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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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…« Elva Lundgran schien der Verzweiflung nahe zu sein. »Wenn die Station jetzt den Zugang öffnet, ist eine Entdeckung nicht zu vermeiden. Die Luft-Corhoni sind viel zu nahe.«
    Tubond stand plötzlich, ohne sich daran zu erinnern, aufgestanden zu sein. »Schießen Sie sie ab.«
    »Was?«, fragten Lundgran und der Pilot wie aus einem Mund.
    »Dieser Shuttle verfügt über eine kleine Annihilatorkanone«, sagte Tubond. »Schießen Sie die Luft-Corhoni ab. Dann gibt es keine Zeugen.«
    Die Soziologin starrte ihn entgeistert an. »Es sind intelligente Lebewesen , Hegemon!«
    »Der Krieg auf diesem Planeten ist nichts im Vergleich mit dem, der dort draußen stattfindet, seit über tausend Jahren«, sagte Tubond scharf. »Ich habe schon einmal darauf hingewiesen, dass dies ein Notfall ist. Die Zukunft der Allianzen steht auf dem Spiel. Sie haben mich gehört, Pilot.«
    Der Mann an den Navigationskontrollen steuerte den Shuttle noch näher an die Felswand heran, die sich daraufhin veränderte. Aus Gestein wurde Ultrastahl, und das Schott eines Hangars glitt beiseite.
    Fast sofort gaben die Luft-Corhoni in der näheren Umgebung ihren Formationsflug auf. Einige der libellenartigen Geschöpfe feuerten ihre Katapulte auf den Shuttle ab. Die kleinen, spitzen Bolzen aus Metall verglühten im Schirmfeld.
    Der noch immer stehende Tubond nahm zur Kenntnis, dass der Pilot keinen Gebrauch von der Annihilatorkanone machte. Er steuerte den Shuttle so schnell wie möglich in den Hangar, und die Projektionsfelder zeigten, wie das Schott hinter ihnen zuglitt.
    »Die Corhoni haben uns gesehen«, sagte Elva Lundgran fast tonlos. »Und das wird nicht ohne Einfluss auf ihre Entwicklung bleiben. Ihre Ungeduld, Hegemon Tubond, hat wahrscheinlich die Arbeit von Jahrzehnten zunichte gemacht.«
    »Und wenn schon. Andere Dinge sind wichtiger.« Tubond verließ die Pilotenkanzel.
     
     
    »Dies ist gar keine militärische Beobachtungsstation«, sagte Elva Lundgran, als sie durch den langen Korridor gingen. Sie war noch blasser als an Bord des Shuttles. »Dies ist ein … Gruselkabinett.«
    Die Fenster zu beiden Seiten des Korridors gewährten Blick in die Zimmer der Brainstormer. In vielen von ihnen lagen oder saßen deforme Gestalten, die kaum noch Ähnlichkeit mit Menschen hatten. Stummelförmige Arme und Beine, wie in die Länge gezogene Köpfe, krumme Schultern, angeschwollene Gelenke, so sehr entstellte Gesichter, dass man kaum mehr Augen, Nase und Mund erkennen konnte – diese … Wesen lebten, aber sie schienen den Albträumen von Genetikern und Biologen entsprungen zu sein.
    »Sie haben uns getäuscht«, sagte die Soziologin. »Uns alle.«
    »Wen meinen Sie mit ›uns‹?«, fragte Tubond.
    »Die Forscher meiner Abteilung«, antwortete Lundgran. »Die Lhora und Bhardai. Und die Corhoni.«
    »Täuschung, Wahrheit …« Tubond gestikulierte vage. »Was spielt es für eine Rolle? Letztendlich geht es nur um Sieg oder Niederlage, um Überleben oder Tod.«
    Die Soziologin wandte sich ihm zu, und ihre nächsten Worte weckten in Tubond Erinnerungen an Gunter.
    »Ihnen ist jedes Mittel recht, nicht wahr? Sie gehören zu den Leuten, die glauben, dass der Zweck die Mittel heiligt. Aber das stimmt nicht, Tubond. Es gibt gewisse unverletzliche Prinzipien. Wenn wir sie einfach vergessen, so geben wir uns selbst auf, unsere Menschlichkeit.«
    »Schöne Worte. Richten Sie sie an den nächsten Graken, dem Sie begegnen. Oder an die Tal-Telassi, die hierher unterwegs sind.« Tubond sah den Stationsleiter an. »Wie kam es zu den … Entstellungen?«
    Lanze Byron trug ebenfalls einen Bionenanzug, aber der schien mindestens zwanzig Jahre alt zu sein, ausgestattet mit Mnemen, die ebenso faltig und runzlig waren wie das Gesicht des Offiziers. Mit seiner Größe von knapp über zwei Metern überragte er sie alle; die beiden Chefwissenschaftler neben ihm wirkten fast winzig.
    »Sie sind das Ergebnis der Behandlung mit Superentratol«, erklang Byrons tiefe Stimme. »In der richtigen Dosierung wirkt es weitaus besser als das alte Entratol. Inzwischen konnten wir die unerwünschten Nebeneffekte stark reduzieren.« Er zögerte kurz. »Vor einigen Monaten habe ich Ihnen einen ausführlichen Bericht übermittelt.«
    Tubond blieb vor einem Fenster stehen. Dahinter lag ein aufgequollenes Etwas in einem Behälter, der ihn ein wenig an Dorim Allburs Rekonvaleszenztank erinnerte. Dünne Arme und Beine ragten aus der Fleischmasse.
    »Das ist Raven«, sagte Lanze Byron.

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