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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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oben abzukühlen und dann an einer anderen Stelle wieder abzusinken – die Kapillaren eines ausgeklügelten Kühlsystems, das eine weitgehend konstante Temperatur für den Kernel garantierte. Gewebefasern durchzogen hier die Maschinenelemente, Teil der Biomasse, die vor Jahrhunderten Kaithers physischen Körper aufgenommen hatte. Als er sie berührte, spürte er ein kurzes Zerren, und plötzlich sah er sich von Bildern umgeben, die so schnell an ihm vorbeihuschten, dass er keine Einzelheiten erkennen konnte. Er begriff, sich im Innern eines zentralen Datenstroms zu befinden. Eine Zeit lang ließ er sich darin treiben und versuchte, die Bilder zu verlangsamen und festzuhalten, damit er sie betrachten konnte. Aber sie blieben Streiflichter – bis es in seinem Denken zu einer der leeren Phasen kam, die er in diesem Zustand immer wieder erlebte. Daraufhin erschienen die Bilder vor seinem inneren Auge, verharrten dort und offenbarten Einzelheiten. Kaither lernte, an nichts zu denken und die leeren Phasen auf diese Weise bewusst herbeizuführen.
    Die Bilder zeigten ihm nicht den Weg zu einem Kommunikationsknotenpunkt, aber sie erzählten ihm eine Geschichte. Kaither erfuhr mehr über die Crotha. Und was er erfuhr, erschreckte ihn.
    Plötzlich gab es noch einen weiteren Grund, Rupert zu warnen. Was auch immer geschah: Auf keinen Fall durfte es zu einer weiteren Konfrontation zwischen den Crotha und den Graken kommen.

 
18. Neue Pläne
     
    7. April 1147 ÄdeF
     
    »Hegemon, hören Sie mich?«
    Tubond öffnete die Augen und sah eine Lobotome, um die achtzig, das Gesicht schlaff.
    »Erkennen Sie mich?«, fragte die Frau, eine Medikerin.
    Tubonds Gedanken trieben in grauer Leere; es fiel ihm schwer, sich an den eigenen Namen zu erinnern. Medizinische Servi summten in seiner Nähe, und aus den Augenwinkeln sah er andere Personen, ausnahmslos Menschen, an ihrer Kleidung die Symbole der medizinischen Abteilung der AFW-Streitkräfte. Er lag halb in grüngelber Gelmasse, und ein seltsames, fast schmerzhaftes Prickeln hatte seinen ganzen Körper erfasst, ging von der Haut aus und bohrte sich langsam nach innen. Es war ein sehr unangenehmes, aber auch vertrautes Gefühl. Nach einigen Sekunden wusste er es zu deuten: Nanowurzeln wuchsen durch das Gewebe seines Leibs, erreichten Organe und Nervenstränge. Diese Erkenntnis rief andere Erinnerungen zurück.
    »Sie sind Medikerin Sintya«, sagte er. Der krächzende, schwache Klang seiner Stimme überraschte und erschreckte ihn.
    Das Summen und leise Zirpen der medizinischen Servi veränderte sich. Die Medikerin warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen, beugte sich dann über ihn. Ihr Gesicht blieb schlaff und ausdruckslos, als sie sagte: »Sie haben nichts zu befürchten, Hegemon. Der neue Bionenanzug ist Ihrer genetischen Struktur noch besser angepasst als der alte. Sie werden sich bald erholen.«
    »Was ist mit dem alten geschehen?«, fragte Tubond, erleichtert darüber, dass seine Stimme etwas fester klang. Er blickte an sich hinab und sah einen dünnen graubraunen Film, der seine Haut an fast allen Stellen bedeckte. Die Genitalien bildeten – noch – eine Ausnahme. Ein spezieller Bion würde sich dort später mit Harnröhre, Nieren, Anus und Darm verbinden, um die Ausscheidungen des Körpers zu recyceln. Tubond nahm erstaunt zur Kenntnis, wie verkümmert Hodensack und Penis wirkten. Er fragte sich, wann er zum letzten Mal Gebrauch davon gemacht hatte, und er fand keine präzise Antwort. Vor Jahrzehnten. Damals, als er Bionenanzüge nur sporadisch benutzt hatte, als der Schlaf noch ein ständiger Begleiter gewesen war.
    Ein kurzes Stechen im Nacken wies ihn darauf hin, dass die Nanowurzeln Rückenmark und Stammhirn erreichten. Ein Teil der grauen Leere füllte sich mit Erinnerungen, und Sintyas Worte ergänzten diese.
    »Als die Fremden die Vitäen-Schiffe und den Moloch vernichteten, kam es bei Ihnen zu einem psychophysischen Kollaps«, sagte die lobotome Medikerin mit emotionsloser Gelassenheit. »Die beiden Enzelore atrophierten und starben ab, ebenso wie Ihr alter Bionenanzug. Und die Mneme. Ich hoffe, die in ihnen enthaltenen Daten sind extern gesichert, denn wir konnten sie nicht wiederherstellen.«
    Tubond wusste es nicht, und seltsamerweise war es ihm auch gleichgültig. Andere Dinge waren viel wichtiger.
    Rupert. Dominique, Tochter des Dominik. Und der Graken Mrarmrir, der ihn berührt, ihm Amarisk genommen hatte, etwas von der Kraft seines Lebens.
    »Der Graken …«

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