Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
verharrte, den Schnabel öffnete …
Er verwandelte sich in eine Lanze aus Sonnentunnelplasma, die sich in den Fels des Plateaus bohrte und dort zu einem Ring aus Feuer wurde, zu einem kreisförmigen Wall aus brodelnder Glut, der sich schnell ausdehnte. Ein Teil raste dem von Ruinen gesäumten Platz der Letzten Schlacht entgegen.
Mehr sah Zara nicht, denn die Säule verschwand im Boden, und über ihr schloss sich eine mehrere Meter dicke Platte aus Stahlkeramik. Der Gouverneur betätigte die Schaltelemente seiner kleinen Kontrolleinheit, als die Säule – jetzt ein Lift – weiter in die Tiefe sank. Über ihr schlossen sich zusätzliche Segmente aus Stahlkeramik, schützten den Hub und das Einsatzzentrum der Streitkräfte von Eraklia.
»Die Graken haben genau gewusst, wo ihr erster Angriff den maximalen Schaden anrichtet«, sagte Impro Abrahim. Der Mann, einst Keil in der legendären Bastion Airon und bei ihrer Vernichtung nur knapp mit dem Leben davongekommen, deutete kummervoll nach oben. »Eraklia verliert seine Köpfe.«
Das Ende und ein Anfang, wiederholte Zara in Gedanken. Aber dies war der Anfang vom Ende.
Interludium 17
7. April 1147 ÄdeF
Kaither nannte es den »magischen Ort«, denn hier konnte er aus sich heraustreten.
Vielleicht hatte Hendriks Geschichte von der Stadt und dem Schwarm einen Hinweis darauf enthalten – er wusste es nicht genau, denn selbst während dieser »wachen« Phase erinnerte er sich nur vage an die Schilderungen des Kognitors. Der magische Ort befand sich in einem der Räume der wachsenden Stadt, in der Mitte, wo es einen kleinen Knick im Boden gab. Wenn er dort stehen blieb, sich konzentrierte und schnell umdrehte … Dann trat er aus sich heraus und gewann etwas mehr an Freiheit, sogar ein wenig mehr geistige Klarheit. Er empfand es als sehr seltsam, sich selbst zu betrachten, um die eigene Person herumzugehen und sie so zu sehen, als wäre er jemand anders. Beim ersten Mal hatte er viel Zeit damit vergeudet, sich selbst zu sehen und zu berühren; bevor er weitere Bereiche erkunden konnte, hatte sich ein Drang zur Rückkehr bemerkbar gemacht, gegen den kein Widerstand möglich war. Diesmal brach er sofort auf, trat durch die Wand und fand sich im Maschinenzentrum des Crotha-Schiffes wieder.
Erinnerungen fehlten, und oft fiel ihm das Denken schwer – es war mühsam, einzelne Gedanken zu einem größeren Gebilde zusammenzusetzen. Aber je öfter Kaither aus sich heraustrat, desto mehr Freiheit gewann er dabei, auch wenn sich dies nicht mit den echten wachen Phasen im Amphitheater der Kognition vergleichen ließ. Er wusste, dass er ein Gefangener war, ein Werkzeug, zusammen mit zahllosen anderen intelligenten Geschöpfen, wie er selbst vom maschinell-biologischen Komplex absorbiert. Doch er hatte einen Weg gefunden, die Fesseln vorübergehend abzustreifen, zumindest einige von ihnen, und er nutzte die relative Freiheit, um nach einer Kommunikationsmöglichkeit zu suchen – er wollte Rupert warnen, ihn auffordern, sich in Sicherheit zu bringen.
Er lief durch schmale Lücken zwischen riesigen, summenden Aggregatblöcken, zwischen denen sich Datenverbindungen spannten und die ein weit verzweigtes Netzwerk bildeten, eine der beiden Grundlagen des Hohen Ichs. Die andere Basis bestand aus den organischen Absorptionen, aus der biologischen Masse, in der Kaithers Körper aufgegangen war. Sie gab dem Hohen Ich der Crotha Kreativität und Innovation.
Rechts und links drangen die Schultern seines Mentalkörpers in die Blöcke ein, und dabei fühlte er ein sonderbares, pulsierendes Prickeln, vielleicht der Pulsschlag des Schiffes. Kaither erreichte die Stelle, an der er beim letzten Mal innegehalten und gehofft hatte, einen Kommunikationsknotenpunkt erreicht zu haben: eine fast zehn Meter hohe, blaugraue Halbkugel mit Segmentstruktur. Ihre einzelnen Abschnitte bestanden wiederum aus einzelnen Teilen, die sich ihrerseits aus kleineren Teilen zusammensetzten – so ging es weiter, bis hinab zum Quantenniveau. Er sah darin einen Hinweis darauf, dass die Halbkugel Teil des Kernels war, des Quantencomputers im Zentrum des Schiffes, doch seine Hoffnungen erfüllten sich nicht: Diese Kernelkomponente konnte seine Stimme nicht zu Rupert tragen.
An der Halbkugel angekommen, wandte sich Kaither nach links und sprang mit seinem Mentalkörper, der nicht mehr wog als ein Schatten und auch nicht mehr Substanz hatte, in einen vertikalen Schacht. Heiße Luft stieg darin auf, um weiter
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