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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Schwesternrats, außerdem das Koordinierende Triumvirat des Oberkommandos, die drei Impri Wandha, Vantoga und Abrahim. »In weniger als zwei Wochen haben wir alles unter Kontrolle gebracht. Wer hätte das für möglich gehalten …«
    Zara 20 erlebte die Vorgänge in halb meditativer Trance, um kühle Distanz zu wahren. Sie hatte die letzten Stunden mit sorgfältigen Analysen verbracht und war dabei zu dem Schluss gelangt, dass die kaum berechenbaren Faktoren »Glück« und »Zufall« maßgeblich zum Erfolg der Schwestern beigetragen hatten. Als größter Helfer hatte sich Hegemon Tubond erwiesen. Sein Aufstieg zum Diktator, zum Alleinherrscher nicht nur über das Oberkommando der Streitkräfte, sondern auch über die Welten der Allianzen, hatte einen fruchtbaren Boden für die Revolte geschaffen, und darin ging eine Saat ganz besonderer Art auf: der von Teresio an die Öffentlichkeit gebrachte Skandal um den Hegemon, der Verdacht, dass er sogar mit den Graken gemeinsame Sache machte. Ohne diese sehr günstigen Voraussetzungen hätte der Aufstand der Tal-Telassi nicht so schnell gelingen können.
    Der Hub – eine aus dem Boden wachsende Säule – trug die Gruppe noch höher über den weiten Platz, auf dem sich tausende versammelt hatten. Ihre Stimmen verschmolzen miteinander, wurden zu einem Rauschen wie von einem nahen Meer. Zara hörte auch ihre Gedanken und Gefühle, ohne zu versuchen, individuelle Fragmente zu deuten. Ein Empfinden überlagerte alle anderen: Hoffnung. All diese Menschen und die vielen Angehörigen anderer Völker hofften, dass die Dinge jetzt besser wurden.
    Es war eine falsche Hoffnung, wusste Zara.
    Mit der kalten Emotionslosigkeit einer mehrere tausend Jahre alten Großmeistern hatte sie schon vor einer ganzen Weile erkannt, dass es für die Allianzen Freier Welten in der bisherigen Form keine Zukunft gab. Nach elf Jahrhunderten Kriegswirtschaft war der ökonomische Kollaps unabwendbar, und die neuesten Angriffe der Graken wiesen darauf hin, dass der lange Krieg in einer Katastrophe zu enden drohte. Wenn es keine Möglichkeit gab, Chaos und Untergang zu verhindern – und darauf deuteten die Muster in Gelmr hin –, so musste gerettet werden, was gerettet werden konnte. Was Hegemon Tubond nicht begriffen hatte: Breite Zustimmung war nötig, um möglichst viele biologische und technische Ressourcen in Sicherheit zu bringen. Viel Hoffnung war nötig, um neue Kraft freizusetzen, doch ihr Weg musste schließlich in die Sackgasse der Enttäuschung führen.
    Dies war der Preis des Überlebens.
    Zara hob den Blick zu den drei Sonnen, die langsam über den Himmel von Eraklia krochen, eine rot und weit entfernt, die beiden anderen näher, gelb und weiß. Dies war der Kernbereich der Allianzen, eine Region weit vom Hauptkontaminationskorridor der Graken entfernt. Bis vor wenigen Wochen hatten sich diese Welten sicher gefühlt, bis zu den ersten Feuerstürmen.
    »Ehrenwerte?«, fragte der Freie Gouverneur von Eraklia, der alles andere als frei war und es auch nicht sein konnte.
    Zara atmete tief durch und stellte fest, dass der Hub – die Siegessäule – ganz ausgefahren war und sich unten auf dem Platz Stille ausgebreitet hatte. Hier oben, fast hundert Meter über den fünfzigtausend Fliesen, die von der Letzten Schlacht berichteten, erzählte die Stimme des Windes von Zeit und Geschichte. Ein geeigneter Ort, fand Zara, um das Ende einer Epoche und den Beginn einer neuen zu verkünden. Doch die nächste Ära, die hier ihren Anfang nahm, und das neue Staatengebilde, dessen Geburt unmittelbar bevorstand, würden nicht von langer Dauer sein. Zara erinnerte sich an die Worte, die sie beim Flug nach Eraklia an Norene gerichtet hatte: Wir sind ein Feuervogel anderer Art. Wir müssen aufsteigen aus den Resten des Alten, aus der Asche der Niederlage. Wir müssen aufsteigen wie der legendäre Phönix der Erde und alles hinter uns zurücklassen, um etwas Neues zu schaffen, das Bestand hat für die Ewigkeit. Vielleicht nicht für die Ewigkeit, dachte Zara, aber für lange, lange Zeit. Der erste Schritt war mit dem Aufstand der Tal-Telassi getan; zum zweiten kam es jetzt, hier, an diesem Ort.
    Zara wandte sich an den Gouverneur. »Ich bin bereit, wenn die drei Sonnen bereit sind«, sagte sie und blickte erneut nach oben. Das gleißende Trigestirn am Himmel bildete eine fast perfekte senkrechte Linie. Nur noch eine Minute, vielleicht weniger.
    Sie sah einmal mehr über den Platz mit den tausenden von

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