Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
an, hinter der der Shuttle verschwunden war.
Lanze Byron saß in einem mit realen Kontrollen ausgestatteten Sessel, und neben ihm stand Elva Lundgran. Die Soziologin drehte sich um, als Sintya und Tubond hereinkamen.
» Sie sind hierfür verantwortlich«, sagte die unscheinbare Frau mit der losen Zunge. »Die Kriegsgegner in der Antara-Region kämpfen nicht mehr gegeneinander, sondern versuchen, den Zugang zu öffnen, den sie in der Felswand gesehen haben.«
»Wollen Sie mir zum Vorwurf machen, dass ich vielleicht dabei geholfen habe, einen Weltkrieg zu beenden?«, fragte Tubond spitz. »Lanze Byron, wie viele Brainstormer sind transport- und einsatzfähig?«
»Einsatzfähig?«, wiederholte Byron. Ein Schatten der Skepsis fiel auf sein faltiges und runzliges Gesicht. »Unter welchen Bedingungen?«
»Unter Kampf bedingungen, Lanze. Treffen Sie alle notwendigen Vorbereitungen. Wir brechen in fünfzehn Minuten auf. Wie viele Shuttles und Orbitalspringer stehen Ihnen zur Verfügung?«
»Nur acht, aber …«
»Bringen Sie so viele Brainstormer in ihnen unter wie möglich. Auch wenn's eng wird – es ist nur ein kurzer Flug bis zur Atoran und Rondor im Orbit.« Tubonds Gedanken rasten, angetrieben von der neuralen Stimulierung durch den Bionenanzug. »Wir nehmen auch Ihre Tal-Telassi mit. Sorgen Sie für angemessene Absicherungen.«
Byron erhob sich und ragte vor Tubond auf. »Fünfzehn Minuten sind viel zu knapp, Hegemon. Wir …«
»Vierzehn Minuten und dreißig Sekunden, Lanze!«, erwiderte Tubond.
»Wir empfangen Kom-Signale mit Prioritätskode!«, rief einer der an den Konsolen sitzenden Uniformierten. Byron nickte ihm zu, und daraufhin wechselte das Bild in einem pseudorealen Feld. Tubond erkannte sofort den bärtigen und drahtigen Keil Haigen, Kommandant der Rondor .
»Vier Schiffe der Tal-Telassi sind gerade aus der nächsten Transferschneise gekommen, Hegemon, begleitet von einem Schlachtschiff der Destruktor-Klasse. Gegen eine solche Streitmacht haben wir keine Chance.«
»Wann erreichen sie Corhona?«
Keil Haigen blickte auf Anzeigen, die im Projektionsfeld nicht erschienen. »In einer halben Stunde.«
Tubond sah zu Byron auf. »Wir starten in zehn Minuten, Lanze!«
Interludium 20
14. April 1147 ÄdeF
Kaithers Unruhe wuchs immer mehr, und er fürchtete, dass Hendrik es bemerkte und vielleicht argwöhnisch wurde. So freundlich er sich auch gab: Er gehörte zur Kognition, war Teil jener Mechanismen, die Kaither zu einem Sklaven gemacht hatten, zu einem Werkzeug des Hohen Ichs. Wie viel Zeit blieb noch? Die Zeit stellte ohnehin ein Problem dar, denn er hatte kein Gefühl mehr für sie und wusste nicht, ob zwischen seinen wachen Phasen Minuten, Stunden oder Jahre vergingen. Noch fühlte er keine nennenswerten Veränderungen an Bord des Schiffes, zu dem er gehörte, und daraus schloss er, dass es noch nicht zu einer neuerlichen Begegnung mit den Graken gekommen war. Aber wenn die Crotha Rupert fanden – und früher oder später würden sie ihn finden –, und wenn es seinen Gedanken erneut gelang, die Membran der Wissenden Kraft zu durchdringen, den Kernel zu erreichen und dort einen Befehl abzulegen, dem die Crotha gehorchen mussten, so drohte eine unvorstellbare Katastrophe.
Daran dachte Kaither, als er im speziellen Zimmer der wachsenden Stadt erneut aus sich heraustrat und anschließend durch die Peripherie des maschinell-biologischen Komplexes eilte, auf der Suche nach einem Kommunikationsknoten. Er wusste, dass er den Crotha mit seiner Erkenntnis einen Schritt voraus war, was ihm erstaunlich genug erschien. Vielleicht lag es daran, dass er beim Kontakt mit dem Datenstrom die richtigen Bilder zur richtigen Zeit gesehen hatte, ungestört von den gewaltigen Informationsmengen, die in jeder verstreichenden Nanosekunde das Hohe Ich erreichten. Einer der sieben Boten, so hatte er beobachtet, sprach mit den Megatronen, die den Ruf der Crotha gehört und verstanden hatten, um ihnen von der Suche nach Erkenntnis zu berichten und ihre Fragen zu beantworten, sofern sie sich beantworten ließen. Immer mehr Megatrone nahmen an der Kommunikation teil, und dadurch wuchs die Kapazität ihrer Intelligenz exponentiell. Das allein wäre noch nicht gefährlich gewesen, aber wenn ein zweiter Faktor hinzukam …
Kaither fiel durch Schächte, lief durch Tunnel und zwängte seinen Schattenkörper durch dünne Lücken, während er, noch etwas wacher als sonst, über das drohende Unheil nachdachte. Er
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