aller Kraft abgestoßen, aber die Felswand war trotzdem gefährlich nahe. Ein starker Windstoß hätte genügt, um sie gegen das eisverkrustete Gestein prallen zu lassen.
    Einige Sekunden lang war die Kälte fast unerträglich, und dann spürte Dominique trügerische Wärme – Hinweis darauf, dass die Hypothermie eine kritische Phase erreichte. Es kam jetzt auf jede Sekunde an.
    Sie befand sich nur noch einige Dutzende Meter über den Anlagen des Kratersees, als sie ihr Selbst aktiv dem Tal-Telas öffnete, nach Fomion griff und teleportierte. Sie hatte das Ziel klar vor Augen, und diesmal kam es beim Sprung nicht zu Verzerrungen.
    Das war einer der beiden Gründe, warum Dominique allein aufgebrochen war. Die von starken Emotionen – vor allem von Zorn – gesteuerte Kraft in Rupert wirkte sich störend auf ihre Kontrolle des Tal-Telas aus. Sie hatte nicht riskieren wollen, erneut in der gelbbraunen Ödnis zu rematerialisieren, wo Olkin aus dem Riss trat, oder in einem Gewirr aus Fäden, ohne zu wissen, welcher der richtige war. Der zweite Grund: Wenn Wachsensoren ihre Aktivität im Tal-Telas bemerkten, so wollte sie möglichst weit von der Brainstormer-Station entfernt lokalisiert werden; das würde Thorman und die anderen vielleicht ablenken. Außerdem gab es über den Förder- und Zapfanlagen sicher kein entropisches Gefälle.
    Der Ausgleich des Bewegungsmoments stellte zum Glück kein Problem dar, denn beim Schritt aus Fomion, bei der Rematerialisierung, gewann der Körper immer die gleiche relative Bewegung wie die Umgebung. Dominique fand sich halb in einer Schneewehe wieder, auf dem Bauch liegend – so hatte sie ihren Sprung visualisiert. Sie befand sich jetzt auf der anderen Seite des Hangars, seitlich vom Eingang, in einem Bereich, den das Licht der Levilampen nur streifte. Ganz deutlich spürte sie die Nähe des entropischen Gefälles, das den Hangar umgab, für die Kraft des Tal-Telas undurchdringlich.
    Aber nicht für andere Arten von Energie. Und auch nicht für Materie.
    Dominique stellte fest, dass es bei der Brainstormer-Station zu Veränderungen gekommen war. Ein Orbitalspringer und ein planetarer Transporter waren auf Levitatorkissen aufgestiegen, und von einigen Facetten des Chtai-Schiffes ging ein Glühen aus, das wie ein lebendes Wesen über Schnee und Eis kroch, auf der Suche nach …
    Rechts vom Hangar, etwa hundertfünfzig Meter von Dominique entfernt, wankte Rupert durch den Schnee, das Gesicht eine Grimasse, die Hände an die Schläfen gepresst.
    Das Licht von Suchscheinwerfern erfasste ihn, was schlimm genug war. Aber Dominique wusste: Das Glühen des Facettenschiffs durfte ihn auf keinen Fall erreichen.
    In Crama ergriff sie einen mehr als drei Meter großen, tonnenschweren Felsen – sein Gewicht spielte nur deshalb eine Rolle für Dominique, weil sie müde zu werden begann – und schleuderte ihn gegen das Hangartor. Wie erwartet reagierte das entropische Gefälle nicht auf gewöhnliche Materie, und einen anderen Schutz gab es nicht: Die kinetische Energie des großen Felsens zerschmetterte das Tor. Im dunklen Raum dahinter zeichneten sich die Konturen mehrerer Raumschiffe ab.
    Sirenen heulten plötzlich.
    Dominique zögerte eine halbe Sekunde, Zeit genug für einige rasche Gedanken.
    Rupert war nicht nur eine Belastung für sie, sondern auch eine Gefahr. Er hatte schon einmal versucht, sie umzubringen, und jeder seiner Zornesausbrüche bedrohte ihr Leben. Die Verbindung zwischen ihnen schien inzwischen lockerer geworden zu sein. Seine Präsenz füllte nicht mehr ganz jene Stelle, von der aus das Implantat ihr Bewusstsein kontrolliert

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