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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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»Geistessprechern« gezeigt …
    Macht, so wusste Tubond, war mehr als nur direkte Kontrolle. Macht bedeutete lenkenden Einfluss, manchmal subtil, verborgen, bei anderen Gelegenheiten offen, unverhüllt und direkt. Eine solche Macht, die sich in weiten Bereichen der Gesellschaft auswirkte, erforderte außer Informationen ein Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten, und ein derartiges Netz hatte Tubond in seiner Zeit als Hegemon geknüpft. Er kannte die persönlichen Ansichten und Standpunkte der Impri, Markanten und Prioren des Oberkommandos, ihre Sympathien und Antipathien. Er wusste, wen er gegen wen ausspielen konnte, und dieses Wissen beschränkte sich nicht nur auf Okomm, sondern reichte bis in die unteren Kommandoränge. Bestimmte Offiziere standen in seiner Schuld. Andere verabscheuten die Tal-Telassi und waren vermutlich bereit, an Aktionen gegen sie teilzunehmen. Hinzu kam, dass er die wichtigsten Kodes nicht nur der Streitkräfte kannte, sondern auch der zivilen Administration. Damit sollte er sich auch jetzt noch, nach seiner offiziellen Entmachtung, Zugang zu Ressourcen aller Art verschaffen können. Das von den neuen Angriffen der Graken geschaffene Chaos hatte viele Kommunikationsverbindungen unterbrochen, und unter solchen Umständen konnten die Kodes nicht überall geändert worden sein. Hinzu kam: Der neue, von Zara geschaffene Antagonismus zwischen Außen- und Kernwelten bot einen guten Ansatzpunkt. Tubond hielt es für möglich, zumindest einen Teil der von jeder Hilfe abgeschnittenen Außenwelten unter seine Kontrolle zu bringen. Dort war man sicher nicht gut auf die Tal-Telassi zu sprechen …
    Maximilian Tubond atmete tief durch und hatte das Gefühl, so klar denken zu können wie schon lange nicht mehr. Vielleicht lag es an dem neuen Bionenanzug, oder daran, dass er sich dem Lebensdieb hingegeben und geschlafen hatte. Wie auch immer: Er sah neue Chancen für sich.
    Wenn er lange genug am Leben blieb, um sie zu nutzen. Wir glauben nicht, dass Sie in unmittelbarer Gefahr sind , erinnerte er sich an die Worte der Medikerin.
    »Hegemon?«
    Keil Thorman hatte erklärt, wie es zur Flucht der beiden Brainstormer gekommen war, aber eigentlich spielte es auch gar keine Rolle, auf welche Weise es Rupert und Dominique trotz der entropischen Gefälle geschafft hatten, zu entkommen; der Schaden war auf jeden Fall angerichtet.
    Tubond wandte sich vom Fenster ab, trat zum Schreibtisch und musterte den dahinter sitzenden Thorman. Ein grauer Mann in einer grauen, selbst jetzt noch makellosen Uniform, der kalte Ernst in seinem Gesicht eine Maske, in der sich Risse zeigten. Sorge nagte an Keil Thormans Selbstsicherheit. Er fürchtete um die Gewissheiten in seinem bisherigen Leben, um die Welt, die er sich hier aufgebaut hatte. Er fürchtete, dass all die Dinge infrage gestellt wurden, die seiner armseligen Existenz in der armseligen Station auf einem armseligen Planeten Halt gegeben hatten. Tubond kannte solche Menschen; in seinen Jahren als Hegemon hatte er es immer wieder mit ihnen zu tun bekommen. Sie konnten nützlich sein, wenn man sie an den richtigen Platz stellte.
    »Es gibt nur ein Ziel für Rupert und Dominique«, sagte Tubond ruhig und sah Thorman in die Augen. »Millennia.«
    »Es dürfte schwer sein, sie von dort zurückzuholen, Hegemon.«
    »Wir holen sie nicht zurück, Keil. Das ist gar nicht nötig. Wir nehmen Millennia ein, und Sie werden mir dabei helfen.«
    Keil Thorman starrte ihn wortlos an, und Tubond glaubte fast, die Gedanken hinter seiner grauen Stirn lesen zu können. Manche Menschen waren so leicht zu durchschauen, so leicht zu lenken.
    »Ich bin immer der Meinung gewesen, dass wir den Tal-Telassi nicht trauen können«, fuhr Tubond fort. »Das war einer der Gründe, warum ich das Projekt Brainstorm ins Leben gerufen habe. Der jetzt erfolgte Staatsstreich beweist, dass es den Tal-Telassi nur um die Macht geht. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, die Allianzen zu zerschlagen. Das nutzen die Graken für ihre Angriffe aus.«
    Keil Thorman stand langsam auf und begriff, dass ihn der Hegemon nicht wegen der Flucht von Dominique und Rupert zur Rechenschaft ziehen wollte. Tubond sah die Hoffnung hinter der Maske.
    »Die Streitkräfte stehen jetzt unter der Kontrolle des Koordinierenden Triumvirats«, sagte er vorsichtig. »Wie wollen Sie Millennia einnehmen?«
    »Vielleicht mithilfe der Graken. Sehen wir uns die Vitäen an, Keil Thorman.«
     
     
    Von den insgesamt siebzehn Vitäen,

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